Ein gelber VW Golf und ein oranger Mercedes Vision stehen sich gegenüber. Dahinter schlagen ein roter und ein blauer Boxhandschuh gegeneinander. Das Bild symbolisiert den Kampf zwischen Verbrenner und E-Auto.
Verbrenner gegen E-Auto: Wer gewinnt den Kampf? Bildrechte: MDR/Pia Schlentzek/dpa/Imago/Cover-Images

recap E-Auto-Mythen im Realitäts-Check

21. Juli 2023, 17:28 Uhr

Es war eine Nachricht dieser Woche: EU-weit werden inzwischen mehr E-Autos verkauft als Diesel. Doch nach wie vor liegen weit vor den E-Autos immer noch Benziner und Hybride. Es gibt viele Vorbehalte, von denen einige auf Vorurteilen beruhen. Drei E-Auto-Mythen im Check.

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Bildrechte: MDR/Denis Ludwig/Franz-Paul Senftleben

Die recap-Folge zu E-Autos direkt hier anschauen:

Im Juni sind erstmals mehr E-Autos in der EU zugelassen worden als Diesel. In Deutschland liegt der Anteil bei 17 Prozent. Umgekehrt heißt das aber auch: Mehr als vier von fünf Neuwagen sind immer noch Verbrenner oder Hybride. Die Mehrheit ist also immer noch skeptisch, was Elektroautos angeht. Das zeigt auch eine Umfrage von MDRfragt: Nur zehn Prozent der Befragten würden sich ein E-Auto kaufen. Als Hauptgründe geben sie zu wenige Lademöglichkeiten, hohe Kosten und geringe Reichweite an.

Ein weiterer möglicher Grund für Vorbehalte könnten auch die vielen Gerüchte und Falschbehauptungen sein, die seit Jahren insbesondere in sozialen Medien kursieren. Wir haben drei der häufigsten E-Auto-Mythen geprüft.

Mythos eins: E-Autos brennen doch dauernd

Statistisch gesehen sind Brände bei E-Autos seltener als bei Verbrennern. Der Versicherer "AutoinsuranceEZ" hat Daten der US-Verkehrsbehörden ausgewertet und dabei herausgefunden: Benziner und Diesel brennen 50 mal häufiger als E-Autos. Nur 0,03 Prozent aller verkauften Stromer sind demnach in Flammen aufgegangen. Bei Verbrennern liegt die Quote bei 1,5 Prozent, bei Hybriden sogar bei 3,5 Prozent.

E-Autos brennen also deutlich seltener. Aber wenn es passiert, ist es in der Regel gefährlicher. Denn E-Autos brennen schneller aus als Verbrenner und das Löschen dauert länger, weil sich der Akku bei hoher Resthitze nach dem Löschen erneut entzünden kann.

Mythos zwei: E-Auto sind klimaschädlicher als Verbrenner

Dieser Mythos hält sich seit vielen Jahren. Grund für das Vorurteil ist der hohe Energieverbrauch bei der Produktion der Batterie, der viel CO2 verursacht. Wie viel genau und welche Antriebsart nun besser abschneidet, darüber gibt es immer wieder unterschiedliche Auffassungen - auch in der Wissenschaft. Je nach Berechnungsgrundlage und was alles berücksichtigt wird, fallen die Ergebnisse unterschiedlich aus. Anhängig ist es unter anderem davon, ob Batterie-Fabriken mit grünem Strom angetrieben werden, was viele Zulieferer und Autobauer anstreben.

Dennoch bleibt das E-Auto in der Herstellung meist klimaschädlicher als Verbrenner, aber über seinen gesamten Lebenszyklus betrachtet schneidet es deutlich besser ab. Denn Verbrenner stoßen während des Betriebs viel CO2 aus. Der ADAC hat berechnet, dass der Rückstand des E-Autos nach spätestens 60.000 Kilometern aufgeholt ist - wird nur mit Ökostrom gefahren sogar schon nach 25.000 bis 30.000 Kilometern.

Klar ist auch: Verbrennermotoren sind eine alte Technologie, der technische Fortschritt ist also begrenzt. Elektromotoren hingegen stehen noch am Anfang, hier wird viel geforscht. So werden die Batterien ständig leistungsfähiger und problematische Rohstoffe weniger.

Mythos drei: Das Stromnetz bricht zusammen, wenn wir alle E-Auto fahren. 

Bisher sind E-Autos kein Problem fürs Stromnetz. Aber es werden immer mehr und somit auch die Belastung höher. Da ist logisch, dass die Stromnetze ausgebaut werden müssen. Das müssen sie in der Energiewende und mit wachsender Digitalisierung aber ohnehin.

E-Autos können beim Netz der Zukunft sogar hilfreich sein. Denn sie können mit ihren Akkus als dezentraler Stromspeicher dienen, sagt Luisa Sievers vom Fraunhofer-Institut für System- und Innovationsforschung. So können sie Spitzen im Netz abpuffern, etwa, wenn viel Wind weht oder die Sonne scheint und andererseits ausgleichen, wenn zu wenig Strom im Netz ist. "Wir brauchen eine Flexibilität im Stromnetz. Da kann Elektromobilität durchaus eine Chance sein. Es kommen immer stärker smarte Anwendungen wie Smart-Meter zum Einsatz. Und da können die Batterien von Elektroautos eine Art Puffer im System sein."

Zu diesem Schluss kommt auch der ADAC. E-Autos können in Zukunft als flexibler Stromspeicher eingesetzt werden. Bislang gebe es aber noch zu wenige Modelle, die die technischen Voraussetzungen haben. Zudem fehle es noch an gesetzlichen Vorgaben und Anreizen für die Industrie.

Für wen lohnt sich ein E-Auto?

Ob sich ein E-Auto finanziell lohnt, wie gut man damit von A nach B kommt und ob 2035 tatsächlich das Aus der Verbrenner kommt, darüber reden wir in der aktuellen recap-Folge.

Dieses Thema im Programm: recap bei YouTube | 21. Juli 2023 | 17:00 Uhr

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