Chatprotokoll vom 16.07.2013 Immer unterwegs im Takt der Motoren: Hat uns die Realität längst ausgebremst?

25. September 2019, 11:58 Uhr

Höher, schneller, weiter? Wohin bringt uns die Mobilität? Kaum auszudenken, wenn keine Autos mehr hergestellt würden, oder? Haben wir es verpasst, in andere Fortbewegungsmittel zu investieren? Fehlt uns ein gesundes Umweltbewusstsein? Wird es bald nur noch ein interessantes Leben in den Ballungsräumen geben? Wie bewegen sich die Menschen in 20 Jahren fort? Darüber und inwieweit sich der Mensch davon bereits abhängig gemacht hat haben wir am Dienstagabend diskutiert.

  • Julia: Hallo
  • Olaf Jacobs: Guten Abend!
  • Julia: Hallo
  • Linda Blumkowski: Hallo
  • Chat-Moderator: Herzlich willkommen zum Chat bei Dienstags direkt. Heute ist unser Thema die Mobilität. Zu Gast im Hörfunkstudio und hier im Chat sind Prof. Dr.-Ing. Udo J. Becker, Lehrstuhlinhaber für Verkehrsökologie an der TU Dresden, Linda Blumkowski von fortis saxonia und Olaf Jacobs, Regisseur, Film- und Fernsehproduzent.
  • GregorFFM: Hallo und Guten Abend aus dem warmen Frankfurt Main.
  • Chat-Moderator: Guten Abend. Schön, dass Sie wieder dabei sind.
  • GregorFFM: Thema Mobilität verspricht auch heute wieder ein interessanter Abend zu werden.
  • GregorFFM: Wenn man sich den Ankündigungsbreitag auf der Homepage zum heutigen Tag kann ich nicht zu 100 % zustimmen. Ich bin der Meinung in der Stadt ist man mobiler ohne Fahrzeug. Hier in Frankfurt z.B. kenne ich z.B. viele die sich ein Auto einfach nicht mehr leisten wollen. Die zusätzlichen Kosten für Autos (Umweltplakette und Parkgebühren) in der Stadt kommen da noch hinzu.
  • GregorFFM: Wie kann man den Nahverkehr attraktiver machen in ländlichen Gebieten der Bundesrepublik, dann da liegt m.M.n. der Nachholbedarf der Landesregierungen?
  • Udo J. Becker: Theoretisch ginge das leicht, "man müsste" Busse, Bahnen, Fahrgemeinschaften usw. einfach attraktiver, günstiger, angenehmer, verfügbarer machen: Aber das hilft alles nichts, wenn die Mehrheit der Menschen weiter im eigenen Fahrzeug sitzt: Denn dann bleiben Busse zum größten Teil leer, und leere Busse rechnen sich nicht. Man müsste also beides tun: Den Öffentlichen Verkehr attraktiver, aber beim privaten Auto alle gesellschaftlichen Kosten anlasten. Erst im Paket wird es sinnvol
  • Fahrer: ... na dann eine bewegende Sendung.
  • GregorFFM: Was halten Sie davon das sich die Autofahrer wie in anderen Ländern auch sich ihre Straßen selbst unterhalten in Form der PKW Maut. Die Steuergelder sollten gerechter verteilt werden und nicht wie bisher zu großen Teilen in den Straßenverkehr.
  • Udo J. Becker: Diese Frage wird ja bei uns in Deutschland gerade diskutiert - und sehr kontrovers diskutiert. Schon das zeigt, dass "Verkehr" immer sehr sensibel diskutiert wird: Stellen Sie sich doch einen anderen gesellschaftlichen Bereich vor, in dem die Nutzer nicht alle Kosten bezahlen müssten? Selbstverständlich müssten - irgendwann einmal - alle Verkehrsteilnehmer alle ihre Kosten decken, was denn sonst?
  • GregorFFM: Ja ich kann auf das Auto verzichten ich habe jetzt seit 3 Jahren kein Auto und bin unterwegs mit Bus und Bahn. Und ich kann von mir behaupten das ich ein starkes kulturelles Leben führe.
  • Kerstin58: Wenn wir ans Energie sparen denken, sollten wir alle mit dem Fahrrad fahren. Energie wird bei der Produktion von Bahn, Bus und Auto gleichermaßen verbraucht. Ich bleibe beim Auto, da ich eine Fahrgemeinschaft gegründet habe und in meiner E-klasse Platz habe für mindestens 6 Personen habe
