Jubiläum Preis der Leipziger Buchmesse: 20 Fakten über 20 Jahre

29. Februar 2024, 14:50 Uhr

Der Preis der Leipziger Buchmesse feiert Geburtstag: 2024 wird die Auszeichnung zum 20. Mal vergeben, erstmals geht in diesem Jahr eine Graphic Novel in der Kategorie Belletristik ins Rennen. Seit 2005 wird der Preis in insgesamt drei Kategorien am ersten Messetag verliehen – ein Highlight der Literaturszene, das in diesem Jahr besonders gefeiert wird. Zu den Preisträgerinnen und Preisträgern der vergangenen Jahre gehören u.a. Ingo Schulze, Clemens Meyer, Natascha Wodin, Lutz Seiler, Dinçer Güçyeter und Esther Kinsky. 20 Jahre voller Highlights und Skandale, die wir in 20 Fakten zusammmengefasst haben:

1. 9.700 Bücher

Ungefähr so viele Bücher mussten die Jurys in den 20 Jahren sichten. Denn der Preis der Leipziger Buchmesse funktioniert auch wie ein Wettbewerb. Das heißt, dass Verlage aussichtsreiche Titel einreichen, aus denen die Jury in der Regel auswählt. Sie haben dann aber auch die Möglichkeit, noch eigene Wunschbücher einzubringen. Die wenigsten Bücher wurden übrigens 2019 eingereicht – nur 359 Titel. Dafür wurden in den Jahren 2009 und 2010 jeweils rund 760 Bücher vorgeschlagen.

2. Fünf Nominierte in drei Kategorien – nicht immer!

Aus den eingereichten Titeln wählt die Jury jeweils fünf Nominierte in drei Kategorien (Belletristik, Sachbuch/Essayistik, Übersetzung) aus. Das würde in 20 Jahren Preis-Geschichte 300 Bücher ergeben. Doch wer im März 2024 die komplette Liste der Nominierten aufmerksam durchzählt, wird auf 301 Titel kommen. Im Jahr 2009 gab es in der Kategorie Belletristik nämlich sechs Bücher ("Apostoloff" von Sibylle Lewitscharoff, "Das Glück in glücksfernen Zeiten" von Wilhelm Genazino, "Die Stille" von Reinhard Jirgl, "Ruhm" von Daniel Kehlmann, "Sanssouci" von Andreas Maier und "Mit der Geschwindigkeit des Sommers" von Julia Schoch).

Sibylle Lewitscharoff: Eine Frau mit schulterlangen Haaren schaut in die Kamera.
2009 gewann Sybille Lewitscharoff den Preis der Leipziger Buchmesse für ihr Buch "Apostoloff". Jahre später erhielt sie auch den Büchner-Preis. Bildrechte: imago/VIADATA

Grund dafür war vermutlich die Menge der Einreichungen, immerhin 760 Titel. Als 2010 erneut so viele Bücher um den Preis buhlten, konnte sich die Jury jedoch wieder auf insgesamt 15 Nominierte einigen.

3. Über eine Million Euro Preisgeld

Das Preisgeld ist in den 20 Jahren stabil geblieben: Jedes Gewinner-Buch der drei Preis-Kategorien erhält bis heute jeweils 15.000 Euro. Nach dem zehnten Jubiläum wurde jedoch aufgestockt: Seitdem gibt es schon für die Nominierung jeweils 1.000 Euro, der Preis ist also mit 60.000 Euro dotiert. Insgesamt wurden so in 20 Jahren 1.050.000 Euro ausgezahlt. Für Autorinnen und Autoren bedeuten solche Preisgelder auch Freiheit: Sie können in Ruhe schreiben, ohne sich über Einkünfte Sorgen machen zu müssen.

4. Doppelte Talente

Kaum ein Name ist so mit dem Preis der Leipziger Buchmesse verbunden wie Terézia Mora. Die Autorin wurde 2005 für ihren Roman "Alle Tage" ausgezeichnet. 2011 wurde die Wortkünstlerin erneut nominiert – dieses Mal jedoch für ihre Übersetzung von "Ein Produktionsroman" von Péter Esterházy. Auch ihre Kolleginnen Antje Ravik-Strubel, Esther Kinsky und Anne Weber wurden sowohl für ihre Romane als auch für ihre Übersetzungsarbeit nominiert.

