Arbeitskampf im ÖPNV Streiks im Nahverkehr: Viele Ausfälle bei Bus und Straßenbahn in Sachsen
Hauptinhalt
02. Februar 2024, 06:18 Uhr
Pendler in Chemnitz, Dresden, Leipzig, Plauen und Zwickau sowie in mehreren Landkreisen müssen sich am Freitag nach Alternativen umschauen. Dort wird der Nah- und Regionalverkehr bestreikt. Auch im Schülerverkehr fallen Fahrten aus. Subunternehmer sollen auf den von ihnen bedienten Linien aber unterwegs sein.
- Die Gewerkschaft Verdi fordert für Sachsens Bus- und Straßenbahnfahrer bessere Arbeitsbedingungen.
- Die Verkehrsbetriebe der betroffenen Städte und Kreise verweisen auf zahlreiche Ausfälle bei Straßenbahnen und auf Buslinien.
- Die Präsenzpflicht für Schüler bleibt trotz drohender Probleme im Schülerverkehr bestehen.
Die Dienstleistungsgewerkschaft Verdi hat Beschäftigte etlicher Verkehrsbetriebe in Sachsen für Freitag zum Streik aufgerufen. Wie die Gewerkschaft mitteilte, betrifft das die Dresdner Verkehrsbetriebe, die Chemnitzer Verkehrs AG, die Städtischen Verkehrsbetriebe Zwickau, die Plauener Straßenbahn und Leipziger Verkehrsbetriebe. Ferner sind die Fahrer in Regionalbus-Betrieben in der Kreisen Zwickau, Erzgebirgskreis, Mittelsachsen, Meißen, Sächsische Schweiz/Osterzgebirge, Bautzen und Görlitz zu Arbeitsniederlegungen aufgerufen.
Fahrgäste der Stadt- und Regionalverkehre müssen seit Freitagmorgen mit erheblichen Behinderungen rechnen. Im Freistaat geht es dabei vor allem um bessere Arbeitsbedingungen. Die Beschäftigten profitieren hier schon von den Abschlüssen im öffentlichen Dienst, die im vergangenen Frühjahr ausgehandelt worden waren.
Gewerkschaft: Entlastung und Überstundenabbau dringend nötig
Verdi erklärte, die Beschäftigten der Stadtverkehre bräuchten aber dringend Entlastung. Die Krankenstände seien hoch. Teilweise würden in den Betrieben Überstundenkonten im sechsstelligen Bereich geführt. Verdi fordert daher einen neuen Manteltarifvertrag mit einem höheren Urlaubsanspruch, der Einführung von Zeitzuschlägen für Samstagsarbeit und auch von Überstundenzuschlägen.
Bei den Regionalbus-Unternehmen geht es laut Verdi auch um mehr Geld für Beschäftigte, Azubis, Praktikanten, Werkstudenten und Rentner in geringfügiger Beschäftigung.
Mit diesen Ausfällen muss gerechnet werden
- In Chemnitz werden voraussichtlich alle Fahrten der Straßenbahnlinien 2, 3, 4, und 5, der Schienenersatzverkehr der Linie 1 und die Buslinien 21, 22, 31, 33, 43, 51, 52, 62, 72, 76, 82, 82, 83, S92 und S94 komplett ausfallen.
Auch das Tochterunternehmen Euro Traffic Partner wird laut Verdi bestreikt. Damit dürfte der Nachtverkehr komplett ausfallen. Die Citybahn ist nicht vom Streik betroffen und fährt planmäßig auch durch die Innenstadt. Ebenfalls von Subunternehmen werden die Linien 26, 39, 42, 49, 56, 69, 79 und 89 planmäßig bedient. Teilweise bedient werden kann die Linie 96. Die Service-Hotline ist von 07 Uhr bis 19 Uhr besetzt.
- In Zwickau sollen alle Fahrten der Straßenbahn-Linien 3 und 4 sowie die Bus-Linien 10, 11, 12 und 26 ersatzlos entfallen. Es muss auch mit Einschränkungen im Schülerverkehr gerechnet werden. Beim VW-Werksverkehr wird nur die erste Fahrt vom Werk gewährleistet. Die weiteren Fahrten entfallen. Die Linien der Subunternehmer sind nicht betroffen.
- In Dresden sind nach Angaben der Verkehrsbetriebe voraussichtlich alle Straßenbahnen, die Bergbahnen und die meisten Stadtbus-Linien sowie die Fähren betroffen. Auch das Tochterunternehmen Dresdner Verkehrsgesellschaft wird bestreikt. Fahrten von Subunternehmen sollen verkehren - so etwa die Linien 65, 74, 78, 84 und 90 am Stadtrand. In Klotzsche, Weixdorf, Pieschen und der Neustadt sind die Mobi-Shuttles unterwegs, die per App gebucht werden müssen. Nicht erreichbar sind Hotlines und die stationären Kundencenter.
