Tropischer Strand in der Karibik
Wie salzig das Wasser in der Karibik ist, beeinflusst das Klima in Europa. Bildrechte: PantherMedia/Arkadij Schell

Wissen-News Salz aus der Karibik beeinflusst unser Klima

06. November 2023, 17:20 Uhr

Der Salztransfer durch Meeresströmungen ist offenbar ein entscheidender Regulator für das globale Klima. Das legt eine aktuelle Untersuchung nahe, die frühere Kälteperioden untersucht hat. Demnach gibt es einen Zusammenhang zwischen dem Salzgehalt des Wassers in der Karibik und der nordatlantischen Strömung.

Das internationale Forschungsteam unter Leitung des GEOMAR Helmholtz-Zentrums für Ozeanforschung Kiel hat für die Analyse natürliche Klimaanomalien wie die sogenannte Kleine Eiszeit untersucht. Das war eine Kälteperiode vom 15. bis zur Mitte des 19. Jahrhunderts, die in Europa zu schlechten Ernten, Hungersnöten und Krankheiten geführt hat. Welche Klimamechanismen zur Kleinen Eiszeit geführt haben, ist bis heute umstritten. Die neue Studie zeigt nun, dass neben einer Zunahme der Meereisausdehnung und Entwicklungen im subpolaren Nordatlantik auch Prozesse im tropischen Atlantik mögliche Auslöser gewesen sein können. Diese scheinen ebenso wichtig zu sein, heißt es.

Um herauszufinden, was während der historischen Klimaanomalien im tropischen Atlantik passiert ist, arbeitete das Team an einem Sedimentprofil aus der südlichen Karibik. Sie rekonstruierten demnach den Salzgehalt und die Temperatur des Oberflächenwassers in den vergangenen 1.700 Jahren. Im Ergebnis habe sich eine Abkühlung von etwa ein Grad Celsius während der Kleinen Eiszeit gezeigt. Das sei eine signifikante Temperaturänderung für diese Region, so die Forschenden. Das belege eine weitere Abkühlung im 8. und 9. Jahrhundert. Damals hätten die kühleren Temperaturen im sonst warmen tropischen Ozean zu geringeren regionalen Niederschlägen geführt, die mit schweren Dürren auf der Yucatan-Halbinsel und dem Untergang der klassischen Maya-Kultur zusammengefallen seien.

Außerdem sagen die Forschenden, dass die kalten Klimaanomalien im subpolaren Nordatlantik und in Europa von einer schwächeren Ozeanzirkulation und einem erhöhtem Salzgehalt in der Karibik begleitet worden seien. Allerdings sei es für die Stabilität der Ozeanzirkulation wichtig, dass das tropische Salz sich in hohe nördliche Breiten bewege. Das gelte auch für den Transport des warmen Golfstromwassers, das für unsere milden Temperaturen in Europa verantwortlich sei, so das Forschungsteam.

Die Daten zur historischen Vergangenheit ermöglichten nun eine Rekonstruktion der Verbindung über den Nordatlantik. Es gebe Hinweise darauf, dass eine anfängliche Abkühlung durch vulkanische Ausbrüche, schwache Sonnenaktivität und die Rückkopplungen zwischen Meereis und Ozean im Norden verursacht werden könne. Die neue Studie belege nun, dass ein Rückgang der Salzbewegung in hohe nördliche Breiten diese Klimaereignisse verstärke und zeitlich verlängere. Der Salztransport in Süd-Nord-Richtung sei ein entscheidender Faktor für die Klimaveränderung, bilanzieren die Forschenden.

Link zur Studie

Zhuravleva, A. et al.: Caribbean salinity anomalies contributed to variable North Atlantic circulation and climate during the Common Era: Tropical salinification and historical cold anomalies. In: Science Advances, Vol 9, Issue 44. 9. November 2023. DOI: 10.1126/sciadv.adg2639.

kie

Mehr zum Thema

Leuchtend-gelbe Hornk mit Video
Fast im MDR WISSEN-Gelb! Auch Kaltwasser-Korallen können leuchten, wie hier eine Gorgonie (Hornkoralle) im norwegischen Trondheimsfjord. Kaltwasserkorallen leben in Tiefen, in denen marine Hitzewellen besonders lang anhalten können. Bildrechte: imago/Nature Picture Library

0 Kommentare