Eine Schauspielerin steht auf der Bühne eines Theaters.
Bildrechte: Theater Plauen-Zwickau/André Leischner

Veranstaltung Premiere: Theater für Gehörlose in Zwickau

28. März 2024, 15:00 Uhr

Mal ins Theater zu gehen, ist für die meisten eine Selbstverständlichkeit. Wer aber schlecht oder gar nicht hört, dem entgeht bei einer herkömmlichen Aufführung einiges. Denn erst durch Stimmen und Geräusche wird das Stück lebendig und man kann der Handlung folgen. Das Theater Plauen-Zwickau holt deshalb jetzt zum ersten Mal Gebärden-Dolmetscher auf die Bühne.

Für die vier Studentinnen des Studiengangs Gebärdendolmetschen an der Westsächsischen Hochschule Zwickau (WHZ) ist es am Donnerstagabend eine Premiere: Sie werden erstmals bei einem Theaterstück auf der Bühne stehen und simultan für Gehörlose übersetzen. Das Stück "Traurigkeit und Melancholie oder Der aller aller einsamste George aller aller Zeiten" haben die vier während ihres Studiums in Gebärden übersetzt.

Theaterpremiere für Gehörlose in Zwickau
Am Theater Zwickau feiert ein Stück für Gehörlose Premiere. Bildrechte: Theater Plauen-Zwickau/André Leischner

Ein-Personen-Stück ideal für Gebärdensprache

Das Stück erzählt die Geschichte einer alten Riesenschildkröte. Warum sich die vier Gebärdendolmetscherinnen genau dieses Stück ausgewählt haben, beschreibt Laura Schickedanz so: "Tatsächlich waren da erstmal die technischen Vorgaben relevant. Es ist ein Monolog. Es ist nur eine Person auf der Bühne. Das macht es fürs Dolmetschen einfacher. Denn je mehr Leute auf der Bühne sind, je mehr Gespräche es gibt oder gar Gruppenszenen, desto komplizierter würde es werden. Da haben wir gedacht: das bietet sich an."

Praktisch wird das so umgesetzt, dass die Gebärdendolmetscherin an einem gut ausgeleuchteten Dolmetscherpult vor der Bühne steht. "Wir sind zu viert und wechseln uns ab. Allerdings hat das mit den Figuren zu tun, die im Stück vorkommen. Es gibt ja den einsamen George, das ist die eine Person. Dann gibt es noch ein paar andere, die aber nur durch Stimmen aus dem OFF dargestellt werden. Und dafür haben wir verschiedene Dolmetscherinnen."

Theaterpremiere für Gehörlose in Zwickau
Bisher gibt es schon Führungen durch das Gewandhaus in Zwickau mit Gebärdendolmetscher. (Archivbild) Bildrechte: privat

Auch Töne und Klänge werden "gezeigt".

Außerdem läuft in dem Stück auch viel über Geräusche und Töne. Deshalb muss jedes Geräusch in ein Bild umgewandelt werden. Es gibt zum Beispiel eine Gans: "Die kann man darstellen mit dem Schnabel. Das ist relativ klar. Und dann hat man noch mal eine Hand, die so fliegt. Dass man also nochmal ein Bild hat, das man 'anbaut' an die feste Gebärde", erklärt die Studentin MDR SACHSEN.

Schon mit Führungen gute Erfahrungen gemacht

Eine Aufführung mit Gebärdendolmetscher ist eine Premiere im Theater Plauen-Zwickau. Doch das Thema selbst ist nicht neu. Denn das Theater hat schon Führungen für Gehörlose angeboten, sagt Pressesprecherin Anne Zeuner. "Die Resonanz war sehr gut, sodass wir uns mit den Studentinnen überlegt haben, ob wir nicht sogar eine Aufführung für Gehörlose anbieten können. Deshalb gibt es nun diese Premiere."

Wenn bei der Premiere alles gut geht, gibt es auch beim Applaus eine neue Erfahrung: "Applaus in Gebärdensprache funktioniert so, dass man die Hände in die Luft hält, etwas über den Kopf. Die Hände werden quasi geöffnet und dann wie ein starkes Zittern geschüttelt", erklärt Gebärdendolmetscherin Laura Schickedanz.

(jh/mwa)

Dieses Thema im Programm: MDR SACHSEN - Das Sachsenradio | Regionalreport aus dem Studio Chemnitz | 28. März 2024 | 14:30 Uhr

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