Chatprotokoll vom 23.07.2013 Müssen wir mehr Platz schaffen für Dichter und Denker?

25. September 2019, 11:58 Uhr

Kann die Hochkultur aus eigener Kraft, d.h. ohne den Nachwuchs, überleben? War es nicht immer so, dass sich Kunst und Kultur eigene Freiräume erkämpfen mussten? Ist es nicht frech, unter dem Dach der Kunstfreiheit ein sorgloses freischaffendes Leben zu fordern? Fehlt es den Kulturschaffenden an Kreativität, sich die eigene Existenz zu organisieren? Fehlt wirklich nur das Geld?

Gäste im Chat:
- Sophia Littkopf (Geschäftsführerin HALLE 14, Baumwollspinnerei Leipzig)
- Nikolaus Woernle (Vorstand des Vereins Zentralwerk)
- Egmont Elschner (Chef des Kulturbeirates Chemnitz)

MDR 1 RADIO SACHSEN | 23.07.2013 | ab 20 Uhr

  • Julia: Guten Abend.
  • Egmont Elschner : tach auch
  • Julia: Guten Abend.
  • Nikolaus Woernle : Hallo!
  • Gregor: Guten abend aus dem heißen Frankfurt/Main!
  • Egmont Elschner : frankfurt ist doch zu jeder jahreszeit heiß oder ...
  • Gregor: ... das stimmt auch wieder!
  • Chat-Moderator: Herzlich willkomen zum Chat. Thema ist heute die Kunst und der Raum dafür. Zu Gast im Studio und hier im Chat sind Sophia Littkopf, Nikolaus Woernle und Egmont Elschner. Sophia Littkopf ist Geschäftsführerin der Halle 14 in der Baumwollspinnerei Leipzig. Nikolaus Woernle ist im Vorstand des Zentralwerkes, einer Genossenschaft in Gründung in Dresden. Egmont Elschner ist Chef des Kulturbeirates Chemnitz.
  • Gregor: Hier in Frankfurt gab es jahrelang eine Projekt wo in den alten Kasernen der Amerikaner Kino, Strassenfeste und Wohnungen für Künstler geschaffen wurden. Seit Frankfurt einen neuen Bürgermeister hat ist das Gebiet Baugebiet ausgeschrieben worden und die Künstler werden nach und nach vertrieben. Das finde ich sehr schade. Dafür bezahlt die Stadt Frankfurt dem Fussballverein Eintracht Frankfurt die Stadionmiete.
  • Egmont Elschner : Gelder für Kunst und Kultur kürzen, bedeutet die Seele einer Stadt zu beschädigen. Es gibt keinen Grund, das zu unterstützen.
  • Gregor: Was sagen sie dazu das die Länder immer mehr Gelder für Kunst und Kultur kürzen?
  • Chat-Moderator: Egmont Elschner hat geantwortet: Gelder für Kunst und Kultur kürzen, bedeutet die Seele einer Stadt zu beschädigen. Es gibt keinen Grund, das zu unterstützen.
  • Konrad: Wer das Geld an der Stelle kürzt, der wird bald auch keine Gäste mehr haben. Dann müsste man sich schon überlegen, wen man in der Stadt haben will. Eine gute Ausstellung zieht auch interessante Gäste nach Chmenitz.
  • Egmont Elschner : Ja, das haben die Begehungen z.B. auch bewiesen.
  • karin: Muss die Kunst nicht auch nach Freiraum suchen und darum kämpfen?
  • Sophia Littkopf: Unbedingt! Es darf aber kein Kampf gegen Windmühlen werden. Wurde Raum gefunden, sollte er zum Kunstort werden dürfen. Die sich unter Umständen anschließende Gentrifizierung des Viertels sollte den Kunstraum nicht gefährden.
  • karin: Muss die Kunst nicht auch nach Freiraum suchen und darum kämpfen?
  • Egmont Elschner : Ja, Kampf muß sein, ist hilfreich und kreativ - aber auch nicht Alles - auch Nichtkämpfer müssen Raum und Unterstütung bekommen.
  • Gregor: Ich finde Kunst in der Nachbarschaft sehr wichtig, ich war früher regelmäßiger Besucher des sogenannten 'Freak'-Kino in der vorhin angesprochenen alten Kaserne der Amerikaner.
  • Kupfer: Warum ist das ein Freak kino? - was laufen da für filme?
  • sylvia: die stadt chemnitz setzt meiner meinung nach die gelder falsch ein z.b. haben wir ein großes sportforum das wäre besser da zu investieren als ein millionen teurer neubau des cfc stadion. wir haben für die eissporthalle keinen rollstuhlgerechten eingang das können se sich gern ansehen am 12.8. beginnt die neue eiszeit wir haben 20 uhr 30 training in der trainingshalle dafür wäre geld erforderlich und nicht für die gellertstrasse
  • Gregor: Dokumentarfilme, Reportagen etc.
  • Gregor: Leider gibt es dieses 'Freak'-Kino nicht mehr, seit das Gelände zum Baugebiet ausgeschrieben wurde.
  • TomHilgart: Frage an Egmont Elschner zum SAEK - warum wird der SAEK seit einiger Zeit nicht mehr via Kabel Deutschland verbreitet? Kreative Inhalte auch verbreiten zu wollen, erfordert verschiedene Wege.
  • Egmont Elschner : Natürlich auch "nur" eine Geldfrage. Aber bitte hierzu die SLM Sächsische Landesmedienanstalt befragen und wieder befragen. Die SAEK sind für vielfache Verbreitung. Die SLM bewilligt dazu die Gelder oder nicht.
  • Pollock: Wenn wir die Diskussion ernstahft weiter führt, dann müssten wir einiges in Frage stellen, denn wenn die Eigentümer auch an "Kunst" vermieten muss ... dann wird man wohl auch das Eigentum in Frage stellen. Ob das die richtige Lösung ist, ich denke man muss einfach die Kulturvereine interessant gestalten.
  • Egmont Elschner : Also, es gibt keine Entschuldigung für langweilige Kulturvereine, völlig einverstanden. Und: im Grundgesetz steht Eigentum verpflichtet !!!!!!!!!!
  • Chat-Moderator: Wenn Sie noch Fragen an unsere Gäste haben, nur zu. Eine knappe Stunde haben wir noch.
  • Chat-Moderator: Genauso freuen wir uns auf Ihre Meinungen zum Thema.
  • Gregor: Der heutige 'Dienstag direkt'-Abend mit dem Thema Kunst und Kultur braucht mehr Platz, neigt sich schon wieder dem Ende entgegen. Ich glaube wir alle sind uns einig das wir unbedingt mehr Platz für Kunst und Kultur brauchen, egal in welcher Stadt. Ich bedanke mich für die interessante Sendung bei der Moderatorin Kathleen Rothe, dem Chat-Moderator, dem Redakteur, der Technikverantwortlichen und den Gästen Sophia Littkopf, Nikolaus Woernle und Egmont Elschner.
  • Chat-Moderator: Die Sendezeit von "Dienstags direkt" ist leider um und damit endet auch der Chat. Vielen Dank an Sie und unsere Gäste Sophia Littkopf, Egmont Elschner und Nikolaus Woernle. Ich wünsche Ihnen allen noch einen schönen Abend.