Chatprotokoll vom 11.03.2014 Wie innovativ ist die Begabtenförderung in Sachsen?

25. September 2019, 11:57 Uhr

Sie können besonders gut rechnen, lernen Sprachen wie im Schlaf oder haben einen Sinn für Musik, wie kein anderer: Auch in Sachsen gibt es Kinder, die mit überdurchschnittlichen Leistungen auffallen. Wie können sie am besten gefördert werden?

Zu Gast im Chat waren:

- Dr. Ulrike Ostermaier, Schulleiterin am Landesgymnasium St. Afra
- Heidrun Wendel, Psychologin
- Dr. Heike Petereit, Beratungsstelle zur Begabtenförderung (BzB), Sächsisches Staatsministerium für Kultus
- Maja und Friedemann, zwei Schüler vom Landesgymnasium St. Afra

  • Chat-Moderator: Hallo und herzlich Willkommen zum Chat von "Dienstags direkt". Heute geht es um das Thema "Die Elite unter sich - wie innovativ ist die Begabtenförderung in Sachsen?"
  • Chat-Moderator: Wir fragen nach: Wie funktioniert Begabtenförderung in Sachsen? Zu Gast im Studio sind: Dr. Ulrike Ostermaier, Schulleiterin Landesgymnasium St. Afra; Heidrun Wendel, Psychologin und Dr. Heike Petereit, Beratungsstelle zur Begabtenförderung (BzB), Sächsisches Staatsministerium für Kultus und zwei Schüler vom Landesgymnasium St. Afra, Maja und Friedemann.
  • KaLLY: Hallo.
  • Janker1: Guten Abend
  • shopgirl: Hallo
  • Janker: Wann würden sie jemanden als Hochbegabt bezeichnen?
  • Maja: Für mich ist jemand nicht wegen eines IQ-Werts über 130 automatisch hochbegabt. Ich denke das hat auch viel mit Motivation und Interesse zu tun. Aber auf jeden Fall sind die Übergänge fließend.
  • Asker1: Hallo an alle
  • Janker: Wann würden sie jemanden als Hochbegabt bezeichnen?
  • Ulrike Ostermaier: Geht leider nicht in aller Kürze! Es geht weit über den IQ hinaus: Kreativität, Aufgabenzuwendung, persönliche Eigenschaften...
  • KaLLY: Wenn der IQ-Test nicht das Mittel der Wahl ist - wie finde ich eine besondere Fähigkeit raus - wie wird was getestet?
  • Heike Petereit: Der IQ-Test ist zwar nicht das ausschließliche Mittel der Wahl, aber durchaus ein sinnvolles, um neben anderen Aspekten eben auch das kognitive/intellektuelle Potential genauer zu erfassen.
  • Asker1: Frau Heidrun Wendel, ab wann würden sie jemanden als Hochbegabt bezeichnen?
  • Heidrun Wendel: Das kann ich nur in einem ausfuhrlichen Gespräch mit Kind, Jugendlichen und Eltern sowie Betreuerinnen herausfinden
  • shopgirl: Es ist absolut erschreckend, wie ablehnend ein Großteil der Menschen dem Thema Hochbegabung gegenübersteht. Für uns ist es ein täglicher Kampf unserer Tochter durch ihren Alltag zu helfen.
  • Asker1: Ich bin selber erst 14 Jahre alt und kann nur zustimmen. Streber sein ist hart.Aber für mich ist es das wert.
  • shopgirl: Unsere Tochter hat auf Grund sehr negativer Erfahrungen vor ein paar Wochen beschlossen, dass sie nicht mehr anders sein will als die anderen Kinder. Sie löst jetzt Aufgaben absichtlich falsch.
  • Asker1: wie alt ist sie?
  • shopgirl: 6
  • Asker1: Und wird in dem Alter aufgrund von Hochbegabung gemobbt?
  • shopgirl: ja. Wenn sie unterfordert ist, also wenn zu wenig geistiges Futter den Tag über kommt, entwickelt sie gewisse Tics. Ihre Erzieherin hat sich massiv darüber lustig gemacht und die naderen Kinder haben das natürlich aufgegriffen.
  • Asker1: Mobbing durch Pädagogen. Schlimm.
  • Chat-Moderator: In unserem Chat sind auch zwei Schüler vom Landesgymnasium St. Afra zu Gast. Wenn es Fragen an Maja und Friedemann gibt, nur zu ;-).
  • Asker1: Maja das heißt sie sind Hochbegabt?
  • Maja: Nach dem Test, ja. Aber ich persönlich mag den Begriff nicht, da fühle ich mich in eine Schublade gesteckt.
