Nachrichten & Themen
Mediathek & TV
Audio & Radio

MDR-Fernsehen

Mo, 08.08. 00:25 Uhr 88:54 min

MDR DOK

Wir Kinder der Mauer

Film von Kristin Siebert und Christian von Brockhausen

  • Stereo
  • 16:9 Format
  • HD-Qualität
  • Untertitel
  • VideoOnDemand

Bildergalerie Wir Kinder der Mauer

Der Tag des Mauerbaus bestimmt auf lange Zeit das Leben vieler Kinder und Jugendlicher. Bildrechte: MDR/rbb/Stiftung Deutsches Historisches Museum
Mehr noch als die Erwachsenen sind sie dem Geschehen ausgeliefert, sind ohnmächtig in Bezug auf Politik und familiäre Entscheidungen. Bildrechte: MDR/rbb/Rudi Thurow
28 Jahre lang ist die Mauer eine vorgefundene Realität in ihrem Leben. Manche lehnen sich gegen ihren vorgezeichneten Lebensweg auf, andere finden sich mit der Teilung ab. Nahe des heutigen Mauerparks wurden viele Fluchttunnel gegraben. Bildrechte: mdr/rbb/Sebastian Wagne
Viele versuchen die Flucht. Wie im September 1979: Die gefundenen Faltboote gehören fünf Republikflüchtlingen, die alle aus demselben sächsischen Dorf stammten. Bildrechte: MDR/BStU
40 Jahre später erinnern die Verwandten aus dem Westen an den Tod der Angehörigen bei der missglückten Flucht. Bildrechte: MDR/Berlin Producers Media GmbH
Der Film erzählt die Geschichte von Menschen, die die DDR als Kinder erlebt haben und mit dem Anblick bewaffneter DDR-Grenztruppen aufgewachsen sind. Bildrechte: MDR/BStU

Der Tag des Mauerbaus bestimmt auf lange Zeit das Leben vieler Kinder und Jugendlicher. Mehr noch als die Erwachsenen sind sie dem Geschehen total ausgeliefert, sind ohnmächtig in Bezug auf Politik und familiäre Entscheidungen. 28 Jahre lang sind Mauer und Stacheldraht eine vorgefundene Realität in ihrem Leben. Manche lehnen sich gegen ihren vorgezeichneten Lebensweg auf, andere finden sich mit der Teilung ab, die Familien auseinandergerissen, Menschen entwurzelt und Liebende getrennt hat.

Unzählige junge Ostdeutsche haben Verwandte im Westen, aber mehr als gelegentliche Westpakete und hin und wieder ein Besuch sind über Jahrzehnte nicht denkbar, die Lebenswelten entwickeln sich auseinander. Aber auch immerhin 1,25 Millionen Menschen verlassen das Land zwischen Elbe und Oder nach dem Mauerbau für immer. Manche sind kaum 18 Jahre alt und riskieren ihr Leben dabei. In ganz Westdeutschland von Sylt bis zum Starnberger See wachsen deshalb Kinder auf, deren Familien ostdeutsche Wurzeln haben. Und auch in umgekehrter Richtung beeinflussen familiäre Entscheidungen das Leben der Kinder: Pro Jahr gehen auch immerhin noch über 1.000 Westdeutsche in die DDR, um dort dauerhaft zu leben, viele mit ihren Familien.

Da ist etwa der Hamburger Peter Drauschke, der zwei Jahre nach dem Mauerbau mit 18 Jahren mit seinem Freund Erwin freiwillig von der Bundesrepublik in die DDR geht, weil beide an den Sozialismus glauben. Die Realität zerstört ihre Illusionen: Erwin begeht Selbstmord, Peter wird nach einem gescheiterten Fluchtversuch verhaftet. Noch heute ist der ehemalige FDJ-Funktionär, der wieder in Hamburg lebt, traumatisiert.

Wir lernen Antje Korte-Böger aus Siegburg in Nordrhein-Westfalen kennen, die ihren Vater in jungen Jahren zur Leipziger Messe begleitet. Sie fühlt früh den Zwiespalt zwischen dem "reichen" Westen und dem "armen" Osten, besonders bei den Verwandtschaftsbesuchen aus Ostdeutschland.

Wir erzählen die aufwühlende Lebensgeschichte der Ost-Berlinerin Liane Weinstein, die im Alter von drei Monaten von ihren Eltern getrennt wird. Der Versuch, sie durch einen Tunnel nach West-Berlin zu holen, scheitert. Sie wächst bei den Großeltern in Ost-Berlin auf. Als sie mit zwölf Jahren endlich ausreisen darf, sind ihre Eltern geschieden, das Verhältnis zu beiden belastet. Erst vor kurzem wurde der Tunneleingang in Berlin entdeckt und freigelegt. Liane Weinstein wagt sich nach fast sechzig Jahren zurück zur Stelle, um sich ihrer schmerzhaften Vergangenheit zu stellen.

Da ist die Münchnerin Katrin Eder, die Mitte der siebziger Jahre aus ihrem wohlhabenden Elternhaus ausbricht und über West-Berlin in die DDR zieht und dort heiratet. Für unseren Film trifft sie sich am Starnberger See mit Jutta Speidel, ihrer Freundin aus Kindertagen, die im Westen Erfolge als Schauspielerin feiert.

Der Saarbrücker Jörg Reinicke trifft sich bis heute mit seinen ehemaligen Klassenkameraden aus Brandenburg an der Havel, zu denen er trotz Übersiedlung in den Westen Kontakt hielt. Als Russisch-Dolmetscher u.a. für Michail Gorbatschow erlebt er hautnah mit, wie die Mauer zu bröckeln beginnt.

Und wir begegnen Mamo und Dorothee Adugna aus Mainz, deren Liebesgeschichte 1985 in einem Ost-Berliner Krankenhaus ihren Anfang nimmt. Der Äthiopier liegt dort zur Behandlung nach einem Minenunfall in seiner Heimat. Die beiden verlieben sich und wollen in den Westen fliehen, als Mamo zurück nach Äthiopien geschickt werden soll.

Sie und ein gutes Dutzend weiterer Menschen erzählen uns ihre außergewöhnliche Geschichte, teilweise zum ersten Mal. Sie nehmen uns mit auf eine intensive Reise in die Vergangenheit, die in der Gegenwart nicht zu Ende ist.

Mehr zum Thema

Dokus und Reportagen - Demnächst im MDR