Chatprotokoll vom 09.07.2013 Ist es an der Zeit für eine Bildungsrevolution?

25. September 2019, 11:58 Uhr

Endlich Schreiben, Lesen und Rechnen lernen: Kinder wie Eltern fiebern dem ersten Schultag gleichermaßen entgegen. Doch in nicht wenigen Fällen weicht Freude Frust. Müssen wir in Sachen Bildung nachsitzen?

Beginn des Chats war Dienstag, 9. Juli 2013, 20 Uhr.

Unser Gast:
- Heiko Vogel - Ideengeber für die Kurfürst-Moritz-Schule in Boxdorf

  • Chat-Moderator: Guten Abend und herzlich willkommen zum Chat von Dienstags direkt! Heute diskutierten wir über Schule und Bildung. Ist es Zeit für eine Bildungsrevolution? Zu Gast im Chat war - Heiko Vogel (Ideengeber für die Kurfürst-Moritz-Schule in Boxdorf, einer der wenigen Gemeinschaftsschulen in Sachsen)
  • Gregor: Guten Abend heute wieder nachdem ich letzte Woche an der Ostsee im Urlaub war.
  • Chat-Moderator: Guten Abend. Willkommen zurück!
  • Gregor: Ich finde mehr praktische Arbeit in der Schule wäre hilfreich für die Schüler auch für später.
  • Chat-Moderator: Stellen Sie auch jetzt schon Herrn Vogel Ihre Fragen zum Thema "Null Bock auf Schule: Ist es an der Zeit für eine Bildungsrevolution?"
  • Carla: Hi
  • Chat-Moderator: Hallo.
  • Peter: Dazu müsste der Platz auch da sein und das Werkzeug, die erste Hürde, die kaum einer nimmt? Wie sieht das in Boxdorf aus?
  • Heiko Vogel: Lernen ist eine Tätigkeit, das ist schon vom Wesen her so. Dies zielt nicht nur auf "Werken", das ist in allen Fächern so. Platz für solches praktisches Lernen gibt es bei uns überall. Bei uns z.B. besonders in der Musik, wo viel musiziert wird, in ganzen Bandklassen zum Beispiel. In Technik werden beispielsweise Wanderwegweiser für die Moritzburger Wälder gefertigt, aber auch Sprache würde ich als praktische Arbeit ansehen, wenn man z.B. mit Partnerschulen im Ausland arbeitet.
  • Thilo: Kann jeder Schüler nach Boxdorf?
  • Heiko Vogel: Gern würden wir alle interessierten Schüler aufnehmen, leider ist unsere Aufnahmefähigkeit mit 2,5 Zügen erschöpft. Außerdem haben z.B. Geschwisterkinder und Kinder aus unserer Gemeinde Vorrang. Aber alle Klassen werden natürlich bis zum letzten Platz gefüllt, um möglichst alle Interessenten aufzunehmen.
  • Chat-Moderator: Stimmen Sie ab: Wie bewerten Sie das sächsische Schulsystem? auf http://www.mdr.de/mdr1-radio-sachsen/dienstags-direkt110_zc-b2f1a9b5_zs-d9d67f3d.html ! Oder prüfen Sie Ihr Wissen im Quiz: Bestehen Sie den PISA-Test? auf http://www.mdr.de/mscg/frage.php?id=1043
  • mibi: Guten Abend meine Tochter geht in die 4.Klasse auf die NaSch (Nachbarschaftschule in Leipzig) die haben keinen Frontal Unterricht bis zur 6. Klasse und wahren in der 1. bis zur 3. Klasse in gemischten Klassen zusammen und haben Projekt Unterricht. Bis zum ende diesem Schuljahr hat die Klasse 24 Schüler aber ab nächstem Schuljahr werden die Klassen auf 28 Schüler auf gefühlt (1 Klasse u.5.K.) . Das hat die SBAL so festgelegt.Ich wünschte mir mehr Schule wie diese
  • Steve : Ist für Sie jeder Schüler gleich? (Faulheit,Fleiß)
  • Chat-Moderator: Können Sie Ihre Frage bitte präzisieren?
  • sabine: Guten Abend, Herr Vogel, ich hoffe, Sie verlieren Ihren Enthusiasmus nicht. Die Bedingungen für die Entwicklung echter Gemeinschaftsschulen sind ja in Sachsen denkbar schlecht. Wie schätzen Sie denn die Chancen für eine notwendige Schulgesetzänderung ein, die gestern auch der Landeselternrat gefordert hat?
  • Heiko Vogel: In Sachsen ist wesentlich mehr möglich, als landläufig bekannt. Hier können Schulen wesentlich mehr Verantwortung für die eigene Arbeit übernehmen. Das macht Spaß, aber benötigt auch viel Engagement. Möglichkeiten auch im rechtlichen Rahmen verändern sich mit dem Erfolg, gegen ihm wird sich kaum jemand stemmen. In sofern bin ich optimistisch.
  • sabine: Ihren Optimismus in Ehren - aber was hilft denn einer engagierten, hoch motivierten Grundschule, die bestehende Grenze am Ende der 4. Klasse zu überwinden? Echtes längeres gemeinsames Lernen über die 4. Klasse hinaus ist doch in Sachsen gar nicht gewollt und deshalb auch nicht möglich. Eine "Gemeinschaftsschule" in Sachsen beginnt doch erst in der Sek.I.
