zerborstene Diskokugel
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Kein Tanz in Ammendorf Disco "Schorre" in Halle: Der Traum ist ausgeträumt

30. Mai 2023, 19:34 Uhr

Ende März 2022 musste die traditionsreiche hallesche Diskothek "Schorre" ihre Türen schließen. Der neue Eigentümer des Hauses hatte andere Pläne für die langjährige Kulturstätte. Die Organisatoren hofften in Halle Ammendorf in einer alten Lederfarben-Fabrik unterzukommen. Aber die Sanierung des Hauses scheitert am Geld. Somit steht ein Comeback der Kult-Disco in den Sternen.

Die legendäre hallesche Diskothek "Schorre" bleibt bis auf Weiteres geschlossen. "Wir sehen es realistisch. Das mit der neuen "Schorre" in Ammendorf wird nicht klappen. Zumindest in den nächsten Jahren nicht. Uns fehlen vor allem die finanziellen Mittel und eine Alternative gibt es nicht", sagt "Schorre"-Urgestein Uwe Helm auf Nachfrage vom MDR SACHSEN-ANHALT. Nach der Kündigung des Mietvertrages für das angestammte Gebäude in der Willy-Brandt-Straße, hatten sich die Betreiber die ehemalige Druck- und Lederfarben-Fabrik in Halle-Ammendorf als neues Domizil ausgesucht.

Luftbild des neuen Schorre
Die Betreiber der "Schorre" hatten sich die ehemalige Lederfarben-Fabrik in Halle Ammendorf als neues Domizil ausgesucht. (Archivbild) Bildrechte: MITTELDEUTSCHER RUNDFUNK

Allerdings steht das imposante Gebäude seit vielen Jahren leer und müsste vor einer neuen Nutzung aufwendig saniert werden. "Uns erreichen viele Anfragen von Leuten, die wissen wollen, wie es weitergeht. Denen müssen wir sagen, dass die 'Schorre' in Ammendorf nicht zu stemmen ist", so Helm weiter. Der Eigentümer der ehemaligen Lederfarben-Fabrik habe das Gebäude ein Jahr reserviert, erzählt Helm, nun sei es wieder auf dem Markt. Derzeit lagere in dem Haus noch Equipment aus der "alten Schorre", das meiste davon sei aber schon an andere Diskotheken verkauft.

Seniorenwohnanlage am alten Standort

Ende März 2022 musste die "Schorre" ihre Türen schließen. Der neue Eigentümer des Hauses habe Pläne geäußert, ein Seniorenwohnheim in dem Gebäude zu errichten. Doch die Betreiber der ehemaligen Diskothek werfen dem Eigentümer vor, bisher nicht viel an dem Gebäude verändert zu haben. Ein Umstand, den auch ehemalige Mitarbeiter und Gäste in einem Facebook-Post mit Kritik beschreiben. "Wir hätten in dem einem Jahr so viel tolle Partys und Veranstaltungen durchführen können, und nicht zuletzt dem Partyvolk eine zweite Heimat geboten", heißt es.

"Klar sind wir traurig", sagt Helm im Gespräch mit MDR SACHSEN-ANHALT "aber das ist die bittere Wahrheit." Auch viele Kommentatoren unter dem Facebook-Post zeigen sich betroffen. "So wird Kultur kaputtgemacht", kommentiert Alex aus Sondershausen. Das traditionsreiche Haus war schon im 19. Jahrhundert ein Veranstaltungsort. 1890 hieß das Lokal "Zum Hofjäger". In dem Jahr fand auch ein SPD-Parteitag mit August Bebel in den Räumen statt, bei dem sich die Partei ihren heutigen Namen gab. Zu DDR-Zeiten war die "Schorre" als "Jugendklubhaus Philipp Müller" bekannt.

Ein gelbliches Gebäude mit drei tanzenden Puppen auf dem Vordach und der Aufschrift: Schorre.
Anfang 2022 musste die "Diskothek Schorre" aus ihrem traditionsreichen Haus ausziehen. (Archivbild) Bildrechte: MDR/Luise Kotulla

Nach der Wende stand in der "Schorre" unter anderem Kurt Cobain auf der Bühne. Mit seiner Band "Nirvana" war er als Vorband für "Sonic Youth" in Halle. Damals war "Nirvana" noch relativ unbekannt. Das änderte sich als einen Monat nach dem Auftritt das Album "Nevermind" erschien. Auch Rio Reiser, Die Ärzte oder Rammstein waren schon in der "Schorre" zu Gast.

MDR (Stefan Bringezu, Hannes Leonard)

Dieses Thema im Programm: MDR SACHSEN-ANHALT | 30. Mai 2023 | 15:30 Uhr

4 Kommentare

Mitteldeutsch vor 50 Wochen

interessant zum heutigen Tag der Nichtraucher

Zigaretten wurden um 1850 zum ersten Mal in den Zigarrenfabriken in Frankreich und Südspanien aus Tabakresten hergestellt. Diese wurden gesammelt und in Papier gewickelt und zunächst vor allem von den Arbeiterinnen der Fabriken geraucht, da sie sehr viel preiswerter waren als Zigarren.

steka vor 50 Wochen

„Bellevue“, "Hofjäger", "hier gibt sich die SPD unter August Bebel 1890 ihren Namen, später ist die „Schorre“ in Halle FDJ-Klubhaus, nach der Wiedervereinigung ..." Scämt sich die SPD ihrer Vergangenheit als Arbeiterpartei, vom Volkspark "aus Arbeitergrosche gebaut," will sie ja auch nichts mehr wissen. Ich habe den Eindruck, alles was vor dem "Bad Godesberger Programm lag ist peinlich, August Bebel ein peinlicher Vorkämpfer. Sonst würde sie anders mir ihren Immobilien umgehen.

steka vor 50 Wochen

wußte gar nicht, daß in der Schorre rauchen erlaubt war.

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