Die Autorin und Übersetzerin Terezia Mora trägt einen schwarzen Anzug mit dunklem Schal und blickt freundlich in die Kamera.
Terézia Mora war für den begehrten Preis der Leipziger Buchmesse schon in mehreren Kategorien (Belletristik und Übersetzung) nominiert. Bildrechte: picture alliance/dpa | Frank Rumpenhorst

5. Dreimal fast gewonnen

Regelmäßig übersetzt Maralde Meyer-Minnemann Literatur aus dem Portugiesischen und war damit bereits dreimal für den Übersetzungs-Preis der Leipziger Buchmesse nominiert. Hinrich Schmidt-Henkel übersetzt vor allem aus dem Französischen, kann aber auch Norwegisch. Auch er hatte schon dreimal Chancen auf den Preis. Niemand war damit öfter nominiert als diese beiden, gewonnen haben sie bisher jedoch nicht.

Eine Frau in pinken Jackett sitzt an einem Schreibtisch.
Maralde Meyer-Minnemann ist Expertin für die Portugiesische Sprache. Bildrechte: picture-alliance/ dpa | Maurizio Gambarini

6. Ohne Regeln kein Preis

Buch einreichen, Jury überzeugen und Urkunde mit nach Hause nehmen – so einfach ist es nicht. Es gibt einige Regeln zu beachten: Die Bücher müssen in einem bestimmten Zeitraum erschienen sein oder erscheinen. Sie müssen vor allem auf der Buchmesse erhältlich sein. Und wer den Preis gewinnt, muss anschließend einige Pflichttermine absolvieren. Dazu gehören Interviews beim ZDF oder bei 3sat.

Für Nikola Richter vom Verlag Mikrotext, der mit Dinçer Güçyeter 2023 den Belletristik-Preis gewann, war das eine neue Erfahrung. Und sie war begeistert, wie gut durchgetaktet das war. Natürlich gibt es auch schon Ausnahmen: Lutz Seiler erhielt seinen Preis Corona-bedingt in einer Radio-Show. Und Wolfgang Herrndorf nahm seinen Preis 2012 aus gesundheitlichen Gründen nicht selbst entgegen.

7. Der Corona-Pandemie getrotzt

Eigentlich findet die Preisverleihung am ersten Tag der Buchmesse in Leipzig statt: Am Nachmittag sammelt sich eine riesige Menge in der Glashalle, wo auf der Bühne die Gewinnertitel öffentlich bekanntgegeben werden. Es ist ein Highlight des Frühjahres-Büchertreffens. Nicht jedoch 2020: Wegen der Corona-Pandemie musste die Messe abgesagt werden und der Preis wurde am Vormittag im Deutschlandfunk verkündet. Auch 2021 gab es keine Buchmesse, aber immerhin eine feierliche Preisverleihung vor kleinem Publikum.

8. Der Skandal im Jahr 2010

Erst wurde es gefeiert und dann scharf kritisiert. Die damals 17-jährige Helene Hegemann wurde für ihren autobiografisch gefärbten Debütroman "Axolotl Roadkill" 2010 sehr gefeiert. Doch bald wurden Vorwürfe laut: Ganze Passagen fänden sich auch in dem Text "Strobo" des Berliner Bloggers Airen, der im Verlag Sukultur erschienen war. Die Debatte wurde noch größer, als der Roman für den Preis der Leipziger Buchmesse nominiert wurde und überschattete beinahe die anderen Nominierten. Gewonnen hat Hegemann den Preis aber nicht. Spätere Ausgaben des Buches enthielten ein Quellenverzeichnis.

Eine Buchmesse-Besucherin betrachtet den Roman Axolotl Roadkill von Helene Hegemann, am Stand des Ullstein Verlages.
Die Debatte um "Axolotl Roadkill" hat das Interesse des Publikums gesteigert. Bildrechte: IMAGO / Reiner Zensen

9. #frauenzaehlen

2016 wurde die Auswahl kritisiert. Zusammengefasst: Die Nominierungen erweckten den Eindruck, dass Frauen zwar gut übersetzen und dichten, aber keine großen Geschichten schreiben könnten. In der Belletristik war Marion Poschmann mit ihrem Lyrik-Band "Geliehene Landschaften" als einzige Frau nominiert, in der Kategorie Sachbuch standen ausschließlich Männer auf der Liste und bei den Übersetzungen fand sich ein Mann neben vier Frauen. Eine Ausnahme? (Die Fragestellung ist sehr binär, nicht-binäre Personen haben beim Preis der Leipziger Buchmesse bisher kaum eine Rolle gespielt).

