Kolumne: Das Altpapier am 2. April 2024: Porträt des Altpapier-Autoren René Martens 4 min
"Das Altpapier" ist eine tagesaktuelle Kolumne. Die Autorinnen und Autoren kommentieren im aktuellen Altpapier die wichtigsten Medienthemen des Tages. Bildrechte: MDR | MEDIEN360G

Kolumne: Das Altpapier am 2. April 2024 Transparenz ist auch keine Lösung

02. April 2024, 12:17 Uhr

Für die zentrale "These" der Erstberichterstatter zu den "RKI Files" gibt es keinerlei Anhaltspunkte. Ein US-amerikanischer Zeitungschefredakteur macht deutlich, worin derzeit die wichtigste Herausforderung für Journalisten besteht. Heute kommentiert René Martens die Medienberichterstattung.

Porträt des Altpapier-Autoren René Martens
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Das Altpapier "Das Altpapier" ist eine tagesaktuelle Kolumne. Die Autorinnen und Autoren kommentieren und bewerten aus ihrer Sicht die aktuellen medienjournalistischen Themen.

Oh, die Verschwörungsheinis haben was "übersehen"

Da die sogenannten RKI Files, die in diesem und diesem Altpapier bereits Thema waren, fast zweitausend Seiten umfassen, war abzusehen, dass sie noch lange nach ihrer Veröffentlichung Gegenstand journalistischer Beiträge sein werden.

Martin Rücker zieht bei riffreporter.de folgende Zwischenbilanz:

"Vollständig analysiert werden können die Protokolle nur nach und nach. Ein Verständnis der Texte, häufig in Spiegelstrich-Informationen abgefasst, setzt ein Zurückdenken in den jeweiligen Zeitraum, ein Erinnern der damals – und nicht heute – vorliegenden Informationen und der jeweiligen öffentlichen Diskussionen voraus."

Deutliche Kritik daran, wie das durch "Neigung zum Verschwörungstheoretischen auf(fallende)" Blog "Multipolar" und viele der das Thema weiterdrehenden Medien mit den "Files" umgingen, formuliert Rücker auch:

"Vor allem lohnt es, die Protokolle selbst zu lesen und sich nicht von einzelnen Zitaten fehlleiten zu lassen, die im Internet kursieren. Beinahe jedes Protokoll gibt Sätze her, die jede beliebige Position anscheinend bekräftigen, ob Maßnahmenkritiker oder Maßnahmenbefürworter. Die in den sozialen und auch klassischen Medien viel zitierte Aussage 'Konsequenzen des Lockdowns haben zum Teil schwerere Konsequenzen als COVID selbst' ist so ein Paradesatz."

Wobei wir, kurze Nebenbemerkung, heute ja eher vor der Frage stehen, ob die Folgen von Long Covid die Wirtschaft "nachhaltiger beeinträchtigen als die Lockdowns" (siehe "Spiegel" neulich).

Rückers konkrete Kritik an "Multipolar":

"Was (der Blog) schrieb (…): Aus den Protokollen 'wird klar', dass die 'Grundlage sämtlicher Lockdown-Maßnahmen … anders als bisher behauptet’ auf 'der politischen Anweisung eines externen Akteurs’ gründete."

Aber:

"Genau das geben die Protokolle gerade nicht her. Der Autor hatte sogar einen Hinweis vorlegen, der seiner Kernthese widerspricht – nur hat er diesen 'übersehen'. Stattdessen präsentierte er seine Mutmaßung wie einen Fakt."

Gemeint ist ein Dokument, aus dem hervorgeht, dass es kein "externer Akteur", sondern ein RKI-Mitarbeiter war. Diesen Hinweis habe "Multipolar-Autor Paul Schreyer "übersehen", wie dieser selbst "auf Anfrage" schrieb. Achsodele!

Der "Volksverpetzer" greift unter anderem ZDF-Hauptstadtkorrespondentin Britta Spiekermann an:

"(Sie) (…) übernahm (…) nicht nur Querdenker-Framing, sondern hat bei den entsprechenden Zitaten ebenfalls genau jenen wichtigen Kontext weggelassen, der essentiell war."