  • Heiko Vogel: "über die 4. Klasse hinaus", das muss ja nicht heißen, dass das Gebäude gleich bleibt. Das ist auch in vielen "Gemeinschaftsschul-Ländern" nicht so. Natürlich macht es aber viel Sinn, Schüler gemeinsam weiterlernen zu lassen. Es ist aber vor allem wichtig, dass Schüler alles Lernen dürfen, dass ihre Wege offen sind. Hier hat sich in den letzten Jahren schon einiges getan. Das in Sachsen durchaus auch mehr gewünscht wird, zeigt schon ihre Frage.
  • Kerstin58: Ich kann das alles unterstützen was jetzt gesagt wurden ist. Mein Sohn hatte eine Rechtschreib/Leseschwäche in der Grundschule. Wir als Eltern haben uns mit der Lehrerschaft in Verbindung gesetzt und haben Stück für Stück nach einer Lösung gesucht. Heute ist mein Sohn Diplom-Landwirt und leitet die Pflanzenproduktion in einem 2500 ha betrieb. Wir haben Lehrer gefunden, die unseren Sohn gefördert haben und mit dazu beigetragen, was er heute ist, Von der Grundschule über die Realschule bis
  • Kerstin58: Ganztagsschule leben uns die skandinavischen Länder vor, die Pfalz macht es schon , nur Sachsen hängt mit seiner konservativen Einstellung hinterher
  • Iris: Sehr geehrter Herr Vogel, Sie möchten Ihre Schule positiv "verkaufen" , damit eine höhere Akzeptanz erzeugt wird und es auch mehr Nachahmer gibt. Dieses läßt sich besser erreichen, wenn Sie ganz konkrete Beispiele geben: Wie fördert die Musik das Lernen- 2 Sätze mehr wie sich " das Sprechen über den Lernstoff" auswirkt- etc. kleine AH's der Schüler, wenn Sie etwas begriffen haben. Die Hörer müssen ein Bild vor sich haben, dass verstehen auch die Ihre Schulen. mfg I
  • Chat-Moderator: Die letzte Stunde der Sendung und unseres Chat ist angebrochen. Stellen Sie Herrn Vogel Ihre Frage(n) zum Thema Schule und Bildung!
  • Kerstin58: Wann ist Sachsen soweit Ganztagsschulen einzuführen?
  • Heiko Vogel: Das ist eher eine Sache des Begriffs, Ganztagsschulen heißt es in Sachsen nicht, hier wird von Schulen mit Ganztagsangeboten gesprochen. Das sind z.B. fast alle Mittelschulen. Sie erfüllen alle Kriterien für Ganztagsschulen, haben aber oft natürlich noch deutliches Entwicklungspotential.
  • Sabine-2: Eine echte Gemeinschaftsschule sollte m. E. auch eine Ganztagsschule sein - oder sehen Sie das aufgrund Ihrer konkreten Erfahrungen anders, Herr Vogel? Welche Personalausstattung - qualitativ und quantitativ - wäre aus Ihrer Sicht für eine solche Schule wünschenwert?
  • Heiko Vogel: Stimmt, da bin ich auch der Meinung. Qualitativ und Quantitativ ist natürlich mehr immer schön, aber wenn die derzeitigen Möglichkeiten ausgeschöpft werden können, sollte es im Grunde reichen. Selbstständigkeit in der Personalauswahl wäre natürlich ein Knüller.
  • lyd85: Herr Vogel, also ist ihre Schule das gleiche Modell wie es an Montessori-Schulen seit Jahren gemacht wird?
  • Heiko Vogel: nicht 1 zu 1, aber in vielen grundlegenden Überlegungen
  • Chat-Moderator: Die letzten 15 Minuten der Sendung und somit auch des Chats sind angebrochen. Herr Vogel beantwortet gerne Ihre Fragen. Schreiben Sie!
  • lyd1985: Finde ich sehr schön,dass einige grundlegende Überlegungen übernommen wurden,ich stehe völlig hinter der Montessori-Schule und freu mich, dass an Ihrer Schule ein Teil davon hat. :) wünsche Ihnen weiterhin viel Erfolg
  • Gregor: Eine interessante Sendung 'Dienstag direkt' mit dem Thema Bildung neigt sich dem Ende entgegen. Ein Dankeschön für die kurzweilige Sendung an die Moderatorin Kathleen Rothe, Chat-Moderator, Redaktion, Technik und an den Gast Heiko Vogel. Bis nächsten Dienstag zu einer neuen Sendung 'Dienstag direkt' mit einem neuen interessanten Thema.
  • Sabine-2: Meine Frage zur qualitativen Personalausstattung bezog sich auch auf die Multiprofessionalität - nicht nur Lehrer, sondern auch Sozialpädagogen, Logopäden, Ergotherapeuten arbeiten in anderen Ländern an inklusiven Ganztagsschulen. Das wäre doch auch für Sachsen eine schöne Vision?
  • Heiko Vogel: Klar, solche Modelle kennen wir von Partnerschulen. Die Entwicklung geht eindeutig in diese Richtung, bei uns z.B. in Zusammenhang mit der Aufnahme eines geistig behinderten Kindes.
  • Chat-Moderator: Die Sendung ist beendet. Vielen Dank an unseren Studiogast und natürlich auch an Sie! Seien Sie auch nächste Woche wieder dabei!
  • Sabine-2: Ich wünsche allen Beteiligten noch einen schönen Abend!
  • Chat-Moderator: Danke, ebenso!
  • Chat-Moderator: Das Chat-Protokoll können Sie in Kürze nachlesen, und zwar hier: http://www.mdr.de/mdr1-radio-sachsen/dienstags-direkt110_zc-b2f1a9b5_zs-d9d67f3d.html Dort finden Sie auch die Sendung zum Nachhören.