Porträt von Lea Römer, Pressereferentin von JUUUPORT. 23 min
Lea Römer ist Pressereferentin bei JUUUPORT. Im MDR MEDIEN360G-Interview spricht sie über die Besonderheiten der Beratungsplattform, an die sich Jugendliche wenden können, die mit Cybermobbing aber auch anderen Problemen im Netz in Berührung gekommen sind. Bildrechte: MDR MEDIEN360G | Julia Baumgart Photography
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Lea Römer spricht über die Beratungsstelle JUUUPORT und das Thema Cybermobbing. Das Besondere: die Ratsuchenden werden bei JUUUPORT von anderen Jugendlichen zu ihren Problemen im Netz beraten.

23:29 min

https://www.mdr.de/medien360g/medienwissen/juuuport-hilfe-bei-cybermobbing-100.html

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Verein JUUUPORT Hilfe gegen Mobbing im Netz

11. Juli 2023, 14:27 Uhr

JUUUPORT.de ist eine bundesweite Beratungsplattform für junge Menschen, die Probleme im Netz haben. Jugendliche helfen Gleichaltrigen bei Online-Problemen wie Cybermobbing, Mediensucht und vielem mehr. Diese ehrenamtliche Arbeit ist für sie eine Herzensangelegenheit. Im Interview mit MEDIEN360G spricht die presseverantwortliche Lea Römer über den Verein. Nele, die gerne anonym bleiben möchte, gibt Auskunft über ihre Arbeit als Scout.

Mobbing im Netz ist vielfältig: Beleidigung, Bedrohung, Belästigung und Bloßstellen von Personen. Es geschieht beispielsweise in Chats, Foren oder auf Social Media Plattformen.

JUUUPORT bietet Beratung für Betroffene. Der Verein wurde 2010 von der Niedersächsischen Landesmedienanstalt initiiert.

Lea Römer ist eine von zwei hauptamtlichen Mitarbeitenden und zuständig für die Pressearbeit. Laut Römer beginne Mobbing schon mit der Ausgrenzung, zum Beispiel in der Schule. Doch Cybermobbing endet nicht mit dem Schulalltag. Auch danach erleben Betroffene weitere Demütigungen. "Meist ist es eine Kombination, denn Kinder- und Jugendliche unterscheiden nicht zwischen der realen und der fiktiven Welt", so Lea Römer.

Jugendliche beraten zu digitalen Themen

Das Besondere an JUUUPORT sind die etwa 60 Scouts. Das sind Jugendliche zwischen 16 und 24 Jahren, die Online-Beratungen übernehmen und anonyme Beratung und Online-Seminare zu verschiedenen Themengebieten anbieten: dazu zählen Cybermobbing, Cybergrooming, Mediensucht, Hass im Netz und vieles mehr.

Ein junges Mädchen blickt auf einen Handybildschirm. Ihr Gesicht wird vom Bildschirm angeleuchtet.
Über Instant-Messenger-Dienste wie WhatsApp und soziale Netzwerke finden die meisten Cybermobbing-Angriffe statt. Doch auch in Foren, E-Mails oder Chaträumen kann es zu Vorfällen kommen. Bildrechte: MDR MEDIEN360G & iStock

Nele ist eine dieser ehrenamtlichen Scouts. Sie ist 22 Jahre alt und aktuell Studentin. Sie ist sowohl bei JUUUPORT als auch bei der Opferschutz Organisation "Weißer Ring" tätig.

Sie kam im Winter 2021 während der Corona Krise zu JUUUPORT. Vor allem "weil sich durch Corona viele Kontakte auf den virtuellen Bereich und das Internet verlegt haben". Wichtig sei, dass die Betroffenen das Gefühl haben, nicht alleine zu sein. "Im Gegensatz zu Mobbing hört Cybermobbing nicht auf, wenn Jugendliche nach Hause gehen. Es stellt eine durchgehende Belastungssituation dar", sagt Nele.