Joachim Müller-Jung, Leiter des Ressorts Natur und Wissenschaft bei der FAZ, verzichtet in einem Kommentar für die FAS darauf, die beteiligten Rösser und Reiter zu nennen, sondern formuliert eine allgemeine Kritik an jenen, die "falsche Fährten leg(en) oder von Rachegelüsten an der Wissenschaft getrieben (werden)" - und appelliert an die "Demokratie", dass sie sich "gegen solche Rachegelüste impf(en)" müsse.

Mindestens eine Programmbeschwerde zur ZDF-Berichterstattung gibt es mittlerweile auch. Die freie Wissenschaftsjournalistin Bettina Wurche hat ihre im Blog des Magazins "Spektrum" veröffentlicht. Sie schreibt:

"Pauschale Medienschelte lehne ich ab, auch gegenüber dem ÖRR, dessen Rolle ich immer wieder für sehr wichtig halte. Aber was einige ZDF-MitarbeiterInnen zu den 'RKI-Files' raushauen, ist uninformiert, wissenschaftsfeindlich und verstößt gegen die journalistische Sorgfaltspflicht. Hätte ich einen solch einseitigen, auf tönernen Füßen stehenden, suggestiv angelegten Beitrag abgeliefert, hätten mir 'meine' RedakteurInnen bei 'Spektrum' und 'Bild der Wissenschaft' und anderen populärwissenschaftlichen Medien das Geschreibsel zu Recht um die Ohren gehauen."

Als Blogbeitrag "funktioniert" der Text durchaus. Was in einer Programmbeschwerde allerdings der Hinweis auf einen "dümmlichen" (Wurche) Gastbeitrag zu suchen hat, den der leitende ZDF-Redakteur und Paul-Schreyer-Umarmer Dirk Jacobs im Juni 2023 für die "Berliner Zeitung" geschrieben hat, weiß nur Wurche. Dass leitende Redakteure des öffentlich-rechtlichen Rundfunks in Spinnerzeitungen Spinnerdinge tun, ist ganz gewiss beunruhigend. Das muss man aber anderer Stelle thematisieren.

Michael Seemann greift in seinem Newsletter "Krasse Links" für die Betrachtung der RKI-Files-Rezeption auf einen im vergangenen Jahr erschienenen Beitrag des Medienwissenschaftlers Mike Caulfield zurück. Diesen fasst Seemann folgendermaßen zusammen:

"Seit dem Internet haben Debatten (…) die Eigenschaft, nie zu Ende zu gehen, und so hätten auch die jeweiligen Diskursteilnehmer*innen nie aufgehört, nach Evidenzversatzstücken zu graben. Ob eine Debatte "offen" sei oder nicht, bestimmt dabei nicht, wie viele und wie starke wissenschaftliche Beweise es für die eine oder andere Seite gebe, sondern nur, ob die Seiten aufhören zu diskutieren. Deswegen sind die RKI-Files so ein gefundenes Fressen für die Verschwörungsloonies, denn darin finden sich wieder endlos viele Sätze über Masken, Gefahreneinschätzungen und Impfungen, die sie triumphierend als Puzzleteile ihrer Weltsicht hochalten können."

In seinem Text unterstützt Seemann zwar die Transparenzforderungen des erwähnten Martin Rücker ("Er fragt, warum erst die Verschwörungsheinis die Akten freiklagen mussten, und hofft, dass in Zukunft Transparenz und ein offener Umgang mit eigenen Fehlern für mehr Vertrauen sorgen werde"), macht mit Rückgriff auf Caulfield aber deutlich, dass Transparenz auch einen Haken hat. Seemanns pessimistische Schlussfolgerung lautet jedenfalls:

"Ich fürchte, (…) dass keine Debatte jemals 'geklärt' ist und dass am Ende diejenigen gewinnen, deren intrinsische Motivation für die 'Beweissuche' am längsten anhält. Und das bedeutet leider auch, dass Transparenz einfach keine Lösung für dieses Problem ist, denn Transparenz bedeutet in der Realität nur immer mehr 'Beweise’ und damit ein Sich-weiter-drehen der Debattenspirale."