  • joachimlissner: Ich vom 1 Schuljahr bis zum 7 Schuljahr immer ruhig und schüchtern währen des Unterrichts bzw. war ich auch immer nur ein schlechter Schüler .Nur in Geschichte,Literatur,Erdkunde hatte ich gute Noten.In den anderen Fächern hatte ich immer nur Vieren und Fünfen .Aber als ich 16 war, hat die Stasi zu meinem Eltern mal gesagt ,das Sie auf mir besser aufpassen sollen,denn ich wäre für meinem Alter viel zu intelligent .Und ich habe auch bis zur Wende drei sehr gute Facharbeiterabschlüsse gema
  • Friedemann: Also ich habe mich in meiner Schule schon gelangweilt. Ich habe neben der Schule auch superviel gelesen und Klavier gespielt, das war aber gegenüber meinen Freunden oder Klassenkameraden nie ein Thema.
  • Hugo: Hallo
  • Maja: Schönen Guten Abend :)
  • Heidrun Wendel: Hallo Hugo
  • Heike Petereit: Um für Ihren Sohn wirklich auch für ihn motivierende Förderung zu organisieren, kann ich Ihnen nur anbieten, sich an unsere Beratungsstelle zu wenden. Wir können dann, wenn Sie das für sinnvoll halten, mit den Lehrern Ihres Sohnes konkrete Förderansätze besprechen.
  • paulaaa001: Das Gehirn von hochbegabten Kindern braucht Futter. Das kann eine normale Schule nicht schaffen. Bei uns ist es so, dass unser Sohn jeden Tag nach der Schule seinen Hobbys nachgeht. Gesang, Fusball, Instrument, Orchester,... Und keiner glaubt, dass er es freiwillig macht und sich auch überall 100 % rein hängt. Aber nur in der Schule nicht mehr. Wie war das bei Euch Maja und Friedemann.
  • Friedemann: Also ich habe mich in meiner Schule schon gelangweilt. Ich habe neben der Schule auch superviel gelesen und Klavier gespielt, das war aber gegenüber meinen Freunden oder Klassenkameraden nie ein Thema. Trotzdem habe ich aber den Spaß an der Schule nicht verloren, bzw. nicht mies machen lassen. Klar kam dann immer mal ein Kommentar, aber den bekommt ja irgendwie jeder mal ab.
  • Asker1: Maja in welcher Klassenstufe sind sie?
  • Maja: ich bin jetzt in der 11
  • Hugo: Maja, wie war das bei Ihnen? Wann war klar - die Maja ist anders, klüger?
  • Maja: An sich habe ich erst darüber nachgedacht als ich an meine aktuelle Schule gewechselt habe. An sich ging es mir dabei um das Internat.
  • paulaa001: Irgendwie bin ich abgestürzt und kam als paulaaa001 nicht mehr rein. Habe mich neu angemeldet. Also nicht wundern das es zwei paulaaas gibt :-)
  • Asker1: Und wie ist ihr Notendurchschnitt?
  • Maja: Jetzt zur Oberstufe etwa 1,3 glaube ich. Aber ich gebe nicht besonders viel auf solche Zahlen.
  • Frieda_11: Ich finde es echt super, dass zu diesem Thema eine Sendung gemacht wird. Vielen Dank und viel Erfolg.
  • Chat-Moderator: Danke und viel Spaß beim Zuhören!
  • Chat-Moderator: Übrigens: Sie können die Diskussion auch im Internet-Livestream von MDR 1 RADIO SACHSEN mitverfolgen.
  • paulaa001: Glück hatten wir mit der Klassenlehrerin, die seine Begabung erkannt hat. Aber gefördert wurde er nicht wirklich. Die restliche Lehrerschaft empfindet ihn als störend. Und immer die Ermahnung. Schule geht vor. Aber unser Sohn macht für die Schule auch nicht mehr, wenn er in der Freizeit nichts machen würde. Es ist schön zu hören, dass wir da nicht allein sind mit solchen Problemen.
  • Frieda_11: Das wäre echt toll, wenn Sie mir die Kontaktdaten senden ( ich hatte vorher per Mail) geschrieben, habe den Chat erst später entdeckt:)
  • Heike Petereit: Am besten den Kontakt per Mail anbahnen: heike.petereit@smk.sachsen.de
  • Frieda_11: Danke:)
  • Asker1: Ich werde jetzt aufhören. Auf wiedersehen.
  • joachimlissner: Hallo,Maja ! Geben Eure Lehrer auch manchmal nicht so gute Schüler Privatunterricht.Bei mir war es so!
  • Maja: Ja. Wenn es irgendwo Probleme gibt, kann man immer auf die Lehrer zugehen, die meisten sind da sehr offen. Bei uns machen das aber manchmal auch die älteren Schüler.
