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Do, 30.03. 22:10 Uhr 29:30 min

artour

Das Kulturmagazin des MDR

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* Samuel Meffire - Ein Sachse

Kurz nach dem Ende der DDR versuchte man im nachwendeverwüsteten Sachsen, zumindest das Selbstbewusstsein etwas zu heben: mit einer Imagekampagne über originär sächsische Schöpfungen. Das Odol Mundwasser war darunter, die Zahnpastatube, Porzellan, Teebeutel und: Sam Meffire, ein dunkelhäutiger stämmiger Mann - der zudem auch noch der erste farbige Polizist in Sachsen war. Das war 1992. Samuel Meffire wurde damals kurz weltberühmt - auch, weil der Vorzeigepolizist kurz danach für sieben Jahre in den Knast wanderte. Er hatte das Blau- gegen das Rotlicht eingetauscht, das in Dresden zu der Zeit von einem ebenfalls dunkelhäutigen Münchner bestimmt wurde. Nach seiner Haft wurde der geläuterte Sam Krisentrainer für gefallene oder gefährdete Menschen - streetcredible, tatkräftig und erfahren - allerdings nicht mehr in Sachsen, sondern in Bonn.

Eine irre Geschichte, die immer wieder erzählt wird - und über die Jahre ein immer neues Licht auf diese Biografie des "dunklen Ostbrötchens" wirft (wie sich Sam Meffire selber nennt) - und die gerade sowohl als Buch als auch als Film erscheint: "Ich, ein Sachse. Mein deutsch-deutsches Leben". Zwei Werke zwischen Dichtung und Wahrheit, wobei das Buch einen sehr ungewohnten und interessanten Blick auf die DDR wirft - aus der Sicht eines sächselnden DDR-Bürgers, der alles überspielen konnte, nur nicht seine Hautfarbe.
(Autor: Dennis Wagner)


* Ulrike Draesner über Frauenschicksale im und nach dem Krieg: "Die Verwandelten"

Wie einschneidend staatliche und Kriegsgewalt Frauenleben verändert, davon erzählt Ulrike Draesners aktueller Roman "Die Verwandelten", der für den Preis der Leipziger Buchmesse nominiert ist. Draesner gelingt darin ein prosaisches Patchwork, das sich über fast ein ganzes Jahrhundert legt: Es kommen Frauenstimmen aus drei Generationen zu Wort. Sie kommen aus verschiedenen Verhältnissen, begreifen sich als Deutsche oder Polinnen oder irgendwas dazwischen. Was sie eint, ist eine Familiengeschichte, die von Identitätswechseln und Sprachverlust geprägt ist. „Die Verwandelten" erzählt vom Weiterleben und Wiederfinden intergenerationeller Erinnerungen. "artour" stellt den Roman vor und hat mit der Autorin über die Arbeit daran gesprochen.
(Autorin: Carolin Büscher)


* Picasso-Jubiläum in Halle

Man darf die Jubiläen feiern, wie sie fallen: In wenigen Tagen jährt sich der Todestag Pablo Picassos zum 50. Mal. In Frankreich und Spanien gibt es gleich ein gemeinsames Themenjahr für den Südspanier, der in Paris zum Weltstar wurde. In Deutschland dagegen passiert nicht gar so viel.

Eine Ausnahme ist Halle an der Saale, wo gleich zwei Ausstellungen diesen Meister aller Klassen präsentieren. Im Kunstmuseum Moritzburg wird unter dem Titel "Zurück zu den Ursprüngen" ein "anderer Picasso" vorgestellt - was vor allem seine lebenslange Sehnsucht nach der Heimat und den mittelmeerischen Themen meint sowie seine spielerische Beschäftigung mit der Keramik umfasst. Gleichzeitig werden in der Kunsthalle Talstraße keramische Arbeiten und Zeichnungen von Jean Lurçat den Grafiken und Keramiken Picassos gegenübergestellt - zweimal Mythen und Mittelmeer, Stierkampf und Sonnenglanz auf Künstlerkeramik in Halle.
(Autor: Meinhard Michael)


* "Olaf Jagger" - Mockumentary mit Olaf Schubert

Könnte es tatsächlich wahr sein, muss Olaf Schubert seine Biografie neu schreiben? Ist Mick Jagger der leibliche Vater des Dresdner Comedians? In dem fiktionalen Dokumentarfilm "Olaf Jagger" versucht Olaf Schubert, ein streng gehütetes Familiengeheimnis zu lüften. Beim Ausmisten des Kellers in seinem Elternhaus entdeckt er alte Tonbänder. Darauf zu hören: seine Mutter beim Interview mit Mick Jagger. Mutti war im Westen, 1965 zu tiefsten DDR-Zeiten und hat Mick Jagger getroffen? Das wirft Fragen auf. Vor allem eine: Warum hat sie Olaf nie davon erzählt?

Um Licht ins Dunkel der Familiengeschichte zu bringen, macht sich Olaf auf den Weg. Begleitet von einem Dokumentarfilmteam trifft er Weggefährten seiner Mutter und diverse Stars der Ostrockszene. Wie bei einem Puzzle setzt sich Stück für Stück zusammen, was damals passiert sein könnte. Doch über die (fiktive) Recherche hinaus erzählt der Film auch über die reale Jugend in der DDR und über die Liebe zum Rock'n Roll, die in Ost und West gleichermaßen gelebt wurde.

"artour" stellt die Mockumentary "Olaf Jagger" vor und hat mit Olaf Schubert und Heike Fink, der Regisseurin des Films, gesprochen. Ab 6. April im Kino.
(Autorin: Ulrike Reiß)


* Kulturkalender

- "Sex und Kartoffeln" Performance von Anna Kristine Linke am Theater Magdeburg , Premiere am 31. März.
- Joshua Reynolds und das Bild des englischen Adels - Zum 300. Geburtstag des Künstlers, Sommerpalais Greiz bis 3. September
- Filmtipp: "Anne Sophie Mutter - Vivace", Dokumentatin von Sigrid Faltin, jetzt im Kino
(Autorin: Julia Ribbe)

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