Das Verhältnis in der siebenköpfigen Jury war immer zwei zu fünf oder drei zu vier. Ab 2016 saßen regelmäßig mehr Frauen in den Sitzungen. Bisher konnten 13 Männer in der Kategorie Belletristik das Preisgeld mitnehmen und nur sechs Frauen. 36 der 96 Nominierten waren weiblich. In der Kategorie Sachbuch sah die Preisverteilung genauso aus. Aber von 95 Nominierten waren nur 21 weiblich. In acht Jahrgängen war gar keine Frau nominiert.

Grafik mit einer Lupe über den Gender-Symbolen für weiblich und männlich
2016 wurde die Auswahl der Nominierten für den Preis der Leipziger Buchmesse kritisiert: In der Kategorie Belletristik gab es nur eine Frau. Bildrechte: IMAGO / Imaginechina-Tuchong

In der Kategorie Übersetzung sieht es etwas anders aus: 13 Gewinnerinnen und fünf Gewinner sowie ein Zweier-Team. Unter 95 Nominierten waren 53 Frauen – drei davon in einem Team. Als die Kritik 2016 geäußert wurde, wurde das Thema sowieso vermehrt in der breiten Öffentlichkeit diskutiert und sorgte für spürbare Veränderungen. 2023 waren in der Kategorie Sachbuch gleich vier Frauen nominiert. In diesem Jahr haben es vier Autorinnen in der Kategorie Belletristik auf die Shortlist geschafft.

10. Keine Angst vor Lyrik

Für viele im Feuilleton war es eine große Überraschung, als 2015 mit den "Regentonnenvariationen" von Jan Wagner ein Gedichtband nominiert wurde. Dass er dann auch den Preis erhielt, war für viele dann nur logisch. Neben den drei Kategorien ist das vielleicht die größte Besonderheit des Preises: Während der Deutsche Buchpreis ausschließlich Romane auszeichnet, geht es in Leipzig wirklich um Bücher. Das können Bände mit Erzählungen, Dramen oder eben Lyrik sein. In den beiden Folgejahren wurden noch zwei weitere Gedichtbände nominiert. Auch ein Buch wie "Luna Luna" von Maren Kames, das sich nur schwer formal einordnen lässt, hätte ohne diese Regelung wohl kaum eine Chance.

11. Chance für Neulinge

Neben so renommierten und bekannten Namen wie Wilhelm Genazino oder Reinhard Jirgl werden auch immer wieder junge Autorinnen und Autoren sowie Debüts nominiert. Damit sind sowohl erste Bücher gemeint und sogenannte Roman-Debüts – beispielsweise veröffentlichte der Dramatiker Roland Schimmelpfennig nach zahlreichen erfolgreichen Theaterstücken 2016 zum ersten Mal einen Roman. Im Jahr 2014 sprach das Feuilleton mit Blick auf die damaligen Nominierungen sogar vom "Aufmarsch der Debütanten" weil Fabian Hischmann, Per Leo und Katja Petrowskaja mit ihren ersten Romanen scheinbar gleich überzeugen konnten. Im Jahrgang 2013 fiel auf, dass gleich zwei Autorinnen, die nicht älter als 30 Jahre waren, ihre Bücher platzieren konnten. Die Jury scheint sich also für Neues zu interessieren.

Lisa Kränzler: Eine Frau mit Bob-Frisur schaut in die Kamera
2013 war Lisa Kränzler mit dem Roman "Nachhinein" für den Preis der Leipziger Buchmesse nominiert. Bildrechte: picture alliance / ZB | Jan Woitas

12. Ein Erfolgsgarant

Der Preis der Leipziger Buchmesse ist nicht nur wegen der 15.000 Euro Preisgeld begehrt, sondern auch, weil er mehr Erfolg bedeutet. "Die Regentonnenvariationen" von Jan Wagner standen später auf der Spiegel-Bestseller-Liste – als Lyrikband. Laut dem Verlag Hanser Berlin hat das auch für mehr Verkäufe gesorgt. Auch die Verlegerin Nikola Richter vom Mikrotext-Verlag, der 2023 den Gewinner stellte, berichtet von einer großen Nachfrage. Glücklicherweise hatte sie aus ihrer Erfahrung heraus schon bei der Nominierung einen größeren Nachdruck in Auftrag gegeben, wie sie erzählt.

Auch international weckt der Preis Interesse: Die Rechte für "Unser Deutschlandmärchen" von Dinçer Güçyeter von 2023 wurden gleich mehrfach ins Ausland für Übersetzungen verkauft.

