Rechte unterwandern Coronaproteste Wie Neonazis die Querdenken-Bewegung vereinnahmen
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14. April 2021, 20:28 Uhr
Die Demonstrationen der Initiative Querdenken begannen als Protest gegen die Corona-Maßnahmen. Mittlerweile mischen sich aber immer mehr Neonazis unter die Demonstrationen.
Mit der Partei "Freie Sachsen" üben Neonazis und Querdenker den Schulterschluss. Die Partei fordert ein Ende der Corona-Maßnahmen und niedrige Steuern. Aber vor allem eins: den "Säxit", den Austritt aus der Bundesrepublik.
Wer sind die Leute, die mit einer Mischung aus Verschwörungstheorien und rechtem Gedankengut versuchen, ein Sammelbecken für verschiedene Gruppen zu sein?
Chef der Partei ist Martin Kohlmann. 2018 wurde er deutschlandweit bekannt, nachdem er als Anführer der rechtsextremen Wählervereinigung "Pro Chemnitz" die rassistische Proteste in Chemnitz anführte.
Heute freut er sich über das breite Bündnis aus verschiedenen Gruppen, die sich an den "Freien Sachsen" beteiligen: "Hier ist 'Freigeist Erzgebirge', hier sind die Leute von 'Honks for Hope', von den 'Christen im Widerstand', von 'Zukunft Zwickau', 'Zentrum Automobil' ist vertreten und die 'Ärzte für Aufklärung'."
Vizechef der Partei ist Stefan Hartung. Als NPD-Funktionär ist er bekannt für die Organisation von Demonstrationen gegen die Aufnahme von Asylsuchenden in Schneeberg. Michael Nattke vom Kulturbüro Sachsen sieht in der Entwicklung der verschiedenen Bewegungen ein Muster:
Was stattfindet in der extremen Rechten, ist ja eine Neuorganisation des gesamten Lagers. Man weiß, dass man mit einer Person allein, oder mit einer Organisation allein auf Dauer nicht erfolgreich ist. Sondern man braucht verschiedenste Akteure, die in verschiedenen Bereichen der Gesellschaft unterwegs sind. Und man versucht, diese Vereinzelung wieder aufzuheben durch einen Bewegungsgedanken, wo Doppelmitgliedschaften erwünscht und erlaubt sind.
Gelingt der Schulterschluss?
Durch das Verschwimmen der Grenzen finden jedenfalls auch immer wieder Menschen den Weg zu Veranstaltungen der "Freien Sachsen", die sonst Abstand von rechtem Gedankengut nehmen. Zum Beispiel der Cafébetreiber Nicolas Sihombing. Der Indonesier nahm an einer der sogenannten "Mutmach-Kundgebungen" der "Freien Sachsen" teil. Dort wurde gegen die Schulschließungen aufgrund der Corona-Pandemie demonstriert.
Wie kann ich als Nichtdeutscher mit solchen von der NPD ein vernünftiges Gespräch führen? Das ist unmöglich. Aber jetzt gibt es einen gemeinsamen Nenner für Gespräche, den ich sehr begrüße.
Im Corona-Frust verschwimmen manche Grenzen und auf den Demonstrationen treffen immer mehr wütende Demonstrierende auf Neonazis, die die Stimmung zu nutzen wissen.
Quelle: MDR FAKT
Dieses Thema im Programm: MDR FERNSEHEN | FAKT | 13. April 2021 | 21:45 Uhr