Was tatsächlich aufgearbeitet werden müsste

Da im Was-mit-Corona-Kontext "Aufarbeitung" zurzeit zu den heißesten Modewörtern gehört, die der Journalismus und der Politikbetrieb im Angebot haben, könnte man ja mal damit beginnen, die wirklich wichtigen Fragen in den Raum zu stellen.

Der von mir unlängst für einen "Übermedien"-Beitrag zum Thema Corona-Berichterstattung interviewte freie Autor Frédéric Valin, der zu den Risikogruppen gehört und sich daher mit dem Thema intensiv beschäftigen muss, hat bei Threads zum Beispiel "eine unvollständige Liste von Fragen zur Pandemie, die aufgearbeitet gehören, veröffentlicht".

"Nach welchen Kriterien haben die Zeitungen ihre Expert*innen ausgesucht?",

lautet eine davon. Eine weitere (damit mindestens lose verbundene) würde ich aus einer Kritik des Medienwissenschaftlers Bernhard Pörksen ableiten, die ich in einem vor rund drei Wochen erschienenen Altpapier aufgegriffen habe. Er hatte beklagt, dass im Herbst 2020 zu viele Medien "stimmungsgetrieben, losgelöst von störenden Fakten" und "befreit von unbequemer Evidenz" agiert hätten und dass dieser "medial befeuerte Verdrängungspopulismus" dazu beigetragen habe, dass "50.000 zumeist ältere Menschen starben, von denen viele noch leben könnten". Die sich daraus ergebende Frage lautet: Welche Personen tragen konkret die Verantwortung für diesen "Verdrängungspopulismus"? Dass eine Antwort nur eine Annäherung liefern kann, ist mir natürlich klar.

Kurz bevor die großen Aufschläge zu den "RKI-Files" begannen, hatte der Deutschlandfunk ein Gespräch mit Christian Drosten geführt. Er sagte dort:

"Worüber ich mir Sorgen mache, ist dieses Thema Desinformation (…) Das ist in der Pandemie stark aufgekommen und ist seitdem nicht mehr weggegangen (…) Eines der wichtigsten Probleme ist (…), dass es bestimmte anerkannte öffentliche Medien gibt, die die Tür aufmachen für Verschwörungserzählungen und abseitige Theorien (…)"

Dass es im ZDF Agenten der Gegenaufklärung gibt, die im beschriebenen Sinne "die Tür aufmachen", konnte Drosten zu dem Zeitpunkt noch nicht wissen.

"There aren’t two sides to facts"

US-amerikanische Regionalmedien gehören nicht zu den Quellen, die allzu häufig im Altpapier zitiert werden. Eine Kolumne des Chefredakteurs des "Cleveland Plain Dealer" - auf die ich durch einen Threads-Post des in unserer Kolumne hin und wieder erwähnten Journalismusforschers Jay Rosen gestoßen bin - verdient allerdings ausführliche Aufmerksamkeit. Was Chris Quinn hier zum, so pathetisch das klingen mag, journalistischen Umgang mit der Wahrheit schreibt, kann auch Journalisten in anderen Ländern mindestens als Orientierungshilfe dienen. Ausgangspunkt der Kolumne: Leser, die in Zuschriften ihren Unmut über die Trump-Berichterstattung "ihrer" Zeitung zum Ausdruck bringen. Quinn schreibt dazu:

"I feel for those who write. They believe in Trump and want their local news source to recognize what they see in him." 

Zu Beginn des Textes betont er:

"Es fällt mir schwer, diese Kolumne zu schreiben, denn ich möchte diejenigen, die mir in gutem Glauben schreiben, nicht herabsetzen oder beleidigen. Ich habe sie seit November ein halbes Dutzend Mal begonnen, mich aber jedes Mal anderen Themen zugewandt, weil diese Nadel schwer zu fädeln ist. Egal, wie ich es formuliere, ich werde einige nachdenkliche, anständige Menschen verletzen."

