Rocko Schamoni, Joy Denalane und Rockos "Manager" Gereon Klug neben dem Schriftzug Streaming-Tipps
Die "Rocko Schamoni Supershow" gehört zu den Highlights in der ARD Mediathek, die wir Ihnen diesmal ans Herz legen. Bildrechte: MDR/ARD Kultur/Superfilm/Benjamin Raederer

Streaming-Tipps Tipps für die Mediathek: Fünf ganz besondere Serien und Shows

12. April 2024, 04:00 Uhr

Die ARD Mediathek bietet eine riesige Auswahl an Spielfilmen, Dokumentationen und Serien. Damit Sie den Überblick behalten, stellen wir Ihnen alle zwei Wochen Highlights zum Streamen vor. Dieses Mal empfehlen wir fünf ungewöhnliche Serien und Shows, die gängige Fernsehformate neu erfinden. In der "Rocko Schamoni Supershow" trifft Quatsch auf deep Talk mit Promis wie Linda Zervakis oder Charly Hübner. Die Biopic-Serie "Kafka" bricht unterhaltsam mit einigen Klischees über den Autor, "Longreads" ist eine selten coole Literatursendung mit Helene Hegemann, "Gut" eine Musikdoku mit Traumsequenzen und "Haus Kummerveldt" eine historische Dramedy gegen das Patriarchat.

Juliane Streich, Autorin für MDR KULTUR
Bildrechte: MDR/Robert Kühne

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Die etwas andere Talkshow: "Rocko Schamoni Supershow"

"Comedy ist scheiße" – da sind sich Klaas Heufer-Umlauf und Rocko Schamoni einig. Sie wollen beide lieber "was Witziges" machen. Ob die "Rocko Schamoni Supershow" wirklich witzig ist, bleibt allerdings unklar, denn das Fernsehpublikum kriegt sie gar nicht zu sehen. Stattdessen kann es in der gleichnamigen vierteiligen Serie dabei zuschauen, wie der etwas gescheiterte Show-Typ Rocko Schamoni (der bereits als Romanautor, Musiker und Mitglied von Studio Braun Erfolge feierte) auf Anraten seines pseudo-peinlichen Managers versucht, ein größeres Publikum zu erreichen. Das soll klappen, indem er sich Stargäste wie Klaas, Linda Zervakis, Joy Denalane und Charly Hübner einlädt, mit denen er sich zur Showvorbereitung in verschiedenen Städten trifft.

Was sie ihm erzählen, ist dann auch das eigentlich Interessante an dieser Mockumentary, die neben viel unterhaltsamem Quatsch vor allem respektvolle ernsthafte Gespräche zeigt, die viele andere Talkformate im deutschen Fernsehen blass aussehen lassen. Und Comedy ist es zum Glück auch nicht.

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"Rocko Schamoni Supershow"
Mit Rocko Schamoni, Klaas Heufer-Umlauf, Joy Denalane, Linda Zervakis und Charly Hübner
4 Folgen à 30 Minuten
Zu sehen in der ARD Mediathek: bis 15. März 2029

Das etwas andere Biopic: "Kafka"

Kafka ist zur Zeit omnipräsent, schließlich ist der Autor vor 100 Jahren gestorben. Doch die Serie "Kafka" sticht zwischen den Jubiläumsbeiträgen erfreulich heraus: Eine ungewöhnliche Künstler-Biografie – erdacht von Bestseller-Autor Daniel Kehlmann ("Die Vermessung der Welt") und Regisseur David Schalko (hat auch schon die sehr schwarzhumorige Serie "Braunschlag" gemacht) mit Unterstützung des Kafka-Biografen Reiner Stach. Jede der sechs Folgen widmet sich einem anderen Aspekt des Lebens von Franz Kafka, der hier vom näselnden Joel Basman eher komisch als depressiv gespielt wird.

Und auch noch die kleinste Nebenrolle ist prominent besetzt – von Lars Eidinger als Rainer Maria Rilke über Charly Hübner als Ernst Rowohlt bis zu Verena Altenberger, die bemerkenswerterweise Robert Musil verkörpert. Manche Figuren sprechen direkt mit der Kamera und der Erzähler kommentiert auch gerne mal: "Sie rufen jetzt vielleicht: Das kann nicht so gewesen sein, das ist ja wie aus einem Kafka-Roman!" Aber man muss nicht mal einen Kafka-Roman gelesen haben, um bei dieser Serie Spaß zu haben.