13. Große Namen zählen

In fast jedem Jahr finden sich unter den nominierten Sachbüchern Biografien von wichtigen Menschen: 2005 wurde ein Buch über Friedrich Schiller ausgezeichnet. Bei gleich zwei Nominierten ging es um den Dichter Stefan George. Andere Bücher erzählen von Kaiserin Maria Theresa oder der fast vergessenen Künstlerin Hilma af Klint. Geschichtsbücher berichten von der Zeit unter Hitler und Stalin.

Das hat zum einen den Grund, dass bekannte Namen und Gesichter im Buchladen ein Blickfang sind, zum anderen werden beim Preis der Leipziger Buchmesse auch gerne erzählende Sachbücher nominiert, und Lebensgeschichten lassen sich ziemlich gut erzählen.

Eine Frau steht vor Gemälden der schwedischen Malerin Hilma af Klint im Guggenheim Museum
Seit einigen Jahren begeistern sich immer mehr Menschen für die Künstlerin Hilma af Klint. Bildrechte: picture alliance/dpa | Johannes Schmitt-Tegge

14. Erstmals ein Comic nominiert

Ein regelrechter Exot unter den fast 300 Büchern ist "Rude Girl" von Birgit Weyhe. Denn dabei handelt es sich um einen Comic. Interessanterweise wurde das Buch 2023 nicht in der Kategorie Belletristik, sondern als Sachbuch nominiert – was die Form noch spannender macht. Birgit Weyhe erzählt in ihrer Graphic Novel über das Leben von Priscilla Layne, einer Schwarzen Germanistik-Professorin in North Carolina. Kritiker lobten, Weyhe ermögliche mit ihren assoziativen Bildern verschiedene Perspektiven auf eine diverse Gesellschaft, und erst das mache es ihr als weiße Autorin möglich, zu diesem Thema zu arbeiten.

15. Buch ohne Autor

2007 war auch Werner Bräunig nominiert – da war er schon 31 Jahre tot. Zwischen 1959 und 1965 arbeitete der Autor an dem Roman "Rummelplatz", der von den ersten Jahren der DDR zwischen 1949 und 1953 handelt und mit dem Aufstand am 17. Juni endet. Weil der Roman zu nah an der Wirklichkeit gewesen sei, wurde er zensiert, meinte die Autorin Christa Wolf. Nach dem 11. Plenum des Zentralkomitees der SED ließ Bräunig das Projekt nach eigenen Aussagen fallen. Nur vereinzelte Auszüge wurden veröffentlicht. Bräunigs Erben überließen die Rechte später dem Aufbau-Verlag, wo der Roman 2007 veröffentlicht wurde.

16. Postmigrantische Literatur

Ein Thema, das vor allem in der Kategorie Belletristik auf die eine oder andere Weise eine Rolle spielt, ist postmigrantische Literatur. Terézia Mora, Ilja Trojanow oder auch Saša Stanišić sind mit mehreren Sprachen aufgewachsen. Natascha Wodin erzählt in "Sie kam aus Mariupol" von ihrer Mutter, die aus der Ukraine nach Deutschland verschleppt wurde. Tomer Gardi hat mit seinen Büchern einen ganz eigenen Zugang zur deutschen Sprache gefunden.

Dinçer Güçyeter erhielt 2023 den Belletristik-Preis für "Unser Deutschlandmärchen", eine Einwanderergeschichte mit "Emotionalität und großer politischer Bedeutung", wie die Jury betont. Für Güçyeter sind diese Perspektiven und Mehrsprachigkeiten "normal", ein Teil von Deutschland und des deutschen Buchmarktes. Er freute sich über die große Aufmerksamkeit für seine Geschichte: "Der Preis hat vielen Stimmen, die bisher kein Podium bekommen haben, die Stimmen von Frauen oder Gastarbeiter*innen, eine Bühne gegeben", meint der Schriftsteller.

17. Die erfolgreichsten Verlage

2018 wurde es deutlich: Drei der fünf Sachbuch-Nominierten kamen aus dem C.H.Beck-Verlag. Und der Eindruck täuschte nicht, denn der Beck-Verlag ist einer der erfolgreichsten beim Preis der Leipziger Buchmesse. Immerhin wurden bisher 19 Titel in der Kategorie Sachbuch nominiert und fünfmal ging der Preis an Bücher von C.H. Beck. Auch Bücher aus dem Suhrkamp-Verlag sind auffällig häufig vertreten: 14 Nominierungen und vier Preise im Bereich Belletristik, zehn Nominierungen und drei Preise in der Kategorie Übersetzung, zudem acht Nominierungen und ein Preis bei den Übersetzungen. Der Verlag Rowohlt stellte über die Kategorien hinweg immerhin 23 Nominierte und wurde achtmal prämiert.

