Mehrere mit Naturfarben gefärbte Ostereier liegen auf einem Teller. 3 min
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Der Redakteur | 06.04.2023 Was ist "Quitschrich" und woher stammt der Brauch, damit Ostereier mit Mustern zu verzieren?

21. März 2024, 15:46 Uhr

Das Verzieren von Ostereiern ist mehrere tausend Jahre alt. Man hat schon dekorierte Straußeneier in Afrika gefunden, rote Eier früher Christen in Mesopotamien sollten an das Blut Christi erinnern, aber eigentlich hatte das Eierfärben rein praktische Gründe.

Wenn Hühner Eier legen, dann kennen sie mitunter kein Halten mehr. Jeden Tag ein Ei, davon können wir ein Lied singen, aber wohin damit, während der Fastenzeit? Von Aschermittwoch bis Ostern wurden deshalb die angefallenen Eier hart gekocht und zur Unterscheidung gefärbt. Das unterstützte die "Warenwälzung", man konnte ab Ostern zuerst die älteren Eier essen.

Für das Färben und für die Verzierungen wurden natürlich jeweils die Dinge verwendet, die in der Region und zu dieser Jahreszeit verfügbar waren. Parallel entwickelten sich unsere heutigen "Traditionen" wie Osterfeuer, Osterschießen, Eierschieben, Eierwerfen oder Eieressen.

Nicht immer ging es dabei festlich zu, so beschreibt Peter Friedrich Ludwig Strackerjan in seinem Buch über "Aberglaube und Sagen im Herzogtum Oldenburg" Bräuche, die mit Sicherheit nicht immer gut endeten. Der Überfluss angesammelter Eier wurde dadurch abgebaut, dass dem Gesinde gestattet wurde, so viel zu essen wie reinpasste. In dem Ort Butjadingen musste ein tüchtiger Großknecht schon mal 20 Hühnereier vertilgen können, dazu ein Gänseei zum Nachtisch oder ein Ei mit Schale. Guten Appetit!

Auch ist in vielen historischen Schriften das Verzieren und Verstecken beschrieben, Goethe hat Eier im Weimarer Park an der Ilm versteckt und finden lassen und dass die Sorben und überhaupt die Lausitzer die Eier bis heute besonders kunstvoll verzieren, ist auch bekannt. Hier gibt es zum Beispiel Wachstechniken, die ähnliches bewirken wie das Kraut des "Quitschrich". Sie halten die Farbe an den Stellen vom - in der Regel - weißen Ei fern.

Was ist denn nun der Quitschrich?

Es dürfte Kerbel sein und der Name Quitschrich könnte daher kommen, dass besonders frischer Kerbel zu quietschenden Geräuschen neigt, wenn man ihn zwischen den Fingern reibt. Das liegt an den kleinen Härchen, die die Pflanze bedecken. Echte Belege dafür haben wir aber nicht gefunden.

Sicher ist, dass viele Pflanzen geeignet sind, die formgebende Funktion der Eiermuster zu übernehmen. Kleine Blätter natürlich umso mehr, wir färben ja keine Straußeneier. Die Botschafterin der Olitäten-Region Oberweißbach, Katharina Eichhorn, rät aber vom wilden Kerbel ab.

Huflattich, Gänseblümchen, Löwenzahnblätter, Schafgarbe – auch die Gundelrebe lässt sich wegen ihrer schönen ovalen Form gut auf die Eier auflegen.

Katharina Eichhorn, Kräuterfrau und Botschafterin der Olitäten-Region Oberweißbach

Die Töpfchen aus dem Supermarkt oder Kerbel von eigenen Kräuterbeet sind natürlich unverdächtig. In freier Natur hingegen kann es für Laien schnell zu Verwechslungen kommen, zum Beispiel mit dem sehr giftigen Schierling. Mit Hilfe des Schierlingsbechers, einem Getränk aus zerstampfen Teilen des Gefleckten Schierlings, wurden im Altertum Verurteilte ins Jenseits befördert, so wie auch der griechische Philosoph Sokrates. Besser ist es also, Pflanzen zu nehmen, die unverwechselbar sind. Und zwar Blätter oder auch Blüten.

Woher kommt die Tradition?

Eine genaue Verortung ist schwierig, sicher ist, dass man diese Techniken im sächsisch-thüringischen Raum bis nach Franken und Bayern hinunter pflegt. Es müssen auch nicht zwingend Mullbinden sein, auch der klassische Ersatzkeilriemen des Trabis, den die Damen gern als Strumpfhose tragen, kann dazu verwendet werden, die Pflanzen fest an die Eierschale zu pressen.

Ich nehme Rote Beete, Spinat, braune Zwiebelschale, Färberkamille (gelb), Kurkuma (orange) oder Curry für ocker.

Katharina Eichhorn, Kräuterfrau und Botschafterin der Olitäten-Region Oberweißbach

Letztendlich kann man bei dieser Technik mit allem experimentieren, was nach dem Färben ein schönes Muster hinterlässt auf dem Ei. Stichwort Buchstabennudeln. Katharina Eichhorn empfiehlt als Kräuterfrau logischerweise Kräuter und dazu natürliche Farben. Alles das, was man aus Kinderlätzchen und weißen Blusen nicht wieder herauskriegt, ist wunderbar zum Eierfärben geeignet.

Dieses Thema im Programm: MDR THÜRINGEN - Das Radio | Ramm am Nachmittag | 06. April 2023 | 16:40 Uhr