Ähnliche Einschränkungen wie im zuletzt zitierten Satz macht Quinn immer wieder:

"Der Leitstern [im Original: "North star" - RM] ist hier die Wahrheit. Wir sagen die Wahrheit, auch wenn sie einige der Leute beleidigt, die uns für Informationen bezahlen."

Und worin besteht diese Wahrheit nun?

"Die Wahrheit ist, dass Donald Trump (…) einen Aufstand ausgelöst (hat), um unsere Regierung zu stürzen und sich selbst an der Macht zu halten. Kein Präsident in unserer Geschichte hat Schlimmeres getan. Das ist nicht subjektiv. Wir alle haben es gesehen. Viele führende Politiker versuchen heute, die Massen davon zu überzeugen, dass wir nicht gesehen haben, was wir gesehen haben, aber unsere Augen täuschen uns nicht (…) Vertrauen Sie Ihren Augen. Trump hat am 6. Januar die ernsthafteste Bedrohung für unser Regierungssystem seit dem Bürgerkrieg eingeleitet. Sie wissen das. Sie haben es gesehen."

Aphorismusreif geht es dann weiter:

"There aren’t two sides to facts. People who say the earth is flat don’t get space on our platforms. If that offends them, so be it."

Quinns Befürchtung "Our nation does seem to be slipping down the same slide that Germany did in the 1930s" mag auf den ersten Blick nach einer Vereinfachung klingen. Man versteht sie aber vielleicht besser, wenn man die vorangegangene Zusammenfassung einer Rezension des vor wenigen Tagen erschienenen Buchs "Takeover: Hitler's Final Rise to Power" liest - oder gleich den kompletten, im "New Yorker" erschienenen Artikel über diese Chronik des Jahres 1932, in der der Verleger Alfred Hugenberg zu den Hauptpersonen gehört.

Die Medienjournalistin Parker Molloy lobt in ihrem Newsletter "The Present Age" unter anderem, dass Quinn in seinem Text das Ringen mit sich selbst beschreibt:

"He openly shares the struggle of reporting honestly without alienating readers or compromising on the truth. This question is not limited to Trump (though he’s certainly the most prominent example of a politician who operates from a base of lies) or any single politician; it's about the broader challenge facing journalists today."

Worin besteht diese Herausforderung? Journalistinnen und Journalisten sollten generell den Mut haben, "einigen nachdenklichen, anständigen Menschen" (Quinn) unter den eigenen Leserinnnen und Lesern (oder auch: Zuschauerinnen und Zuschauern), die "ihren" Politikern glauben und glauben wollen, weh zu tun.

Molloy schreibt weiter:

"Too few news organizations are willing to take the same stand as (…) Quinn (…),instead often falling into the trap of 'both-sides-ism' in a misguided attempt to win over conservative audiences. This trend undermines the pursuit of truth, pushing the media towards a perception of neutrality that can distort reality and muddy the waters of factual reporting."

Die Kritik, die Molloy hier formuliert, bezieht sich natürlich auf den US-amerikanischen Journalismus, aber es liegt natürlich nicht fern, folgende Frage zu stellen: Ist es vorstellbar, dass in Deutschland eine journalistische Führungskraft, die für ein reichweitenstarkes regionales oder überregionales Medium tätig ist, etwas Ähnliches schreibt wie Quinn?