  • ichbins: Was ich bemerkt oder fest gestellt und von manchen auch gehört habe, das hoch begabte Kinder oft etwas an Kind sein können nicht haben, lockeres und verrücktes, abenteuerliches, kindlichen, OHNE Vernunft, Verstand, vorher überlegen, ob es gut oder nicht gut, erlaubt, ok, ist, einfach nur tun, weil es Spaß macht. Auch bei verbotenen, was ja Kinder lockt und reizt, halten sich hoch begabte zurück, im Grunde ähnlich kleine Erwachsene die mit Vernunft und Verstand entscheiden. Finde ich tra
  • Chat-Moderator: Unsere Studiogäste antworten parallel zur Sendung auf die Fragen im Chat. Wenn die eine oder andere Antwort auf sich warten lässt, bitten wir um etwas Geduld, vielen Dank.
  • ichbins: Auch habe ich von Bekannten gehört, das im späteren Alter evtl. Probleme auftreten können, Depression bis hin zu Selbstmord, da etwas fehlt, Suche nach Sinn + anderen, ohne Lösung ohne Antwort. Wo dann einfache Dinge nicht mehr ausreichen um glücklich, zufrieden zu sein, sich zu freuen, auch in solchen normalen Sinn + Aufgaben zu finden. Sicher nicht eine große Anzahl, doch vermehrt bei diesen Kindern, Jugendlichen und jungen Erwachsen, als bei normal, durchschnittlich Intelligenten.
  • joachimlissner: joachimlissner:Toll ,Maja !Also bei Euch würde ich jetze auch noch mal unterrichtet werden.Vieleicht könnte ich bei Euch wieder neues hinzulernen .Jedenfalls wünsche ich Ihnen alles gute weiter mit Ihren Lehrern und Klassenfreunden!
  • Maja: Auf jeden Fall, man lernt ja immer dazu. ;) Dankeschön!
  • shopgirl: Das hochbegabte Kinder zu vernünftig sind, um "richtig" Kind zu sein, kann ich nicht bestätigen. Unsere Tochter ist ein verrückter Wildfang. Sie hat keine Angst vor nichts und niemandem und lacht und albert den ganzen Tag. Allerdings nur, wenn sie sich von ihrem Umfeld verstanden und angenommen fühlt.
  • Friedemann: Ich glaube, dass die Angst, dass Hochbegabt zu wenig Kind sind relativ unbegründet ist. Man sollte diese Kinder einfach trotzdem wie Kinder behandeln, dann genießen die auch ihr Kind-sein-dürfen.
  • desu: shopgirl>so ist unser Sohn auch!!!
  • shopgirl: Wenn sie auf Menschen trifft, bei denen sie ein schlechtes Gefühlt hat (so richtig beschreiben kann sie das immer nicht), dann wird sie eher zickig als zurückhaltend.
  • ichbins: Keine Angst, nur etwas traurig, meist wird dies erst später von den einzelnen Hochbegabten erkannt + festgestellt, grad wenn sie Ihre Jugend mit anderen vergleichen, das kindliche war kurz, zu schnell erwachsen. Klug etwas zu verstecken, was nicht erlaubt ist, würde ich dies nicht bezeichnen, das versucht wohl jedes Kind mehr oder weniger doch eigentlich will es dies doch mit anderen teilen, da ja Kinder oft damit angeben und untereinander sich Mutproben stellen, wer mutiger, cooler ist.
  • ichbins: Schon allein die Gedanken und Vorgehen, etwas zu verstecken, um nicht als Angeber/in gesehen zu werden, ist eher unkindlich, da die meisten Kinder ja gern angeben, zeigen, große Klappe haben, was Sie so können und andere nicht. Dies u.a. meinte ich mit zu erwachsen, als Kind, was später als Erwachsener fehlen kann, fehlt, vermisst wird, im gesamten Leben eines Menschen.
  • MiHeu: Sind Disziplinlosigkeiten bis zur Agressivität eines hochbegabten Kindes (IQ 131 im Durchschnitt)in einer normalen Grundschule darauf zurückzuführen, dass das Kind unterfordert ist und auch mit seinen Mitschülern keine geistigen Interaktionen (unterbewusst) stattfinden können?
  • Heidrun Wendel: Das kann sein. Aggressionen sind häufig eine Folge von Verletzungen, die gilt es aufzuspüren. Verletzungen sind vielfältig. Auf jeden Fall sollten sie ernst genommen werden.Nicht angenommen zu werden ist z.B. eine menschliche Grenzverletzung.
  • Friedemann: Ich finde es ein bisschen schade, dass man an der ganzen Sache immer nur die Nachteile sieht, eigentlich sollten Hochbegabte doch froh sein, dass es ihnen leicht fällt zu lernen. Das gibt einem die Möglichkeit, sich neben der Schule in andere Sachen zu vertiefen und man muss sich im Unterricht nicht immer alles erkämpfen.
  • shopgirl1: Nach unserer Erfahrung ist Disziplinlosigkeit auch oft auf das Hinterfragen von Anweisungen zurückzuführen. Unsere Tochter stellt prinzipiell fast jedes Nein in Frage, wenn es nicht logisch begründet wird.