Was ist JUUUPORT? - Erste Hilfe Online-Beratungen für Jugendliche zu digitalen Themen
- Ehrenamtliche Jugendliche stehen als Experten bereit und beantworten Fragen
- Themengebiete: Cybermobbing, Cybergrooming, Hass im Netz und viele mehr
- Die Plattform bietet auch Online-Seminare

Erste Hilfe im Netz

"Wir verstehen uns als Erste Hilfe im Netz. Es ist auch wichtig, dass die Betroffenen ihre Gefühle von der Seele schreiben können", sagt Lea Römer. In der Regel sind Hilfesuchende zwischen 13 und 18 Jahren alt. Fragen zu Mobbing und Cybermobbing machen dabei den größten Teil aus.

Im Gegensatz zu anderen Hilfsorganisationen wie etwa der Telefonseelsorge findet bei JUUUPORT der Austausch hauptsächlich schriftlich statt. "Dadurch soll die Hemmschwelle für die Hilfesuchenden, uns zu kontaktieren, möglichst niedrig sein", so Nele. Sogar Sprachnachrichten werden über Whats App ausgetauscht.

Wenn Fragen die Aufgaben der Scouts überschreiten, dann wird an weitere Fachberatungsstellen verwiesen. Bei akuten Notfällen wie selbstverletzendem Verhalten oder Selbstmordgedanken ist JUUUPORT nicht die richtige Anlaufstelle. In solchen Fällen sollten sich Betroffene an die Telefonseelsorge oder den Krisendienst wenden. Dann übernehmen Medienpädagogen und Psychologen die Kommunikation.

Eine Tastatur mit einer blauen Taste, auf der eine stilisierte Waage als Gesetzessymbol abgebildet ist.
Mobbing im Internet oder in Sozialen Medien kann zur Anzeige gebracht werden. Im Zusammenhang mit Cybermobbing begehen Täterinnen und Täter teilweise gleich mehrere Straftaten. Bildrechte: PantherMedia /ArtemSam

In manchen Fällen melden sich die Betroffenen nochmal und berichten, ob ihnen geholfen werden konnte. Oft sei dies aber nicht der Fall, wie Nele berichtet. Daher müssen die Scouts lernen, damit umzugehen, dass der Ausgang einiger Fälle meist offenbleibt.

Wie verläuft die Kontaktaufnahme?

Der Erstkontakt geht immer von den Hilfesuchenden aus. Sie schicken entweder ein Anliegen über das Kontaktformular oder über die Internetseite JUUUPORT oder sie melden sich während der WhatsApp-Beratungszeit. Diese ist von Montag bis Freitag immer von 18:00 Uhr bis 20:00 Uhr.

Täglich erreichen JUUUPORT zwischen acht und zehn Nachrichten. Medienpädagogen und Psychologen ordnen die ersten Nachrichten ein. Wenn die Einschätzung jugendgerecht ist, werden sie an die Scouts weitergeleitet. Diese suchen sich aus der Bandbreite Fragen heraus, die sie beantworten können. Fragen, die sie nicht beantworten können, werden an entsprechende Fachstellen weitergeleitet.

"Wir versuchen dann schnellstmöglich Vertrauen aufzubauen, indem wir uns kurz vorstellen und unsere Aufgabe bei JUUUPORT schildern. Häufig trauen sich Jugendliche nicht, um Hilfe zu fragen, weil sie befürchten, ihre Entscheidungen könnten kritisiert werden oder auf Unverständnis stoßen", so Nele.

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Cybermobbing zählt zu den größten Gefahren im Netz. Für jüngere Menschen, die derart stark in ihr Online-Leben eingebunden sind, kann es äußerst schwer sein, sich solchen Übergriffen zu entziehen. Fast jede fünfte Schülerin beziehungsweise jeder fünfte Schüler zwischen acht und 21 Jahren gibt an, von Cybermobbing betroffen zu sein. Bildrechte: MDR | MEDIEN360G & iStock
Ein junges Mädchen blickt auf einen Handybildschirm. Ihr Gesicht wird vom Bildschirm angeleuchtet.
Über Instant-Messenger-Dienste wie WhatsApp und soziale Netzwerke finden die meisten Cybermobbing-Angriffe statt. Doch auch in Foren, E-Mails oder Chaträumen kann es zu Vorfällen kommen. Bildrechte: MDR MEDIEN360G & iStock
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Mobbing im Internet oder in Sozialen Medien kann zur Anzeige gebracht werden. Im Zusammenhang mit Cybermobbing begehen Täterinnen und Täter teilweise gleich mehrere Straftaten. Bildrechte: PantherMedia /ArtemSam

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