Di 16.04. 2024 09:00Uhr 35:00 min

MDR KULTUR - Lesezeit | 80. Geburtstag von Christoph Hein (* 08. April 1944) Von allem Anfang an (Folge 11 von 14)

Von Christoph Hein

Komplette Sendung

Historische Schwarzweiß-Fotografie: Ein Platz in einem Dorf oder in einer Kleinstadt. 25 min
Bildrechte: IMAGO / BildFunkMV
MDR KULTUR - Das Radio Di, 16.04.2024 09:00 09:35
"Dem Leben muss man von allem Anfang an ins Gesicht sehen", lautet einer der Ratschläge, die Tante Magdalena Daniel gibt. Daniel ist zwölf, dreizehn und in einem Alter, in dem nichts mehr selbstverständlich ist an diesem Leben: plötzlich merkt er, dass die mitteldeutsche Kleinstadt, in die es die Familie aus dem Schlesischen nach dem Krieg verschlagen hat, unendlich langweilig ist, ihm fällt auf, dass seine Mutter nicht mehr mit dem Vater redet und er muss erfahren, dass über die russischen Panzer in Budapest in Westberlin ganz anders berichtet wird als in den Zeitungen daheim. Er lernt Wörter wie schwul und sieht zum ersten mal die Brüste eines Mädchens - und lernt, wie man küsst. Ein aufregendes Alter, verunsichert und beunruhigend - Daniel ist nicht mehr Kind und lange nicht erwachsen - ein Alter, in dem alles möglich ist: mit Artisten durchzubrennen oder zumindest nach Westberlin zu reisen, Schauspieler zu werden oder plötzlich im Schlamassel zu sitzen, weil man eben dem Leben ins Gesicht gesehen hat...

Mit den Mitteln einer fiktiven Autobiographie erzählt Christoph Hein von einer Jugend in der DDR der 1950er Jahre.

Christoph Hein, geboren am 8. April 1944 in Heinzendorf/Schlesien, aufgewachsen in Bad Düben bei Leipzig; da ihm als Pfarrerssohn der Zugang zu einem Gymnasium in der DDR verwehrt war, zog er 1958 nach Westberlin und besuchte als Internatsschüler ein humanistisches Gymnasium. Der Mauerbau verschlug ihn wieder in die DDR. Er arbeitete als Montagearbeiter, Buchhändler, Regieassistent. 1967-1971 Studium der Philosophie und Logik in Leipzig und Berlin; ab 1973 zunächst als Dramaturg, dann als Autor an der Volksbühne Berlin engagiert. Seit 1979 freischaffender Schriftsteller; Romane, Stücke, Übersetzungen, Essays, Novellen und Erzählungen. Zahlreiche Literaturpreise (zuletzt Uwe-Johnson-Preis 2012; Internationaler Stefan-Heym-Preis 2013). Mitglied der Deutschen Akademie für Sprache und Dichtung. Von 1998 bis 2000 Präsident des PEN, lebt in Berlin. 2013 produzierte der MDR mit Götz Schubert eine Lesung seines Romans "Weiskerns Nachlass", 2016 las Ulrich Matthes "Glückskind mit Vater" für MDR Kultur und 2018 Sylvester Groth den Roman "Verwirrnis".

Ulrich Mühe, 1953 in Grimma geboren, Abitur, Baufacharbeiter, ab 1975 Studium an der Leipziger Theaterhochschule "Hans Otto", erstes Engagement am Städtischen Theater Karl-Marx-Stadt, 1982 verpflichtet ihn Heiner Müller an die Ost-Berliner Volksbühne. Ab 1983 Mitglied des Ensembles des Deutschen Theaters. Seit 1990 Theaterengagements u.a. in Hamburg, bei den Salzburger Festspielen, am Wiener Burgtheater.
Sprecher in verschiedensten Hörspiel- und Hörbuchproduktionen, in der MDR-Produktion "Helden wie wir" (1996) ist er als Klaus Ultzsch zu hören. Arbeit für Film und Fernsehen, u.a. in Zschoches Hölderlin-Film "Hälfte des Lebens", 1984; Bernhard Wickis "Das Spinnennetz", "Der kleine Herr Friedemann", DFF 1991; "Das tödliche Auge", 1992. Als Gerichtspathologe Dr. Robert Kolmaar ging er in der preisgekrönten ZDF-Serie "Der letzte Zeuge" (1998-2000; 2002) ungeklärten Todesfällen nach. Mühe erhielt 2006 den Deutscher Filmpreis sowie den Europäischen Filmpreis als bester Darsteller für seinen Stasihauptmann Gerd Wiesler in dem Kinofilm "Das Leben der Anderen", der 2007 den Oscar als bester fremdsprachiger Film erhielt. Am 22. Juli 2007 starb Ulrich Mühe nach schwerer Krankheit in Walbeck/Sachsen-Anhalt.
Mitwirkende
Produktion: MDR 1998
Darsteller
Mitwirkende:
Ulrich Mühe