Dienstags direkt am 11.06.2013 Chatprotokoll zum Nachlesen

25. September 2019, 11:58 Uhr

Tausende Menschen stemmten sich in den vergangenen Tagen gegen die Wassermassen, unter ihnen Feuerwehrleute, Soldaten und zahllose freiwillige Helfer. Was bewegt uns dazu, zu helfen? Das Thema bei "Dienstags direkt" und Chat bei MDR.DE.

Das waren unsere Gäste:

Prof. Roland Deutsch - Sozialpsychologe, TU Dresden
Thomas Mende – Feuerwehr Dresden
Oberst Michael Knop - Bundeswehr
Rainer Kann - Sächsischer Landespolizeipräsident

  • Chat-Moderator: Hallo und herzlich Willkommen zum Chat von "Dienstags direkt". Heute geht es um das Thema Helfen. Haben Sie selbst im Kampf gegen das Hochwasser mitgeholfen? Helfen Sie auch im Alltag gern? Diskutieren Sie mit und stellen Sie Ihre Fragen!
  • Chat-Moderator: Guten Abend, Gregor!
  • Gregor: Guten Abend aus Frankfurt Main
  • Gregor: Hier in Frankfurt ist das Hochwasser nicht angekommen aber finanzielle Hilfe habe ich bei der Spendengala vom mdr geleistet. Im Alltag ob es im Supermarkt oder in der U-Bahn ist helfe ich schon hilfsbedürftigen Menschen in unterschiedlicher Weise.
  • Klara: Hallo, in die Runde.
  • Chat-Moderator: Was meinen Sie: Woher kam die große Solidarität und Hilfsbereitschaft bei der Flut 2013? Haben die Menschen hierzulande wieder ein größeres Bedürfnis, ein "Miteinander" zu schaffen?
  • Gregor1: Ich glaube Solidarität zeigt sich in vielen Bereichen des Lebens, wie hier in Frankfurt bei der Blockupy Demo (1.6.2013), wo die Demonstranten die zu unrecht eingekesselten nicht im Stich gelassen haben.
  • Lars: Brauchen wir immer die Katastrophe, damit die Menschen sich helfen? In Alltagssituationen habe ich nicht nur einmal erlebt, dass keiner hilft.
  • Roland Deutsch: Tatsächlich gibt es viele Gründe, warum in Alltagssituationen nicht geholfen wird, z.B. weil sich niemand verantwortlich fühlt. Besonders problematisch sind akute Notfälle in der Öffentlichkeit. Aber dennoch darf man nicht vergessen, dass täglich an allen Stellen geholfen wird, z.B. in beruflichen Situationen, in Familien, im Ehrenamt.
  • Michael Knop: Ich bin grundsätzlich der Meinung, dass die Bundeswehr besser wahrgenommen wird als in der Vergangenheit- Einsätze wie 2002 oder jetzt machen aber natürlich die Bundeswehr besser erlebbar für die Bevölkerung
  • Klara: Haben Sie das Gefühl, dass auch die Bundeswehr nach dem Hochwasser 2002 und jetzt aktuell - mit anderen Augen wahr genommen wird.
  • TiLL: Wer koordiniert eigentlich im Hintergrund die Helfer und die Hilfe?
  • Thomas Mende: Die professionelle Hilfe wird von Einsatzleitungen und Stäben koordiniert. Die bürgerliche Hilfe konnte 2013 in Dresden noch nicht von der Technischen Einsatzleitung realisiert. Wir arbeiten daran.
  • Chat-Moderator: Warum sind heute weniger Menschen zur regelmäßigen Hilfeleistung, sprich zur ehrenamtlichen Arbeit, bereit?
  • Gregor1: Das glaube ich nicht das heute weniger Menschen zu ehrenamtlicher Arbeit bereit sind, schauen Sie doch in die vielen Vereine wo es viele Ehrenamtliche Arbeiter gibt die jetzt in solchen Katastrophenfällen wie der Flut auch bei den Aufräumarbeiten mithelfen.
  • Chat-Moderator: Die letzte Stunde "Dienstags direkt" beginnt gleich. Wenn Sie noch Fragen an unsere Studiogäste haben, nur zu. Sie stehen Ihnen gern Rede und Antwort.
  • Klara: Kann man tatsächlich vom Verhalten der Tiere auf die Menschen schlussfolgern? oder sind das allenfalls Ideen, die "am Menschen" noch mal überprüft werden müssen?
  • Roland Deutsch: Nein, man kann nicht direkt vom Verhalten der Tiere auf den Menschen schlussfolgern. Aber ist ist eine interessante Frage, was Gemeinsamkeiten und Unterschiede im menschlichen und tierischen Verhalten sind. Das kann man aber nur durch Forschung klären, in der man sowohl Menschen als auch Tiere untersucht.
  • Lars: Wie kann diese Art von Solidarität, die jetzt herrscht, in den Alltag mitgenommen werden?
  • Roland Deutsch: Das ist nicht leicht, denn die Solidarität wird zum Teil durch die einzigartige Situation gefördert, in der wir gerade sind. Dieses besonders hohe Ausmaß an Solidarität dient ja gerade dazu, mit Notfallsituationen klarzukommen. Fördern könnte man Solidarität z.B. damit, Menschen für Notlagen im Alltag zu sensibilisieren, versteckte Notlagen aufzudecken.
  • Lars: und wie sollte eine solche Sensibilisierung aussehen?
  • Roland Deutsch: Das kann sehr unterschiedlich sein und hängt von der Art der Alltagsnotlagen ab. Ganz generell wäre ein Ansatz, in jeder Form darauf hinzuarbeiten, dass Notlagen für möglichst viele Mitbürger sichtbar werden. Zudem sollte man tatsächlich mit den näheren Nachbarn anfangen. Denn Solidarität fällt Menschen umso leicheter, je näher sie sich sind. Man könnte dann den Kreis ausdehnen.
  • Lars: Ich danke allen Beteiligten und wünsche eine gute nacht!
  • Gregor2: Der interessante Abend mit einer schönen 'Dienstag direkt'-Sendung und einem interessanten Thema ist schon wieder fast vorbei. Ein großes Dankeschön an die Moderatorin Jana Große, Redakteur, Chat-Moderatorin, Technik und an die Gäste Michael Knop, Rainer Kann, Roland Deutsch und Thomas Mende.
  • Chat-Moderator: In wenigen Minuten endet unser Chat. Vielen Dank an unsere Studiogäste. Und natürlich auch an Sie!