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Mi, 28.02. 20:45 Uhr 29:30 min

Exakt - Die Story

Wenn Kinder und Jugendliche pflegen

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In Sachsen-Anhalt gibt es nach Schätzungen etwa 5.000 sogenannte Young Carers. Die 13-jährige Schülerin Ronja aus Staßfurt ist eine von ihnen. Als ihre Oma vor wenigen Jahren an Krebs erkrankte, stand ihr Leben Kopf. "Als ich mitbekommen habe, dass Oma immer kranker wird, bin ich kaum rausgegangen." Ronja unterstützte, wo es nur ging. "Es ist viel Kindheit verloren gegangen", sagt ihre Mutter Anja.

Bundesweit pflegen und unterstützen rund eine halbe Million Kinder und Jugendliche ihre Angehörigen - heißt: Im Schnitt finden sich in jeder Schulklasse ein bis zwei Betroffene.

Junge Pflegende nehmen sich selbst oft gar nicht als solche wahr. Viele packen selbstverständlich mit an. Früh Verantwortung übernehmen, das hat auch der Erfurter Student Nico gelernt. Seine Mutter erkrankte noch zu Schulzeiten. Weil Vater und Bruder beruflich stark eingespannt waren, übernahm er schon als Schüler einen Großteil der Aufgaben zuhause. Zwei Tage in der Woche blieb er ganz der Schule fern, um seine Mutter mitzupflegen. Als Noch-Teenager kam er damit oft an seine Grenzen.

Die Berlinerin Rojin Zine Tekin pendelte als Kind zwischen Krankenhaus, Schule und Zuhause. Als sie sechs Jahre war, erkrankte erst ihr Vater, vier Jahre später auch ihre Mutter schwer. Während Gleichaltrige ihren Hobbys nachgingen, halfen Zine und ihre Schwester ihren Eltern im Alltag. Trotz der Belastung sagt Zine heute: "Nichts hätte ich deswegen weniger gemacht." Heute studiert sie Medizin und will später anderen helfen.

Selbst Fachkräfte haben die Gruppe junger pflegender Angehöriger oft nicht im Blick. Und das, obwohl es Young Carers immer geben wird, wie Mara Rick vom Beratungsangebot "echt unersetzlich" betont. Die Frage müsse lauten: "Wie unterstützen wir sie?" Jede Woche melden sich junge Menschen aus ganz Deutschland bei Rick, obwohl die Anlaufstelle vom Diakonischen Werk Berlin Stadtmitte eigentlich nur ein Berliner Angebot ist. Aus Scham oder Angst vor Einmischung von Ämtern erzählen die Betroffenen oft nichts von ihrer Situation zuhause – und bleiben unsichtbar. Dass es in Deutschland kaum direkte Angebote gibt, findet Mara Rick fatal: "Jedes Jahr, das verstreicht, ohne dass etwas getan wird, ist eine Generation verloren."

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