- Die Leipziger Verkehrsbetriebe teilten mit, es komme zu erheblichen Einschränkungen. Laut Internetseite der Verkehrsbetriebe kommt es bei fast allen Linien in der Stadt zu Ausfällen. Ausgenommen sind die durch Subunternehmer betriebenen Bus-Linien.
- Die Betreiber der Straßenbahn Plauen kündigten an, dass sämtliche Straßenbahn- und Buslinien voraussichtlich nicht bedient werden könnten. Nur die Schienenersatzverkehrslinien EV2 und EV4 zwischen Albertplatz und Waldfrieden bzw. Reusa seien nicht vom Streik betroffen.
Konkrete Auswirkungen im Regionalverkehr
- Für den Landkreis Zwickau hat der Regionalverkehr Westsachsen eine Liste von Fahrten veröffentlicht, die am Freitag durch Partnerunternehmen planmäßig verkehren sollen.
- Eine solche Liste gibt es auch von DB Regio Bus Ost im Landkreis Görlitz. Nach Angaben des Unternehmens fällt der Stadtverkehr Zittau komplett aus. Im Raum Löbau sollen hingegen Subunternehmer den Verkehrs weitestgehend aufrecht erhalten. Der Omnibusverkehr Oberlausitz in Niesky geht davon aus, dass 50 Prozent der Fahrten stattfinden. Eine Übersicht gibt es hier.
- Der Regionalbus Oberlausitz und hat für den Landkreis Bautzen zwei Listen für Freitag veröffentlicht: eine mit den gestrichenen Fahrten und eine mit allen Verbindungen, die angeboten werden sollen.
- Bei der Verkehrsgesellschaft Hoyerswerda fällt der Stadtverkehr komplett ausfällt. Ein Notbetrieb könne nicht angeboten werden. Einzig der Busverkehr zum Schulschwimmen und für die Behindertenwerkstatt finde statt, hieß es auf der Internetseite.
- Der Regionalverkehr Sächsische Schweiz-Osterzgebirge teilte mit, auf den Buslinien, Fähren und bei der Kirnitzschtalbahn sei mit Fahrtausfällen zu rechnen. Es sei auch kein freigestellter Schülerverkehr inklusive Sport- und Schwimmverkehr möglich. Zudem ist der Nachtverkehr von Freitag zu Sonnabend betroffen.
- Die Unternehmen Regiobus Mittelsachsen, Regionalverkehr Erzgebirge und die Verkehrsgesellschaft Meißen rechnen mit zahlreichen Ausfällen auch im Schülerverkehr. Im Landkreis Meißen sind auch die Fähren wegen des Streiks außer Betrieb. Die Görlitzer Verkehrsbetriebe erwarten Ausfälle im Stadtverkehr, also auch bei der Straßenbahn.
Kein Streik in Nordsachsen, im Leipziger Land und im Vogtland
Der Verkehrsverbund Vogtland teilte mit, dass die beiden Regionalbus-Betriebe im Vogtlandkreis vom Streik nicht betroffen seien. Auch der Regionalbus Leipzig und das Unternehmen Nordsachsen Mobil schreiben auf ihren Homepages, dass sie nicht bestreikt würden. Laut Mitteldeutschem Verkehrsverbund ist die Thüsac mit Linien im Landkreis Leipzig ebenfalls nicht vom Verdi-Streikaufruf betroffen.
Landesamt: Präsenzpflicht für Schüler bleibt bestehen
Eine Sprecherin des Landesamtes für Schule und Bildung räumt auf Nachfrage ein, der angekündigte Streik werde "durchaus Schwierigkeiten für einzelne Schülerinnen und Schüler darstellen, die Schulen zu erreichen". Wer es nicht schafft, müsse sich rechtzeitig von der Schule abmelden. "Die Schulen werden mit Verständnis und sensibel reagieren", betont die Amtssprecherin. Die Präsenzpflicht werde nicht ausgesetzt.
Eltern sollten sich auf der Homepage der Schule informieren, ob individuell abweichende Entscheidungen von der Schulleitung getroffen sind. Das Kultusministerium teilte auf Anfrage mit, die Schulen hätten unter anderem die Möglichkeit, den Unterrichtsbeginn zu verlegen.
MDR (lam)
Dieses Thema im Programm: MDR SACHSEN - Das Sachsenradio | Nachrichten | 31. Januar 2024 | 07:00 Uhr