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"Kafka"
Serie von Daniel Kehlmann und Davis Schalko
6 Folgen à 45 Minuten
Zu sehen in der ARD Mediathek: bis 20. März 2025

Die etwas andere Literaturshow: "Longreads"

Literaturformate haben es nicht leicht im Fernsehen – neben Denis Scheck und dem Literarischen Quartett gibt es nicht mehr viel und nur selten etwas Cooles für eine jüngere Zielgruppe. "Longreads" ist cool, ohne sich dabei der TikTok-Generation anzubiedern. Die Sendung, die Helene Hegemann moderiert, ist zudem noch klug. Auf Augenhöhe unterhält sich die Bestseller-Autorin da mit ihren interessanten Gästen über ein Buch, das ihr Leben verändert hat – egal, ob Roman, Graphic Novel oder Essaysammlung.

Mal in Buchläden, mal in ihrem Stammlokal in Berlin wird dann gemeinsam mit Journalistin und Autorin Samira El Ouassil über Elon Musk gelästert, mit Journalist Thilo Mischke über Ängste gesprochen und mit Boxerin Zeina Nassar die Skepsis gegenüber Ratgeberliteratur abgelegt.

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"Longreads"
Mit Helene Hegemann
Regie: Lena Brasch
3 Folgen à 40 Minuten
Zu sehen in der ARD Mediathek: bis 26. März 2029

Die etwas andere Musik-Doku: "Gut"

Gudrun Guts Leben ist voller guter Geschichten. Schließlich hat die 66-Jährige die Undergroundmusikszene Westberlins und Deutschlands entschieden mitgeprägt, unter anderem in den Bands Einstürzende Neubauten, Malaria!, Mania D. und Matador. Bis heute macht sie Musik, wenn auch nicht mehr in Berlin, sondern auf ihrem idyllischen Landgut in der Uckermark. Dort hat sie nun auch eine dreiteilige Serie produziert – als Ko-Regisseurin, Hauptdarstellerin und Komponistin porträtiert sie sich selbst dabei, wie sie den Soundtrack zu dieser Serie aufnimmt (der dann den schönen Namen "Gut Soundtrack" trägt), während sie auf Lebensgefährtinnen und -gefährten trifft.

Die Themen reichen von weißem Papier übers Muttersein und Clubnächte bis zu Brotbacken in Brandenburg, der Stil kippt oft in wundersame Traumsequenzen. Denn die dreiteilige Serie hat wie Gudrun Guts Musik und ihr Leben keine vorgegebene Form.

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"Gut"
Dokuserie von und mit Gudrun Gut
Regie: Heiko Lange
3 Folgen à 25 Minuten
Zu sehen in der ARD Mediathek: bis 8. März 2026

Das etwas andere Historiendrama: "Haus Kummerveldt"

Die Serie "Haus Kummerveldt" spielt "irgendwann in Deutschland", wie es knallpink im Vorspann heißt und gemeint ist damit das Kaiserreich des 19. Jahrhunderts. Hauptfigur Luise hat es da nicht leicht. Schon in der ersten Szene springt sie nach dem Heiratsantrag eines Verehrers lieber aus dem Fenster als "Ja" zu sagen. Denn Luise ist feministisch unterwegs, will lieber Schriftstellerin werden als Ehefrau.

Und obwohl ihre Rolle vom Leben und den Arbeiten zahlreicher Schriftstellerinnen des 18., 19. und 20. Jahrhunderts wie Annette von Droste-Hülshoff, Luise Büchner, Else Lasker-Schüler und Mary Shelley inspiriert ist, ist "Haus Kummerveldt" keineswegs ein klassisches Historiendrama, sondern eine historische Dramedy in internetaffiner Punk-Pop-Gestaltung, die die Zuschauenden mit Witz und einer eigenen Low-Budget-Ästhetik herausfordert. Genau dafür wurde sie nun mit dem Grimme-Preis ausgezeichnet. Als besonders herausragend sei an dieser Stelle der Soundtrack erwähnt, der mit feministischen Hits Luises Kampf gegen das Patriarchat bestens untermalt.

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"Haus Kummerveldt"
Regie: Mark Lorei
Drehbuch: Charlotte Krafft, Cecil Joyce Röski
6 Folgen à ca. 20 Minuten
Zu sehen in der ARD Mediathek: bis 31. August 2024

Über mich Ich bin Juliane Streich und arbeite als Kulturjournalistin für verschiedene Medien, unter anderem in der Onlineredaktion von MDR KULTUR und ttt. Der Guardian nannte mich mal "one of Europe's leading critics", außerdem gewann ich einen Pokal als "lustigste Reporterin Leipzigs". Zudem bin ich Herausgeberin der "these girls"-Buchreihe über feministische Musikgeschichte. In meiner Freizeit schaue ich am liebsten fern.

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Dieses Thema im Programm: Das Erste | 09. Januar 2024 | 20:15 Uhr

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