Nachrichten & Themen
Mediathek & TV
Audio & Radio

MDR-Fernsehen

Do, 05.01. 22:40 Uhr 29:30 min

Schamanen, Hexen, neue Heiden

Die Rückkehr der alten Götter

Film von Alexander Bartsch und Peter Podjavorsek

  • Stereo
  • 16:9 Format
  • HD-Qualität
  • Untertitel
  • VideoOnDemand

Galerie Impressionen: Schamanen, Heiden, neue Hexen

Thomas Vömel alias Voenix lebt in der Nähe von Frankfurt am Main. Der 52-Jährige ist Künstler, Schamane, Ritualleiter und Lebensberater. Bildrechte: MDR / rbb
Voenix ist auf Veranstaltungen in ganz Deutschland unterwegs, so wie beim Wolfszeit-Metalfestival in Leipzig. Bildrechte: MDR / rbb
Voenix bei der Eröffnung des Wolfszeit-Metalfestival mit einem Ritual. Bildrechte: MDR / rbb
Geräuchert wird auch. Bildrechte: MDR / rbb
Als Schamane beruft sich Voenix auf ein Jahrhunderte altes, spirituelles und heilsames Wissen: "Ich habe immer wieder mal Leute, die bei Therapeuten waren, und die haben da zwölf Sitzungen. Dann zahlt die Krankenkasse nicht mehr, und dann stehen sie da, aber werden nicht mehr abgeholt, weil etwas fehlt. Ein Ritual fehlt, und ich mache mit den Menschen, wenn es nötig ist, auch mein Ritual, um Dinge hinter sich zu lassen, endgültig abzuschließen." Bildrechte: MDR / rbb
Voenix glaubt, als Schamane Menschen helfen zu können, die unter psychsichen Belastungen leiden. Bildrechte: MDR / rbb
Neuheidnische Rituale finden in der Regel draußen statt. Auch bei Regen. Schließlich handelt es sich um eine Naturreligion. Bildrechte: MDR / rbb
Gudrun Pannier ist studierte Theologin und versteht sich heute als Wicca, also als moderne Hexe. Bildrechte: MDR / rbb
Gudrun Pannier beim Ritual mit ihrer Druidengruppe in Berlin. Bildrechte: MDR / rbb
Sogenannter Wintermann aus Getreidehalmen, der das Haus und seine Bewohner vor Kälte und Hunger schützen soll. Enstanden ist er bei den Schmeings, die im katholischen Münsterland leben. Bildrechte: MDR / rbb
Luna Schmeing ist das jüngste Mitglied im "Eldaring", der größten neuheidnisch-germanischen Vereinigung in Deutschland. Bildrechte: MDR / rbb
Voenix arbeitet an einer Maske, die für ihn folgende Bedeutung hat: "Die Maske steht ursprünglich eigentlich für einen Hilfsgeist. Und der Hilfsgeist wiederum symbolisiert einen psychologischen Prozess, den der Schamane durchlaufen hat. In der Maske findet dieser Prozess einen Ausdruck. Und wenn ich eine Maske bearbeite, ist das immer nicht nur ein kreativer, sondern auch ein meditativer Prozess, in den ich eintauche, und meine eigene Kraft verdichte in diese Maske hinein." Bildrechte: MDR / rbb
Voenix als Ritualleiter bei einer Eheleite, also einer Trauung. Bildrechte: MDR / rbb
Stefan (l.) fand über seinen Partner Carsten zur heidnischen Community, die er als offen erlebte. Bildrechte: MDR / rbb

Voenix ist Schamane und in der neuheidnischen Szene ein bekannter Typ. Er ist häufig bei Veranstaltungen in ganz Deutschland unterwegs, ist Künstler und Buchautor und betreibt einen eigenen You-Tube-Kanal. Dort veröffentlicht er Filme über Themen und Menschen aus der Heidenszene. Heiden glauben an viele Götter, und sie berufen sich auf die Religionen alter Kulturen wie zum Beispiel die nordische Götterwelt. Auf der Suche nach Sinn und Orientierung interessiert sich eine wachsende Zahl von Menschen für diese alten Mythen und Riten. Sie sehen im Neuheidentum eine Alternative zur modernen, auf Konsum ausgerichteten Lebensweise. Eine Religion, die sie als naturverbundener, geheimnisvoller und sinnlicher empfinden als etwa das Angebot der klassischen Kirchen.

Auch Voenix, der mit bürgerlichem Namen Thomas Vömel heißt, war das Christentum zu hierarchisch. Am Heidentum fasziniert ihn die Freiheit: Ein Glaube, der auskommt ohne feste Strukturen oder eine starre Lehre, in dem man seine spirituellen Bedürfnisse individuell leben kann und gleichzeitig die Natur und Traditionen der Vorfahren achtet. Die neuen Heiden bilden keine einheitliche Gemeinschaft. Es gibt viele kleine Gruppen, die meist unabhängig voneinander ihre Vorstellung von Heidentum leben. Eine bunte Mischung, zu der moderne Hexen, Druiden, Schamanen oder Magier zählen. Aber neuheidnische Gruppen haben mit einem zweifelhaften Ruf zu kämpfen: Sie gelten vielen als rechte Esoteriker.

Die Literaturwissenschaftlerin Stefanie von Schnurbein hat die Heidenszene 30 Jahre lang intensiv erforscht. Sie zeigt, dass das heutige Heidentum zwar letztlich aus der völkischen Szene des frühen 20. Jahrhunderts entstanden ist. Noch heute sind einige der Gruppen tief in der rechten Szene verankert. Aber sie beobachtet auch, dass sich viele Heiden intensiv mit den Altlasten ihrer Religion auseinandersetzen und sich glaubhaft von Rechts abgrenzen. Luna ist 18 Jahre alt und gerade als jüngstes Mitglied in den Eldaring aufgenommen worden, eine der größten Heidnischen Gruppen in Deutschland. Am Eldaring schätzt sie die Offenheit und Diversität der Gruppe: Jeder werde hier so akzeptiert, wie er/sie ist. Für Luna gehört die Regenbogenflagge genau so zu heidnischen Ritualen wie Met-Horn und Götterfiguren.

Gudrun Pannier alias Sinmara fand zum Heidentum, weil sie sich nach Abschluss ihres Theologiestudiums in der christlichen Kirche nicht mehr zuhause fühlte. Nach einigen Jahren ohne religiöse Betätigung stieß sie eines Tages auf das Heidentum. Dort fand sie ein Umfeld für ihr Interesse an Spiritualität und Mystik. Sie praktizierte verschiedene heidnische Strömungen und lebt heute als Druidin. Darüber hinaus engagiert sie sich religionspolitisch. Sinmara vertritt unter anderem die Heiden bei der ‚Langen Nacht der Religionen‘ in Berlin und setzt sich sich für eine Anerkennung der Heiden als Religionsgemeinschaft ein. Die Dokumentation von Alexander Bartsch und Peter Podjavorsek gibt einen Einblick in eine schillernde Welt und beschreibt, was Menschen heute an den alten Göttern fasziniert.

Mehr Informationen

Menschen & ihre Geschichten