Ingolf Lerch, Vorstand LEVER Agrar AG 2 min
Im Video: Ingolf Lerch, Vorstand der Lever Agrar AG, erklärt, was es mit dem Bilanzgewinn von drei Millionen Euro auf sich hat. Bildrechte: MITTELDEUTSCHER RUNDFUNK

Landwirtschaft Drei Millionen Euro Bilanzgewinn - wie schlecht geht es großen Agrarbetrieben wirklich?

19. Februar 2024, 06:21 Uhr

Auf den Straßen protestieren Landwirte mit ihren Traktoren gegen die Kürzung der Diesel-Subvention. Diese geht einigen - meist kleineren - Betrieben an die Substanz. In Thüringen gibt es jedoch auch größere Betriebe, die ein erfreuliches finanzielles Polster haben. Die Lever Agrar AG in Heiligenstadt hat in ihrer Unternehmensgeschichte einen Bilanzgewinn von drei Millionen Euro erwirtschaftet. Was bedeutet das?

In der Einladung zur Hauptversammlung der Lever Agrar AG steht eine erstaunliche Zahl: Die Aktionäre sollen über den Bilanzgewinn von 3.014.148,72 Euro entscheiden. Ein Dokument, das für alle sichtbar im Internet steht.

Die drei Millionen seien jedoch nicht der Gewinn eines Jahres, erklärt Vorstand Ingolf Lerch. Der Bilanzgewinn sei im Prinzip die Summe der Gewinne, die in dreißig Jahren gemacht wurden. "Die Zahl hört sich gewaltig an, aber man kann sie nicht auf ein Jahr beziehen."

Eine gelbe Markierung mit einer Zahl.
Bei der Hauptversammlung wird darüber entschieden, was mit dem Bilanzgewinn passiert. Bildrechte: MITTELDEUTSCHER RUNDFUNK

Bilanzgewinn ist die Summe der Gewinne von dreißig Jahren

Ingolf Lerch erklärt das an einem Beispiel: Wenn ein Agrar-Unternehmen im Jahr 200.000 Euro Gewinn erwirtschafte, gehen 20.000 Euro an die Aktionäre und 180.000 Euro bleiben im Betrieb. Und wenn auch die Jahre davor gewinnbringend waren, dann ergeben sie den Bilanzgewinn - in dem Fall der Lever Agrar AG von rund 3 Millionen Euro wie im vergangenen Jahr.

Ein Mann spricht in die Kamera.
Ingo Lerch von der Lever Agrar AG Bildrechte: MITTELDEUTSCHER RUNDFUNK

Gewinn stark abhängig von aktueller Entwicklung

Die Bilanzen der Jahre zuvor weisen Bilanzgewinne von 1,8 bis 2,3 Millionen Euro auf. Das Wirtschaftsjahr 2022/23 war demnach für den Getreideproduzenten Lever Agrar besonders erfolgreich - unter anderem weil nach dem Angriff Russlands auf die Ukraine die Preise durch die Decke gegangen seien, so Lerch: "Der Getreidepreis war in der Spitze bei 40 Euro. Vorher haben wir für Weizen 17,18 oder 20 Euro bekommen."

Das vergangene Jahr sei für sein Unternehmen dann nicht mehr so gut gelaufen: Die Ernte sei verregnet, die Qualität schlechter gewesen. Und die Preise hätten sich halbiert. Dazu kamen die damals sehr hohen Kosten für Diesel und Dünger: "Wenn man da einen Strich drunter macht, ist das schon schwierig, eine schwarze Zahl drunter zu kriegen", erklärt Lerch.

Agrar-Vorstand unterstützt Bauernproteste

Auch wenn sein Betrieb ein gutes finanzielles Polster habe: Lerch unterstützt die Proteste der Landwirte gegen die gekürzten Diesel-Subventionen. "Das macht bei uns 60.000 Euro aus." Bei 30 Mitarbeitern würden damit pro Nase 2.000 Euro fehlen. Gegen die Kürzung der Diesel-Subventionen demonstrieren sowohl kleinere als auch größere Betriebe.

Viele große Agrarbetriebe in Thüringen hatten im Jahr 2021 gute Ergebnisse - also hohe Jahresüberschüsse. Die Bilanzen werden jedoch erst nachträglich im Bundesanzeiger veröffentlicht. Daher gibt es darüber noch keine aktuelleren Zahlen, die öffentlich verfügbar sind.

Mehr zur Frage, warum sich Landwirte in Mitteldeutschland gegen den Abbau von Subventionen wehren, sehen Sie hier:

MDR (dst)

Dieses Thema im Programm: MDR THÜRINGEN | THÜRINGEN JOURNAL | 18. Februar 2024 | 19:00 Uhr

217 Kommentare

martin vor 12 Wochen

@camper21: Die Überstunden der Erntezeit werden aber i.d.R. in den Monaten mit wenig Arbeit in der Pflanzenproduktion wieder abgebummelt. Ja, die Pflanzenproduktion hat keinen kontinuierlichen Arbeitsanfall. Aber auch das ist kein Alleinstellungsmerkmal in der deutschen Arbeitswelt.

martin vor 12 Wochen

@camper21: Es besteht also eine Einigkeit, dass weder die Lokführer (wie Sie ja ursprünglich behauptet hatten) noch die Angestellten der Agrarindustrie Subventionen erhalten. Welche Lokführer meinen Sie übrigens eigentlich? Die von "DB Fernverkehr", "DB Cargo", div. "DB Regio", ...?

Allerdings machen fast alle DB Gesellschaften keinen nennenswerten Gewinn (sehr freundlich formuliert) - außer Schenker, das Tochterunternehmen, das verkauft werden soll, aber keine Lokführer beschäftigt (jedenfalls nicht meines Wissens).

Im Regionalverkehr schreiben die Verkehrsträger die Leistungen aus. Da der ÖPNV seiner volkswirtschaftlichen Aufgabe nicht kostendeckend gerecht werden kann, gibt es für die bestellten Verkehre entsprechende Zuschüsse. Und ja, das kann man dann grundsätzlich mit der Landwirtschaft vergleichen. Der Haken ist, dass die schlechten Erzeugerpreise, die die Landwirtschaft erzielt, nicht "gottgegeben" sind und daher die Subventionierung an der falschen Stelle ansetzt.

martin vor 12 Wochen

@camper21: Nun ja, man kann ja durchaus gegen die Subventionierung von "Erfurt International" UND für das Abschmelzen der Agrardieselsubvention sein. Oder spricht aus Ihrer Sicht etwas dagegen? Oder meinen Sie, dass eine "unvorteilhafte" Subvention den Sinn einer anderen "unvorteilhaften" Subvention verbessert?

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