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MDR-Fernsehen

So, 03.03. 08:00 Uhr 29:14 min

Selbstbestimmt - Die Reportage

Genickbruch und das Leben danach

Der Punkrocker Gabor Schneider

Film von Tabea Hosche

Komplette Sendung

Bildergalerie Genickbruch und das Leben danach

Gabor Schneider bricht sich im Alter von 26 Jahren bei einem Badeunfall das Genick und ist seitdem halsabwärts gelähmt. Unterstützung bei den schwierigen Lebensumständen bekommt er zum Beispiel von Schwester und Vater. Bildrechte: MITTELDEUTSCHER RUNDFUNK
Laut und schnell: Seit seiner Jugend gehört Gabor Schneider der Hardcore-Punkszene an. Bildrechte: MDR/Jörg Baumgarten
Gabor Schneider ist eine Kämpfernatur und ein Macher. Jedes Jahr richtet er ein eigenes Musik-Festival aus. Bildrechte: MDR/Jörg Baumgarten
"Mr. Wheelchair" will auch als Querschnittsgelähmter am Leben teilhaben. Deshalb organisiert er unter anderem Spendenläufe für die Rückenmarksforschung. Bildrechte: MITTELDEUTSCHER RUNDFUNK
Zusammen mit seinem Pflegeteam reist er nach wie vor zu Konzerten, hier posiert Gabor Schneider mit der Band "Sympathy for the Devil“. Bildrechte: MDR/Jörg Baumgarten
Gabor Schneider mit seiner Schwester Sissy, die ihn seit dem Unfall zuhause pflegt. Bildrechte: MITTELDEUTSCHER RUNDFUNK
Tätowiert von oben bis unten: Von Bildern auf dem Körper kann der Punkrocker nicht genug bekommen. Bildrechte: MDR/Jörg Baumgarten
Gabor Schneider reist am liebsten mit seiner Assistentin Jenny Keune. Auch an den Ostseestrand auf Rügen, wo er vor 12 Jahren "als Fußgänger beerdigt" wurde. Bildrechte: MITTELDEUTSCHER RUNDFUNK
Zum Anbeißen, man kennt sich: Gabor Schneider und die Band "Fleischwolf“. Viele Freunde kommen zu ihm, wenn sie etwas auf der Seele haben. Bildrechte: MDR/Jörg Baumgarten

Er ist Hardcore- und Punkrockfan, spielt selbst Gitarre und tritt mit seiner Band regelmäßig in Clubs im Osten der Republik auf. Er ist einer, der auffällt: Tätowiert von oben bis unten, geht er immer wieder an seine Grenzen und darüber hinaus: Stagediving, der Sprung ins Publikum, ist obligatorisch bei jedem Auftritt. Nicht selten zieht er auf der Bühne blank. "Gabor war eine Rakete", da sind sich alle Bekannten einig.

Doch ein Badeunfall in der Ostsee ändert von einem Moment auf den anderen alles: Gabor Schneider bricht sich im Alter von 26 Jahren bei einem Kopfsprung das Genick und ist seitdem halsabwärts gelähmt. Es ist, als ob er sein Leben von vorne beginnen muss – nichts ist mehr so, wie es war.

Gabor ist eine Kämpfernatur. Er will auch als Querschnittgelähmter voll am Leben teilhaben. Zusammen mit seinem Pflegeteam reist er zu Konzerten und Festivals, betreibt einen YouTube-Kanal, organisiert Spendenläufe für die Rückenmarksforschung und richtet ein eigenes Hardcore-Festival bei sich im heimischen Garten aus. "Da feiere ich jedes Jahr meinen zweiten Geburtstag mit allen Leuten, die mir wichtig sind. Denn schließlich habe ich Glück gehabt - ich lebe noch!"

Diese lebensbejahende Einstellung bedeutet aber auch: seinen Schmerz, seinen Überdruss, seine Verzweiflung offen und unumwunden beim Namen zu nennen. Das macht Gabors besondere Ausstrahlung aus.

Corona macht ihm Angst, er ist Risikopatient. Diesen Sommer erwischt es ihn dann: Er muss in eine Spezialklinik für Querschnittgelähmte, muss sich isolieren und mit der Todesangst und der Einsamkeit alleine klarkommen.
Dabei braucht er den Kontakt zu Menschen. Und die Freunde brauchen ihn. Nicht wenige kommen inzwischen zu ihm, wenn sie etwas auf der Seele haben. "Ich war noch nie ein Arschloch, aber der Unfall hat mich irgendwie noch sozialer und empathischer gemacht", kommentiert Gabor lakonisch.

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