Chatprotokoll vom 25.09.2012 Vernachlässigt, misshandelt, ausgesetzt. Warum werden nicht alle Kinder geliebt?

25. September 2019, 11:58 Uhr

Sie heißen Karolina, Jessica oder Lea-Sophie. Unvorstellbares Leid ist mit den Namen dieser Kinder eng verknüpft, die Anteilnahme an ihren Schicksalen groß. Die große Frage bleibt: Wie konnte das passieren?

Das waren unsere Gäste im Chat:

* Dr. Kerstin Weidner, Klinik und Poliklinik für Psychotherapie und Psychosomatik, Universitätsklinikum Carl Gustav Carus Dresden
* Dr. Antje Heilmann, Kinderärztin
* Claus Lippmann, Leiter des Jugendamtes Dresden
* Viviane Röhr, Koordinatorin des Netzwerks für Kinderschutz
* Regina Hadem , Jugendamt Dresden, Sachgebietsleiterin des Stadtteilsozialdienstes Neustadt, Pieschen, Klotzsche

  • USER: Hallo.
  • Marie: Guten Abend.
  • Chat-Moderator: Hallo und herzlich willommen beim Chat zur Sendung "Dienstags direkt". Unser Thema ist heute "Vernachlässigt, misshandelt, ausgesetzt. Warum werden nicht alle Kinder geliebt?"
  • Chat-Moderator: Unsere Gäste sind heute Abend Dr. Kerstin Weidner von der Klinik und Poliklinik für Psychotherapie und Psychosomatik, am Universitätsklinikum Carl Gustav Carus Dresden, die Kinderärztin Dr. Antje Heilmann sowie Claus Lippmann, Regina Hadem und Viviane Röhr vom Jugendamt Dresden. Wir freuen uns auf Ihre Fragen.
  • Chat-Moderator: Liebe Chatter, da unsere Gäste live in der Sendung Dienstags direkt bei MDR 1 RADIO SACHSEN zu Gast sind, kann es ein wenig dauern, bis Ihre Fragen beantwortet werden können. Im Moment sind alle im Gespräch mit Moderatorin Kathleen Rothe. Gleich geht's weiter.
  • USER: Gibt es Fallzahlen, wie oft - sagen wir mal in einer Stadt wie Dresden - Kinder zu Opfern werden?
  • Regina Hadem: Fallzahlen zur Inobhutnahmen können Sie auf der Internetseite der Stadt Dresden ablesen (Jugendinfoserver).
  • USER: Hat man eine Chance, als Ärztin - eine Misshandlung zu erkennen?
  • Dr. Antje Heilmann: Aufgrund der Art der Verletzung des Kindes und dem geschilderten Unfallhergang ist es meist dem Arzt gut möglich einzuordnen, ob es sich um einen Unfallgeschehen oder einen Körperverletzung beim Kind handelt. Natürlich sind blaue Flecke im Kindesalter häufig, und hier ist auch die Aufgabe der Ärzte z.B. Blutungserkrankungen zu diagnostizieren, um unter Umständen die Eltern auch zu entlasten.
  • Hackebrett: Guten Abend. Ich war lange Grundschullehrerin. In der DDR waren wir Klassenlehrer verpflichtet, die Familien regelmäßig zu besuchen, doch nach der Wende wurde diese Regelung schnell abgeschafft - sehr zu meinem Bedauern. Könnte so etwas nicht wieder eingeführt werden? Ich denke, es würde etliche schlimme Fälle verhindern.
  • Regina Hadem: Diesen Wunsch kann ich gut verstehen, dies steht jedoch nicht in unserer Entscheidung. Das hat was mit dem "veränderten" Erziehungsauftrag zu tun.
  • sandra12: Mich würde interessieren, ob und (wenn ja) wieviel gerechtfertigte Meldungen seit Einführung des neuen Gesetzes zur Kindeswohlgefährdung bei Ämtern bzw. Fachkräften für §8a eingehen?
  • Regina Hadem: Ihre Frage kann ich leider jetzt nicht beantworten. Ich habe hier jetzt keine Zahlen hier vor Ort.
  • Chat-Moderator: Zu Gast bei uns im Chat ist jetzt Claus Lippmann, der Leiter des Jugendamtes Dresden. Herzlich willkommen.
  • sandra12a: Das ist schade, aber kann man allgemein feststellen, dass durch die Neuregelungen mehr Fälle zur Anzeige gebracht werden als vorher, da vielleicht die Hemmschwelle niedriger ist als bei den vorherigen Verfahrensweisen?
  • Claus Lippmann: Das ist richtig, es sind mehr Fälle zur Mitteilung gekommen. 2008: ca 980 2011: ca. 1660 Die "Schwelle" ist niedriger geworden, mithin: Die Sensibilität ist größer geworden- und das ist gut so.
  • Tom_Dd: Wäre es nicht besser, mehr in die Prävention zu investieren? Man hört immer wieder von Kürzungen bei Freiheit und Beratungsangeboten.
  • Claus Lippmann: Prävention ist schon das primäre Anliegen von Jugendhilfe.Die verfügbaren Gelder sollten insoweit in die präventiven Angebote fließen, diese werden auch ausgebaut: Stichwort: Prävention und Frühe Hilfen!
  • Chat-Moderator: @Tom_Dd2: Ich habe Ihre Frage jetzt an Viviane Röhr vom Jugendamt Dresden weitergegeben, weil Herr Lippmann nicht mehr im Chat ist. Vielleicht kann Sie Ihnen antworten.
  • Tom_Dd2: @Hr. Lippmann: Wenn das Budget für die präventiven Angebote über Jahre gleich bleibt, wie soll dann ein Ausbau dieser Angebote funktionieren?
  • Chat-Moderator: Leider kann Ihre Frage in der Runde im Moment niemand beantworten.
  • stme: Wir haben ein Kind adoptiert und haben zuvor ein Elternseminar beim Jugnedamt DD besucht und es wurden viel thematiesiert z.b. Bindung zu den Eltern, Umgang mit Kindern usw. Sollte so was nicht auch bei leiblichen Eltern auf freiwilliger Basis organsiert werden ? Wäre in Familien mit sozialen Problemen sicher sehr hilfreich!!
  • Viviane Röhr: Tatsächlich gibt es eine Reihe von Elternkursen von unterschiedlichen Anbietern, die genau die Themen beinhalten und die auch von vielen Eltern wahrgenommen werden. Die Teilnahme ist jedoch freiwillig.
  • Tom_Dd2: Was für ein "Chat", bei dem man 45 Minuten auf eine Antwort warten muss, obwohl nur 3 Useranwesend sind
  • Chat-Moderator: Unsere Gäste im Chat sind zugleich auch zu Gast im Hörfunk-Studio, wo sie in eine Gesprächsrunde eingebunden sind. Die Gespräche enden dabei zwischen Gästen und Moderatoren nicht automatisch in jeder Musikpause. Wenn ich als Chat-Moderator einem unserer Gäste eine Frage zuweise, kann mir mein Gast nicht immer sofort eine Rückmeldung geben, ob er die Frage beantworten kann.
  • Chat-Moderator: Herzlichen Dank für Ihr Interesse an unserem Chat. Ganz besonderer Dank gilt unseren Gästen im Chat und im Studio bei MDR 1 RADIO SACHSEN.