Mann mit Bomberjacke und Baseballschläger. 2 min
Im rechten Spektrum hat laut Statistik auch die Zahl der Gewaltstraftaten in Sachsen-Anhalt zugenommen. Mehr dazu im Video. Bildrechte: imago/Rüdiger Wölk

Statistik für 2023 Rechtsmotivierte Straftaten in Sachsen-Anhalt auf Höchststand

09. April 2024, 22:22 Uhr

In Sachsen-Anhalt sind im vergangenen Jahr mehr politisch motivierte Straftaten registriert worden. Mehr als zwei Drittel sind dem rechten Spektrum zuzuordnen. Die Zahl der fremdenfeindlichen Delikte stieg dabei auf den höchsten Wert seit zehn Jahren. Die Statistik des Innenministeriums zeigt auch: Immer mehr Straftaten werden im Internet verübt.

In Sachsen-Anhalt hat die politisch motivierte Kriminalität zugenommen. Das geht aus einer Statistik des Innenministeriums hervor. Demnach wurden im vergangenen Jahr gut 3.000 politisch motivierte Straftaten im Land erfasst – das ist ein Anstieg von rund 6,5 Prozent im Vergleich zum Vorjahr.

Mehr als zwei Drittel (67,4 Prozent) der Fälle sind laut Innenministerium dem rechten Spektrum zuzuordnen. Die rechtsmotivierten Straftaten hätten damit einen neuen Höchststand erreicht. Auch die fremdenfeindlichen Straftaten erreichten den höchsten Stand seit zehn Jahren – gezählt wurden 701 Fälle. Dabei handelte es sich in den meisten Fällen um Volksverhetzung (202), Beleidigung (199) sowie Körperverletzung (104).

Zieschang: Zunahme rechtsmotivierter Straftaten "sehr ernst nehmen"

Die Straftaten aus dem linken politischen Spektrum machten 2023 einen Anteil von 11 Prozent aus. Ein Anstieg war laut Ministerium vor allem bei Sachbeschädigungen zu verzeichnen.

Leicht zurückgegangen sind der Statistik zufolge die antisemitisch motivierten Straftaten. 130 solcher Delikte wurden im vergangenen Jahr registriert. 2022 waren es 144 gewesen.

Innenministerin Tamara Zieschang (CDU) erklärte, die Bekämpfung politisch motivierter Kriminalität habe weiter hohe Priorität bei den Sicherheitsbehörden des Landes. "Insbesondere die stetige Zunahme von rechtsmotivierten Straftaten ist sehr ernst zu nehmen."

Tamara Zieschang (CDU), Innenministerin des Landes Sachsen-Anhalt,
Sachsen-Anhalts Innenministerin Tamara Zieschang (CDU) Bildrechte: picture alliance/dpa | Klaus-Dietmar Gabbert

Gewaltkriminalität gesunken – mehr Delikte über das Internet

Die Gewaltkriminalität ist unterdessen insgesamt zurückgegangen. Laut Statistik wurden im vergangenen Jahr 158 politisch motivierte Gewaltstraftaten erfasst, im Vorjahr waren es noch 230 gewesen. Innerhalb des rechten Spektrums nahm die Zahl der Gewaltdelikte allerdings von 111 auf 123 zu. Bei den linksmotivierten Gewaltstraftaten sei mit 13 Fällen ein historischer Tiefstand erreicht worden.

Straftaten, die aufgrund einer religiösen Ideologie begangen worden sind, spielen mit einem Gesamtanteil von 0,6 Prozent in der Statistik kaum eine Rolle.

Immer mehr Delikte werden derweil über das Internet verübt. Der Statistik zufolge stieg die Anzahl innerhalb eines Jahres von rund 380 auf über 600 Fälle. Internetstraftaten machen damit mittlerweile ein Fünftel aller politisch motivierten Delikte aus.

MDR (Felix Fahnert)

Dieses Thema im Programm: MDR SACHSEN-ANHALT – Das Radio wie wir | 09. April 2024 | 15:00 Uhr

70 Kommentare

Thommi Tulpe vor 2 Wochen

Lol. pwsks
Ich bin kein Politikwissenschaftler. Ein ehemaliger sächsischer MP (Kurt Biedenkopf) war davon überzeugt, dass sein Bundesland überhaupt kein Problem mit Rechtsextremisten hat - und das, obwohl jeder Blinde hat sehen können, dass es schon damals ein massives Problem mit denen gab. Rechts - das hatte was von "Schmuddel-Image". Jener, der Nazi-Fan ist, bekannte das damals einzig unter Gleichgesinnten oder hinter vorgehaltener Hand. Die Politik ignorierte das Problem, tat nichts dagegen: Die Fans trauten sich immer mehr aus ihrer "Deckung". Wieder reagierte die Demokratie nicht. Auch nahmen Blaubraune immer mehr Positionen der Linken als Protestpartei ein. Viele Wähler reagierten wie das "bockige Kind", wollten "denen da oben" "Denkzettel" verpassen - etwas, was die AfD immer versprach. Jetzt, wo die br.... K.... am Dampfen ist, werden viele wieder wach. Was gibt`s da zu erklären? Welche Erklärung wäre Ihre? Dass die Blaubraunen Volkes Wille repräsentieren? Lächerlich!


Thommi Tulpe vor 2 Wochen

DER Beobachter
Vor der letzten hiesigen Landtagswahl sagte man der Partei unserer Innenministerin ein Kopf-an-Kopf-Rennen mit den Blaubraunen voraus. Das empfand ich als "bedauerlichen Zustand". 10 Prozentpunkte mehr für die CDU gegenüber der AfD waren letztendlich aber sicher dann nur für Blaubraun-Sympathisanten und -Wähler "bedauerlich"!?
Genauso wie dem Sachsen-Anhalter traue ich aber auch dem gesamtdeutschen Wähler zu, in der Mehrheit demokratische Parteien zu wählen. Selbst wenn einige Parteien am rechten Rand "fischen": Bisher äußerte noch keine demokratische Partei die Möglichkeit, dass unser Land in Zukunft auch mit 25 bis 35 Prozent weniger Bevölkerung auskommen wird.

Der Matthias vor 2 Wochen

@ Chris Casablanca

"Schlimmer als der Anstieg dieser vermutlichen Straftaten..."

Nix ist mit nur "vermutlich" . . . diese 3.000 registrierten Straftaten sind ein Faktum!
Und den Rest Ihre Kommentars kann man ja wohl nur als eine verzerrte Wahrnehmung der Realität bezeichnen! Die allerdings in gewissen Kreisen nicht unüblich ist.

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