Peter Tschaikowsky
Der Komponist Peter Tschaikowsky als junger Mann. Seine Eltern hatten eine Karriere im Staatsdienst für ihn vorgesehen, so besuchte er von 1850 bis 1859 die Rechtsschule in Sankt Petersburg und war anschließend im Justizministerium tätig. Erst danach wandte er sich dem Musikstudium zu. Bildrechte: IMAGO / United Archives International

Lesezeit | 06.05. bis 31.05. 2024 Sylvester Groth liest "Symphonie Pathétique" von Klaus Mann

03. Mai 2024, 04:00 Uhr

Peter Tschaikowskys Leiden am Leben

Peter Tschaikowsky war einer der bedeutendsten Komponisten der Romantik – und fühlte sich sein Leben lang am falschen Platz, litt oft unter Selbstzweifeln. Der sensible Künstler liebte seine russische Heimat zwar über alle Maßen, dennoch wurde er dort lange Zeit nicht geschätzt und als "verwestlicht" abgestempelt. Tschaikowsky ging aufgrund seiner Homosexualität eine  Scheinehe mit der jungen Antonina Miljukowa ein, doch trotz anfänglicher Freundschaft entwickelte sich die Verbindung zur Qual – man trennte sich bereits nach wenigen Wochen, eine offizielle Scheidung wurde jedoch nie vollzogen. Nur in der Musik konnte sich Tschaikowsky fallen lassen und entfalten. Die Kunst war seine Vertraute. In seinem letzten Lebensjahrzehnt erlebte er noch einmal eine große Schaffensphase. Die 6. Sinfonie h-Moll op. 74 "Pathétique" wurde so etwas wie eine musikalische Autobiografie, er komponierte sie in seinem Todesjahr 1893. Wenige Tage vor seinem überraschenden Tod dirigierte er die Uraufführung seines letzten Werkes. Es heißt, er habe sich vergiftet.

Was verschafft mir allen diesen Glanz und so viel üppige Ehrung? Die kleine Tatsache, dass ich meine Schmerzen und Erniedrigungen in Töne verwandeln kann.

Peter Tschaikowsky

Online bis 24. Mai 2025

Episoden-Cover "Symphonie Pathétique" 27 min
Bildrechte: MDR/Leonardo.ai
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Episoden-Cover "Symphonie Pathétique" 28 min
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Episoden-Cover "Symphonie Pathétique" 25 min
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Episoden-Cover "Symphonie Pathétique" 26 min
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Warum Klaus Mann den Roman "Symphonie Pathétique" schrieb

Klaus Mann schreibt in seiner Autobiografie "Der Wendepunkt" über sein Buch: "Der zweite Roman, den der Querido-Verlag von mir publizieren konnte, heißt "Symphonie Pathétique" (1935); sein Held ist der russische Komponist Peter Iljitsch Tschaikowsky. Ich wählte mir diesen Helden, weil ich ihn liebe und weil ich ihn kenne: Ich weiß alles von ihm. Ich liebe auch seine Musik, sie spricht mich an, oft ist sie mir so recht aus der Seele gesprochen. (...) Gerade die Fragwürdigkeit seines Genies, die Gebrochenheit seines Charakters, die Schwächen des Künstlers und des Menschen machten ihn mir vertraut, verständlich, liebenswert. Seine neurotische Unrast, seine Komplexe und seine Ekstasen, seine Ängste und seine Aufschwünge, die fast unerträgliche Einsamkeit, in der er leben musste, der Schmerz, der immer wieder in Melodie, in Schönheit verwandelt sein wollte, ich konnte es alles beschreiben, nichts davon war mir fremd. Auch wenn es keine Dokumente über die Umstände seines Lebens und die Eigenschaften seiner Person gegeben hätte, die schöne Klage seiner Adagios, die gehetzten Rhythmen seiner Allegros sagten genug: Sache des Erzählers war es nur, diese melodische Konfession zu artikulieren, die sanghafte Beichte in Worte zu fassen. Tschaikowskys Lebenswerk, besonders aber sein letztes Opus, ist nur das Vorspiel zu diesem einsamen Tod. Deshalb liebe ich seine Musik. Deshalb schrieb ich meinen Roman Symphonie Pathétique."