Altpapierkorb (die Sicherheitslage der Correctiv-Redaktion, Israel vs. Al Jazeera, die Situation für Journalisten in Saporischja, keine belastbaren Belege für ein Umsichgreifen einer "woken" "Cancel Culture")

+++ Für die Titelgeschichte der aktuellen Ausgabe des Medienmagazins "journalist" hat Jan Freitag ein Interview mit Correctiv-Chefredakteur Justus von Daniels und Vizechefredakteurin Anette Dowideit geführt. Eines unter (natürlich sehr) vielen Themen: Wie sich die Sicherheitslage der Redaktion seit der Veröffentlichung der Recherchen zum Geheimtreffen von Potsdam verändert hat. Von Daniels sagt: "Wir hatten zuvor jedenfalls noch keine Recherche, wo wir bei der Veröffentlichung so viele Sicherheitsvorkehrungen diskutiert haben. Jetzt gibt es regelmäßige Einschätzungen der Sicherheitsbehörden, ob sich die Gefahrenlage einzelner oder der Redaktion insgesamt geändert hat (…) Da sind schließlich schon harte Wellen voller Hass und Hetze auf Correctiv zugerollt (…) Die AfD zum Beispiel hat Bilder einzelner Redaktionsmitglieder mit der Forderung veröffentlicht, man müsse diese Form von Journalismus in ihre Schranken weisen, also die unterschwellige Aufforderung an Gleichgesinnte, uns mal einen Besuch abzustatten (…) Und Beatrix von Storch hat extra noch mal unsere Redaktionsadresse getwittert und den Namen eines einzelnen Reporters hervorgehoben."

+++ The Committee to Protect Journalists "fordert die israelische Regierung dringend auf, das in Jerusalem ansässige Büro des katarischen Senders Al-Jazeera nicht zu schließen und den Medien zu erlauben, während des aktuellen Konflikts frei über die Ereignisse in Israel und Gaza zu berichten". Dies zitiert Oliver Darcy in seinem CNN-Medien-Newsletter "Reliable Sources". "TV-Sender Al Jazeera in Israel vor dem Aus" lautet eine allzu flapsige Überschrift des ZDF zu dem Thema.

+++ Bernhard Clasen stellt in der taz eine im ukrainischen Saporischja ansässige Organisation namens Zentrum journalistischer Solidarität vor. "Gerade hier, 40 km von der Front entfernt, ist es wichtig, dass wir Journalisten uns gegenseitig unterstützen. Wer sein Haus, seine Angehörigen verloren hat, seinen Mann vermisst, ist schwer traumatisiert. Und diesen Journalisten muss man helfen. Psychologisch, aber auch fachlich. Das heißt, wir helfen ihnen, ihre Arbeit, die sie sehr ausfüllt, nicht zu verlieren." Das sagt die von Clasen befragte Valentina Manschura, eine der beiden Koordinatorinnen des Zentrums. Um Einschränkungen der journalistischen Arbeit durch die aktuelle Regierung geht es in dem Artikel auch. Noch einmal Manschura: "Wir haben gegen die Unfreiheit unter dem früheren Präsidenten Viktor Janu­kowitsch gekämpft. Und genau deswegen sind wir auch nicht damit einverstanden, dass die aktuellen Machthaber die Freiheit des Wortes einschränken."

+++ Der Soziologe Floris Biskamp hat in seinem Blog einen in Tübingen gehaltenen Vortrag dokumentiert, in dem er "14 Thesen zur Debatte um 'Cancel Culture'" präsentiert. Die erste lautet: "Es gibt keine belastbaren Belege dafür, dass eine 'woke' linke 'Cancel Culture’ immer weiter um sich greifen und damit Redefreiheit und Demokratie bedrohen würde." Auf die zweite sei hier etwas ausführlicher eingegangen: "Wie Adrian Daub dargelegt hat, besteht in Form und Inhalt eine extreme Ähnlichkeit zwischen dem heutigen Diskurs um 'Cancel Culture' und dem in den 1990ern aufgekommenen Diskurs um 'Political Correctness'. Auch damals hieß es, dass ausgehend von US-Universitäten ein Feminismus und ein Antirassismus um sich griffen, die (…) zuerst die Wissenschaftsfreiheit, dann die Redefreiheit und schließlich die Demokratie zu zerstören drohten. (…) Wenn nun seit über 30 Jahren konstant vor dem jetzt wirklich anstehenden Untergang gewarnt wird und die Belege bis heute vor allem Anekdoten sind, hat man umso mehr Gründe, der These zu misstrauen."

Das Altpapier am Mittwoch schreibt Christian Bartels.

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