Diese Verlage sind auch breiter aufgestellt und haben daher mehr Chancen, doch auch Verlage mit einem kleineren Programm können immer wieder überraschen: Der inzwischen geschlossene Ammann-Verlag aus der Schweiz gewann in der Kategorie Übersetzung gleich die ersten drei Jahrgänge. 2016 gingen sowohl der Belletristik- als auch der Übersetzungspreis an den Frankfurter Schöffling-Verlag. 2021 und 2022 kamen die Belletristik-Sieger beide aus dem österreichischen Droschl-Verlag. Für die Verlegerin Annette Knoch war das "überhaupt nicht vorhersehbar und sensationell".

18. Meister-Jurorin

Eine siebenköpfige Jury aus Literatur-Kritiker*innen entscheidet, wer nominiert wird und schließlich die Preise erhält. Eigentlich werden die für drei Jahre eingeladen, meistens ist jedoch mehr Bewegung in dem Gremium. Das fällt Kristina Maidt-Zinke besonders auf: Nachdem sie von 2008 bis 2010 Jurorin war, leitete sie Jury selbst nochmal von 2016 bis 2018. Sie war lange Zeit bei der "Frankfurter Allgemeine Zeitung" beschäftigt und schreibt heute häufig für die "Süddeutsche Zeitung". Außerdem übersetzt sie selbst unter anderem aus dem Schwedischen.

19. Zahlreiche Sprachen

Die vielleicht ungewöhnlichste Sprache unter den Gewinnern des Übersetzungspreises ist vermutlich Altkatalanisch. 2008 wurde der "Roman vom Weißen Ritter Tirant lo Blanc", den der Autodidakt Fritz Vogelgsang ins Deutsche übertragen hat, ausgezeichnet. Das Buch erschien zum ersten Mal im 15. Jahrhundert und erzählt von einem Ritter, der die türkische Armee zurückschlägt und Abenteuer in Europa erlebt.

Bisher wurden drei Bücher, die aus alten Sprachen übersetzt wurden, nominiert: Kurt Steinmanns Übersetzung der "Odyssee" aus dem Altgriechischen, Ralph Dutlis Übertragung von Gedichten aus dem Altfranzösischen und Klaus Binders Übersetzung von Lukrez "Über die Natur der Dinge" aus dem Lateinischen. Am häufigsten werden übrigens Übersetzungen aus dem Englischen berücksichtigt: 21 Mal wurden solche Bücher nominiert und sechsmal wurden sie ausgezeichnet.

Johanna Schwering - Buch aus dem argentinischen Spanisch "Aurora Venturini: Die Cousinen" - erhält den Preis der Leipziger Buchmesse in der Kategorie Übersetzung während Verleihung des Leipziger Buchpreises 2023 in der Glashalle auf dem Leipziger Messegelände.
2023 wurde Johanne Schwering für ihre Übersetzungsarbeit mit dem Leipziger Preis ausgezeichnet. Bildrechte: picture alliance/dpa | Jan Woitas

20. Kein Ossi-Preis

Zum zehnten Jubiläum erschien im "Spiegel" ein Resümee zum Preis der Leipziger Buchmesse, das unter anderem auf den ostdeutschen und osteuropäischen Schwerpunkt verwies. Tatsächlich haben mit Clemens Meyer, Ingo Schulze und Guntram Vesper oft Autoren aus Sachsen gewonnen. Auch Saša Stanišić studierte in Leipzig und erzählte über ein Dorf in Brandenburg. Regelmäßig werden bei den Übersetzungen Bücher aus Osteuropa berücksichtigt. Die Leipziger Buchmesse selbst bemüht sich regelmäßig um eine Öffnung in Richtung Osteuropa. Gleichzeitig geht es beispielsweise bei den Sachbüchern nur selten um den "Osten", während beim Deutschen Buchpreis, der jeden Herbst bei Vorfeld der Frankfurter Buchmesse verliehen wird, auch regelmäßig sogenannte Wendegeschichten nominiert werden.

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Dieses Thema im Programm: MDR KULTUR - Das Radio | MDR KULTUR am Morgen | 19. Januar 2024 | 08:10 Uhr

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