Über den Schriftsteller Klaus Mann

Klaus Mann, geboren 1906 in München als ältester Sohn Thomas und Katja Manns, schrieb bereits mit 15 Jahren erste Novellen. Mit seiner Schwester Erika, Pamela Wedekind und Gustaf Gründgens gründete er ein Theaterensemble. In der Emigration (ab 1936 USA) wurde er zu einer zentralen Figur der antifaschistischen Publizistik. Hier entstanden auch seine bedeutendsten Romane: "Symphonie Pathétique", "Mephisto. Roman einer Karriere" und "Der Vulkan". Seine Autobiographie "Der Wendepunkt" wurde 1999 von MDR Kultur mit dem Schauspieler Ulrich Noethen als Lesung produziert.

Bei Rowohlt erschien 2024 eine neue Biografie über Klaus Mann von Thomas Medicus. Darin wird vor allem "die zerrissene Persönlichkeit Klaus Manns beschrieben, die zu Extremen neigte und einen scharfen Verstand mit tiefer Verzweiflung vereinen musste."

Der Schriftsteller Klaus Mann an Bord der Champlain bei seiner Ankunft in New York City, um 1938
Der Schriftsteller Klaus Mann an Bord der Champlain bei seiner Ankunft in New York City, um 1938 Bildrechte: imago images / United Archives International

Über den Schauspieler Sylvester Groth

Sylvester Groth wurde in Jerichow/Sachsen-Anhalt geboren und kam als Elfjähriger nach Leipzig, wo er als Sprecherkind in Hörspiel-Produktionen mitwirkte. Er machte eine Ausbildung zum Elektriker und studierte anschließend an der Hochschule für Schauspielkunst Ernst Busch in Berlin. 1985 floh er aus der DDR, spielte an der Westberliner Schaubühne, den Münchner Kammerspielen, im Wiener Burgtheater und bei den Salzburger Festspielen.

Seine Laufbahn als Kinoschauspieler begann Sylvester Groth in der Hauptrolle von Frank Beyers DEFA-Streifen "Der Aufenthalt" (1982) und fand später internationale Höhepunkte wie in Quentin-Tarantinos "Inglourious Bastards" (2009). 2017 ehrte ihn die DEFA-Stiftung für seine herausragenden Leistungen im deutschen Film.
Für den MDR-Hörfunk brachte sich Sylvester Groth neben Hörspielrollen maßgeblich mit brillanten Lesungen ein, darunter "Dekalog" von Kieslowski/Piesiewicz (MDR 2007), Uwe Tellkamps "Der Turm" (MDR 2008), Günter de Bruyns "Vierzig Jahre" (MDR 2011), Durs Grünbeins: "Die Jahre im Zoo. Ein Kaleidoskop" (MDR 2016), "Verwirrnis" von Christoph Hein (MDR 2018) oder Joseph Conrads Roman "Mit den Augen des Westens" (MDR 2023).

Der Schauspieler Sylvester Groth
Der Schauspieler Sylvester Groth liest "Symphonie Pathétique" von Klaus Mann. Bildrechte: picture alliance/dpa | Jörg Carstensen

Angaben zur Sendung

MDR KULTUR Lesezeit
06.05. - 31.05. 2024
Symphonie Pathétique
Von Klaus Mann
Gelesen von Sylvester Groth
(18 Folgen)
Produktion: MDR 2024

Sendung im Radio: 06.05. - 31.05. 2024 | Montag bis Freitag 9:05 Uhr und in der Wiederholung: Montag bis Freitag 19:05 Uhr

Die Lesung steht hier bis zum 24. Mai 2025 zum Hören bereit.
Die 18 Folgen werden im Zeitraum vom 3. Mai bis zum 24. Mai 2024 in vier Staffeln veröffentlicht.

Dieses Thema im Programm: MDR KULTUR - Das Radio | MDR KULTUR Lesezeit | 06. Mai 2024 | 09:05 Uhr