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Mi, 28.09. 20:45 Uhr 29:30 min

Exakt - Die Story

Trans: Wer bestimmt unser Geschlecht?

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„Man wird quasi neugeboren", sagt Melanie, während sie ihr Make-up passend zum Outfit aufträgt. Melanie ist als Junge auf die Welt gekommen, hatte mit 38 Jahren im sächsischen Glauchau ihr Coming-out und lebt seit drei Jahren als Frau. Welche Hürden gibt es auf dem Weg zum anderen Geschlecht? "Exakt - Die Story" begleitet Melanie und spricht dabei auch mit Menschen, die Trans*personen beim langwierigen und teuren Prozess zur eigenen Identität beraten.

Laut Bundesverband Trans* e.V. gehen Schätzungen von etwa einem Prozent Trans*personen in der Bevölkerung aus. Deren Weg erschwert dabei das über vierzig Jahre alte Transsexuellengesetz (TSG). Das besagt unter anderem, dass Menschen, die sich als trans* outen, ihr Geschlecht nicht selbst bestimmen können. Trans* meint, dass das Geschlecht, das Menschen von außen zugeschrieben wird, nicht mit dem selbst empfundenen Geschlecht übereinstimmt.

Wer aktuell sein Geschlecht ändern will, muss zum Gericht und braucht zwei unabhängige Gutachten. Erst wenn beide Gutachter grünes Licht geben, bewilligt das Gericht die Änderung von Namen und Geschlecht. Die Gutachten sind teilweise umstritten: „Was ich als sehr eingreifend empfinde, sind Begutachtungstermine, bei denen die Personen sich entkleiden sollen", sagt Alexander Naß, der als Trans*gutachter in Leipzig arbeitet. Er kritisiert, dass in der Branche teilweise nach sexuellen Vorlieben gefragt wird oder danach, wie oft jemand seine Bluse öffnet.

Laut Ampel-Koalition soll das Transsexuellengesetz 2023 dem sogenannten Selbstbestimmungsgesetz weichen. Dann sollen diese Gutachten wegfallen. Für Melanie ist es mit massivem Stress verbunden, dass sie gesetzlich noch nicht als Frau anerkannt wird. Dadurch muss sie bei ihrer Arbeit als Anlagenfahrerin in die Männerumkleide gehen. „Der Arbeitgeber hält sich an Gesetze", sagt Johanna Rödenbeck vom Trans Interaktiv in Mitteldeutschland e.V. „Er könnte extra Toiletten und Umkleidekabinen schaffen, aber auch dadurch fallen Trans*menschen auf und gehören nicht richtig dazu." Sie betreut Trans*personen und deren Familien. Gerade Angehörige hätten oft Fragen, die sie sich nicht trauten zu stellen. Manche brächen den Kontakt ab, wenn sie von dem Coming-out hören.

„Mein Bruder hat zuerst gedacht, dass ihm eine höhere Macht seinen Bruder wegnimmt", erinnert sich Melanie. Mittlerweile finde er es gut, eine Schwester zu haben. Melanie hat außerdem zwei Kinder, die sie ,"Papa" und manchmal ,"Mapa" nennen. Die Unterstützung in ihrem Umfeld gibt ihr Kraft für ihre OP, denn Melanie möchte auch körperlich eine Frau sein.

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