  • joachimlissner: Und auch Dir ein Hallo,Friedmann!Wie gehen deine Eltern und Freunde mit deiner schulischen Begabung um .Erhälst Du auch öfters mal ein Lob bzw.ein Geschenk,wenn du besonders bei die Jahrezeugnisse gute bis sehr gute Noten hast.
  • Friedemann: Hallo. Nein, das gab es in meiner Familie noch nie und ich bin froh darüber. Ich habe drei Geschwister und bei denen sah es in der Schule nicht immer so "einfach" aus. Sonst behandelt mich einfach niemand anders als normal und ich finde das super so.
  • shopgirl1: @Friedemann: es stimmt, eigentlich ist Hochbegabung ein Geschenk. Aber sobald das Umfeld nicht stimmt, wird es eigentlich eher zum Fluch für die Betroffenen
  • Friedemann: Ja, da darf man den positiven Blickwinkel verlieren; das ist schwer, klar, aber die einzige Möglichkeit. In der Hinsicht ist es natürlich immer wieder schön, mal von jemandem mit einem bewundernden Blick gestreift zu werden, aber davon sollte die Meinung über die eigenen Fähigkeiten natürlich nicht abhängen.
  • joachimlissner: Hallo Ulrike !Und wie ist es bei dir.Hast du Eltern bzw.Geschwister ,die Dir in der Not zu Hilfe eilen ,wenn es mal bei dir stockt ,bei schwierigen Hausaufgaben .Mir hat niemanden zu Hause geholfen bei den Hausaufgaben.Jedenfals nicht meine Eltern bzw.meine Schwester.
  • Ulrike Ostermaier: Ich habe eine Mutter und Geschwister, muss aber keine Hausaufgaben mehr machen...Mein Abi ging 1975 über die Bühne.Wenn ich zurück denke, meine Mutter drängte zur Leistung und half bei Problemen.
  • joachimlissner: Friedemann geh noch nicht!Ich willDir dch noch danken für deine Antwort und wünsche Dir natürlich auch in der Schule alles Gute für die Zukunft .Jetze sage aber zu Dir und Maja,Aufwiederhören!
  • Chat-Moderator: Maja und Friedemann, unsere beiden Schüler aus St. Afra, sind auf dem Heimweg - es ist nach 22 Uhr. Ihre Antworten und Meinungen haben unseren Chat bereichert. Vielen Dank dafür!
  • joachimlissner: Ulrike!Und war Abi 1975 sehr schwer ?Ich kann leider nur vermuten ,das Abi zu dieser Zeit auch keine leichte Sahne war.
  • Ulrike Ostermaier: Kann mich nur noch an Wallenstein erinnern!
  • desu: Guten Abend!sollte man ein kind mit 3 jahren fördern weil wir als eltern das gefühl haben unser kind ist warscheinlich begabt(großer wortschaft,musikalisch,passende logische schlußfolgerungen) oder warten "das sich das wieder rauswächst">da es widerstand und unverständnis in der kita bzw. umfeld gibt. wie könnte man später eine passende schule finden?
  • Heidrun Wendel: Kinder sollten immer gefördert werden. Interesse und Neugier wachsen sich nicht aus .Warum auch? Schauen Sie sich viele Schulen vor der Einschulung an. Fragen Sie nach Profilklassen, AG`s, Zusatzangeboten u.ä..
  • joachimlissner: Allen Gästen und Moderatoren möchte noch danken für diese aufschlussreiche Diskussionen .Und Ihr habt heute bei mir was geschafft ,was ich noch nie gemacht habe .Ich bin zum ersten Mal einem Chat beigetreten .Meine Rechtsschreibefehler entschuldigt bitte. Aber in Rechtschreibung hatte ich immer die Note 4.Aber auch ich kann immer wieder noch viel neues hinzulernen.Schönen Abend Euch allen noch und Danke für Eure sehr guten Meinungen! Joachim
  • Chat-Moderator: Wir wünschen ebenfalls einen guten Abend und sagen Danke fürs Dabeisein. Bis bald, hoffentlich.
  • Chat-Moderator: In wenigen Minuten endet unser Chat. Das Protokoll können Sie in Kürze auf den Seiten von Dienstags direkt nachlesen.
  • desu: ich würde mir wünschen das die förderung nicht erst in der schule anfängt sondern auch bereits erzieher/innen in kitas darauf sensibilisiert werden (und nicht nur in adhs, lernverzögerte kinder geschult werden)
  • Chat-Moderator: Liebe Chat-Teilnehmer, vielen Dank für Ihre Fragen und Meinungen. Auch unseren Studiogästen möchte ich danken. Ich wünsche Ihnen allen noch einen schönen Abend!