  • Kerstin58: Zudem muss ich 50 Jahre Auto, Bus oder Bahn fahren um den Energiebedarf der in den Fahrzeugen steckt, in Form von Kraftstoff als Energieträger zu verbrauchen
  • tholmer: Ich fand die Idee mit dem Örben-Konzept von Frau Blumkowski interessant. Aus welchem Antrieb und mit welcher Zielstellung bauen Studenten solch ein Fahrzeug?
  • Linda Blumkowski: Da gibt es natürlich viele Motivationen, die wir Studenten da haben. Es ist auf der einen Seite eine schöne Möglichkeit die Theorie des Studiums in praktische Arbeit zu verwandeln. Also der reine Spaß ist da unser Antrieb. Auf der anderen Seite betreiben wir klassische Forschungsarbeit.
  • Udo J. Becker: Die E-Klasse ist sicher eine tolle Kiste: Und sechs Sitzplätze sind toll. Die Frage ist nur: Wie oft haben Sie alle 6 Plätze besetzt? Denn wenn die E-Klasse nicht voll besetzt ist sind Bus und Bahn immer effizienter!
  • Linda Blumkowski: Also wir erforschen was möglich ist und sein könnte. Wir versuchen bei unserer Arbeit auch immer etwas zu erschaffen zu "erfinden", was es so vorher nicht gab. Davon können dann vor allem Firmen profitieren, die so günstige Forschung erhalten.
  • tholmer: Frau Blumkowski, danke für Ihre Antwort. Sie sprachen von 6-stelligen Summen: Aber wie können denn Studenten diese Summen bewältigen und wie kann man Ihre Forschungsprojekte unterstützen? @Kerstin58: Können Sie mir bitte erklären, wie Sie in einer E-Klasse 6 oder mehr Personen unterbringen?
  • Linda Blumkowski: Selbst können wir diese Summen natürlich gar nicht aufbringen. Bei allem was wir machen sind wir auf Sponsoren angewiesen. Firmen, die uns finanziell oder auch materiell unterstützen und so den Bau ermöglichen.
  • Linda Blumkowski: Unterstützen kann man uns also finanziell oder mit Materialien die wir benötigen.
  • Kerstin58: Liebe Linda, mein Auto ist immer voll. Ich finde es auch toll, wenn ich Mitarbeitern helfen kann, sie auf Arbeit zu bringen, wir sind ein ländlicher Kreis, haben auch eine gute Infrastruktur, aber so halten wir für alle die Kosten im Rahmen
  • Linda Blumkowski: Fahrgemeinschaften zu bilden ist momentan eine relativ günstige und umweltfreundliche Möglichkeit mobil zu sein, ohne auf die Bahn etc. angewiesen zu sein. Es wäre wünschenswert, wenn viel mehr Mneschen die Möglichkeit mit ihren Kollegen nutzen würden.
  • Olaf Jacobs: In EXAKT - So leben wir erzählen wir morgen um 20.15 Uhr im MDR Fernsehen auch davon, dass die Zahl der Neuwagenzulassungen von unter 29jährigen um 38% zurück gegangen ist.
  • GregorFFM: Wahre Worte von Herrn Prof. Becker!!!
  • Kerstin58: Sehr geehrter Herr Becker, die Sitzplätze sind immer belegt
  • Udo J. Becker: Hallo Kerstin58, Toll! Prima! Aber stimmt das wirklich - immer, also IMMER 6 Personen im Auto? Falls ja: Glückwunsch: Sie ersetzen manchen großen Bus damit! Und so sparen sie Abgase.
  • GregorFFM: Die Sendung 'Dienstag direkt' zum Thema Mobilität neigt sich dem Ende entgegen. Ich bedanke mich für eine interessante Sendung bei der Moderatorin Kathleen Rothe, dem Chat-Moderator, der Redaktion, der Technik und den Gästen Linda Blumkowski, Olaf Jacobs und Prof. Dr.-Ing. Udo J. Becker.
  • Chat-Moderator: Drei Stunden "Dienstags direkt" sind vorüber. Vielen Dank für Ihre Fragen und Meinungen zum Thema. Den Podcast zur Sendung finden Sie in einer guten Stunde auf unserer Internetseite. Ich wünsche Ihnen allen einen schönen Abend.