Chatprotokoll vom 15.10.2013 Die Soldaten, die Zivilisten: Aus welchem Leben wurden sie gerissen, in welches gestoßen?

25. September 2019, 11:58 Uhr

Mehr als eine halbe Million Soldaten zogen bei Leipzig 1813 in die Volkerschlacht. Drei Tage später glichen die Stadt und das Umland einem Trümmerfeld. Was blieb? Darüber haben wir am Dienstagabend diskutier

Das waren unsere Gäste:

- Gerhard Bauer, Militärhistorisches Museum der Bundeswehr in Dresden
- Ingo Kolboom, Historiker, Politologe und bis 2012 Professor für Frankreichstudien an der TU Dresden
- Michel Gribenski, Literatur- und Musikwissenschaftler, Direktor des Intitut français Leipzig und Dresden

  • Chat-Moderator: Guten Abend und herzlich Willkommen zum Chat von "Dienstags direkt. Heute wollen wir mit Ihnen über die Völkerschlacht vor 200 Jahren sprechen. Was wissen Sie eigentlich noch darüber?
  • ulli: Warum reden wir überhaupt über die Völkerschlacht - entscheidend war doch Waterloo, oder liege ich falsch?
  • Gerhard Bauer: waterloo war das ende der epoche, insofern natürlich der bedeutende schlusspunkt. Aus deutscher Sicht war Leipzig aber das wichtigste Ereignis. Mit der Niederlage Napoleons in der Völkerschlacht war seine Vorherrschaft über die deutschen Staaten ein für alle Mal beendet.
  • ulli: Warum wird Napoleon noch immer in Frankreich verehrt? Er war doch verantworlich für jahrzehntelange Kriege und wollte die Welt unterwerfen??
  • Michel Gribenski: Guten Abend. Napoléon wird in Frankreich heutezutage nicht verehrt. Er wird gar nicht von allen bewundert, seine Geschichte ist auch nicht mehr so bekannt mehr. Es ist heute eine problematische historische Figur.
  • Kleiner Mann: Als Historiker, was interessiert einen an die Völkerschlacht?
  • Gerhard Bauer: als historiker interessiert man sich für die schlacht in ihren dimensionen und ihrer fernwirkung. sie beendete ein epoche, verursachte unglaubliches leid - wei jede schlacht - und sie wurde in deutschland zum nationalen mythos, der bis heute fortwirkt, wenn auch nicht mehr in der fatalen weise wie bis 1945
  • Traudl: Was ist denn von der Völkerschlacht heute noch zu erleben, zu sehen - außer dem Völkerschlachtdenkmal?
  • Ingo Kolboom: Liebe Traudl,das hängt ganz von Ihrem Interesse ab. Lesen Sie? Lieben Sie Ausstellungen? Filme? Dann sind Sie in diesem Jahr gut bedient. Außerdem: die Völkersclacht sollten Sie nicht isoliert sehen. Seit FRühjahr 1813 fanden auf sächsischem Boden überall Schlachten statt, z. B. die Schlacht bei Dresden August 1813. Dies alles hat viele Spuren hinterlassen.... Ich muss jetzt wieder ans Mikro. Danke für die Frage. Tschüß Ingo Kolboom
  • Chat-Moderator: Wie finden Sie die Art des Gedenkens, die Leipzig dieser Tage beherrscht? Sind Schlachtendarstellungen eine Gefahr, Grauen zu verharmlosen?
  • Michel Gribenski: Zu meinem Kenntnis gubt es tatsächlich nicht. Es ist wahrscheinlich nicht nur eine Frage von Zeit, sondern auch von der eigenartigen Charakters des Ereignisses, das sicherlich gewisse Grenzen verlangt. Man kenn sicherlich nicht alles wieder darstellen. Michel Gribenski
  • ulli: Zum zweiten Weltkrieg gibt es ja auch keine Schlachtendarstellung. Warum? Geht sowas nur, wenn es weit genug weg ist?
  • lisa: Hallo, zum reeanectment, kann ich nur sagen das ,wir davor keine e Angst haben brauchen. Dieses hobby finden wir für alle zeit epochen und es gibt dabei immer eine gute und schlechte Seite.Dieses hobby bringt jedoch Geschichte zum Anfassen, diese besser zu verstehen , warum etwas geschehen ist, was nicht noch mal passieren darf! Es regt dazu anNachzudenken sich mit seiner eigene HHerkunft zu beschäftigen und vermittelt Ehrfurcht vor dem grauen eines Krieges!
  • Boris: Wie sehen Sie heute das Völkerschlachtdenkmal?
  • Gerhard Bauer: das ist eine schwierige Frage, weil ich gar nicht eindeutig darauf antworten kann. Mit dem Pathos, das es ausstrahlt und mit dem ab 1913 der Sieg über Frankreich als ein exklusiver deutscher Sieg gefeiert wurde, kann ich nichts anfangen- Ich würde es aber keinesfalls abreissen, da es zum Nachdenken anregt, nicht zuletzt, weil es unübersehbar ist. Und zu überlegen gibt es sehr viel, wenn man mit dem Datum 1813 konfrontiert wird. Mit besten Grüssen G. Bauer
  • ulli: Glauben Sie, dass Depardieu einen Wohnsitz in Russland hat, weil er gerne Dostojewski liest??
  • Michel Gribenski: Leider nicht... Eigentlich wohnt er eher in Belgien. Und ist nach wie vor ein franzöischer und internationaler exzellenter Schauspieler.
  • lima: Hey Ulli ja es gibt gleiche Veranstaltungen zum ersten und zweiten WK in Frankreich England so wie in Russland und ja auch in Deutschland gibt es sie auch schon.
  • ulli: Echt?? Davon hab ich noch nie gehört! Was sind das für Leute, die das machen?
  • Chat-Moderator: Wegen technischer Umbauten endet unser Chat heute leider schon etwas früher. Vielen Dank schon einmal für Ihre Fragen und Meinungen.