Der Leipziger Schriftsteller Jan Kuhlbrodt lächelt in die Kamera.
Dem Leipziger Autor wird der Alfred-Döblin-Preis verliehen – unter anderem für seinen literarischen Umgang mit der MS-Erkrankung. Bildrechte: picture alliance / dpa | Jens Kalaene

Auszeichnung Leipziger Autor Jan Kuhlbrodt mit Alfred-Döblin-Preis ausgezeichnet

07. Mai 2023, 11:21 Uhr

Jan Kuhlbrodt stammt aus Chemnitz, studierte am Deutschen Literaturinstitut und lebt seitdem in Leipzig. In seinen Texten beschäftigt er sich unter anderem mit der eigenen Vergangenheit, dem Aufwachsen in der DDR und seiner Erkrankung. Seine literarische Beschäftigung mit der Nervenkrankheit Multiple Sklerose und den Folgen wurde nun mit dem Alfred-Döblin-Preis ausgezeichnet.

Der Leipziger Autor Jan Kuhlbrodt ist mit dem Alfred-Döblin-Preis ausgezeichnet worden. Das war das Ergebnis einer Jury-Diskussion am Samstag, wie die Akademie der Künste mitteilt, die den Preis mit ausrichtet. Demnach ist die Auszeichnung mit einem Preisgeld von 15.000 Euro verbunden. Der Preis wurde am Sonntag im Rahmen eines Festaktes verliehen.

Leipziger Autor schreibt über eigene Krankheit

Sechs Autorinnen und Autoren, darunter auch die Leipziger Schriftsteller Jan Kuhlbrodt und Roman Ehrlich, stellten dafür im Literarischen Colloquium Berlin ein Manuskript vor, an dem sie gerade arbeiten. Die dreiköpfige Jury kürte die Arbeit "Krüppeltext oder Vom Gehen" als Sieger. Darin erzählt Kuhlbrodt von seinem Leben mit Multipler Sklerose, eine chronische Erkrankung des Nervensystems. Die Begründung lobt die "vielschichtige Prosa [...], die sich mit großer Unerschrockenheit, erstaunlicher Komik und theoretischem Witz der eigenen MS-Erkrankung stellt."

Im Text beschreibt Kuhlbrodt vor allem, wie es ihm wegen der Nervenschäden immer schwieriger fällt zu gehen. Dieser Einschränkung stellt er die Kraft der Literatur entgegen, "eine Welt ohne Gravitation", wie es in der Begründung heißt. So spannt er auch ein Panorama der Literatur und Philosophie auf. "Verzweiflung und ein feines Gespür für sinnliche und sprachliche Nuancen werden immer wieder kunstvoll ins Gleichgewicht gebracht", lautet das abschließende Lob. Das Buch wird voraussichtlich im Herbst 2023 erscheinen.

Mühen für die Literatur in Sachsen

Blick auf ein weißes Gründerzeit-Haus.
Jan Kuhlbrodt studierte wie viele erfolgreiche Schreibende am Deutschen Literaturinstitut Leipzig. Bildrechte: Deutsches Literaturinstitut Leipzig

Jan Kuhbrodt wurde 1966 in Karl-Marx-Stadt, heute Chemnitz geboren. Nach der Wiedervereinigung studierte er in Frankfurt am Main. Von 1997 bis 2001 wurde er zudem am Deutschen Literaturinstitut in Leipzig ausgebildet. Seitdem schreibt er vor allem Prosa und ist auch verlegerisch tätig. So war er mehrere Jahre lang Chefredakteur der Literaturzeitschrift Edit. Gemeinsam mit dem Leipziger Verlag poetenladen und der Kulturstiftung des Freistaates Sachsen gibt er die Buchreihe "Neue Lyrik" heraus. Außerdem lehrt er heute selbst regelmäßig am Leipziger Literaturinstitut. Zuletzt erschienen von ihm "Die Rückkehr der Tiere" über die Jugend in der DDR und "Schrift unter Tage".

Der Alfred-Döblin-Preis wurde 1979 von Günther Grass gestiftet und wird in der Regel alle zwei Jahre für ein unveröffentlichtes Manuskript vergeben. Das Preisgeld schwankt dabei zwischen 10.000 und 15.000 Euro. Ausgezeichnet wurden bisher zum Beispiel der Saša Stanišić oder Eugen Ruge für seinen Wenderoman "In Zeiten des abnehmenden Lichts".

Quelle: dpa, Akademie der Künste, Gans Verlag; Redaktionelle Bearbeitung: Thilo Sauer