Landtagswahl 2021 Zwischen Erleichterung und Enttäuschung: Die Stimmung in Magdeburg nach der Landtagswahl

08. Juni 2021, 11:10 Uhr

Im Wahlbezirk Magdeburg II äußern sich viele Magdeburger überrascht oder enttäuscht über das Wahlergebnis. Die Streuung der Stimmen war dort sehr groß und viele Menschen haben sich ein anderes Wahlergebnis gewünscht. Trotzdem gibt es auch Optimismus.

Einen Tag nach der Wahl sind in der Magdeburger Altstadt Ernüchterung aber auch Erleichterung zu spüren. Hier, im Wahlbezirk "Magdeburg zwei", hatten viele der Grünen Spitzenkandidatin Madeleine Linke Chancen für das Direktmandat ausgerechnet. Gewonnen hat es, mit fast doppelt so vielen Stimmen, der Kandidat der CDU, Tobias Krull (28,1 %).

Viele, mit denen ich spreche, hätten mit einem anderen Wahlergebnis gerechnet. "Eine Enttäuschung ist bei mir und meinem Umfeld schon zu spüren", sagt etwa die 24-jährige Saskia Fischer. Insgesamt habe sie auf frischen Wind gehofft. Gerade für Studierende und für das Klima müsse dringend etwas getan werden. "Stattdessen bleibt jetzt wahrscheinlich alles so, wie es ist", glaubt sie.

Ihre Enttäuschung steht stellvertretend für viele Menschen, mit denen ich auf meinem Weg durch den Wahlkreis spreche. Viele hatten hohe Erwartungen an die Wahlen und sehnen Veränderungen herbei. Mit 69,3 % war die Wahlbeteiligung in "Magdeburg zwei" die zweithöchste in ganz Sachsen-Anhalt.

Viele der Wählerinnen und Wähler hier engagieren sich und wollen etwas bewegen. Gleichzeitig prallen unterschiedliche Lebensrealitäten und Hoffnungen aufeinander. Das spiegelt sich auch in der stark gestreuten Stimmverteilung wieder. Dadurch, dass sich hier viele etwas anderes wünschen, sind am Ende auch nur wenige mit den Wahlergebnissen zufrieden.

Erleichterung und Optimismus

Trotz der Enttäuschung einiger äußern sich viele auch erleichtert und vorsichtig optimistisch. "Zunächst einmal bin ich froh, dass keine extremistische Partei die Überhand gewonnen hat", erzählt Christoph Rasche. Er hofft darauf, dass die Regierung die Themen Gesundheit und Bildung stärker in den Fokus nehmen wird. Insgesamt ist er optimistisch, was die Landespolitik angeht.

Auch Clemens Grünheide meint: "Ich hätte mir ein anderes Ergebnis gewünscht, bin aber froh, dass die AfD nicht so viele Stimmen geholt hat." Ihm liegen die Themen Klima, das Bildungssystem und die Stärkung von Arbeitgebern besonders am Herzen. Jetzt müsse man das Beste draus machen, vielleicht würden sich interessante Koalitionen ergeben.

Claudia Schindler äußert sich ebenfalls froh über den starken Abstand der CDU zur AfD: "Meine Stimmung ist super, weil einfach die AfD lange nicht so dicht an der CDU dran ist, wie vorhergesagt worden ist". Sie wünscht sich eine schnelle Regierungsbildung und ist gespannt, welche Koalitionen sich bilden werden. Das schwache Abschneiden der Grünen begründet sie unter anderem mit der negativen Haltung zum Ausbau der A14. "Ich glaube, die sehnen wir alle herbei", sagt sie. Überhaupt sei Magdeburg schon sehr grün und die Grünen vielleicht auch nicht die geeignetste Partei für besseren ÖPNV und Radverkehr.

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Das "schwache Abschneiden der Grünen" bei vielen Thema

Obwohl das Wahlergebnis etwas anderes impliziert, sprechen die meisten der Befragten von sich aus über die Grünen und Klimaschutz. Viele sagen, sie hätten sich deutlich mehr Stimmen für die Grünen gewünscht und äußerten sich überrascht über deren "schwaches Ergebnis". Im Interview mutmaßen sie, wie es dazu kommen konnte.

Peter Selle etwa ist überzeugt, dass mehr Klimaschutz absolut nötig sei. Das koste so oder so Geld, früher weniger oder später mehr, und ein Umdenken sei dringend nötig, sagt er. Das sei aber natürlich kurzfristig teuer und unangenehm. Er glaubt, dass Sachsen-Anhalt dazu in der Masse noch nicht bereit sei. Die starken Ergebnisse der CDU im Vergleich zu den Grünen erklärt er sich außerdem damit, dass die Menschen Angst vor einem Wahlsieg der AfD gehabt hätten, und deshalb die CDU stärken wollten. Trotzdem ist er optimistisch und findet: "Die aktuelle Landesregierung hat ja keinen schlechten Job gemacht."

Saskia Fischer erzählt, sie habe sich mehr Angebote für Studierende, mehr Klimaschutz und eine lockerere Drogenpolitik gewünscht. Sie sei überrascht über das Wahlergebnis gewesen. "Vielleicht liegt es daran, dass ich während Corona vor allem mit meinen Bekannten spreche", überlegt sie. "Jedenfalls hätte ich wirklich mit einem grüneren Ergebnis gerechnet."

Corinna Jahns äußert sich ebenfalls erstaunt und etwas betrübt darüber, dass die Grünen kein besseres Ergebnis erzielen konnten. Sie würde sich wünschen, dass Sachsen-Anhalt auf erneuerbare Energien umsteigt und den öffentlichen Nahverkehr und die Radwege ausbaut. "Vielleicht wird ja eines Tages anders gewählt", meint sie. Bis dahin müsse man eben selbst sein möglichstes tun.

Dieser Artikel ist nicht kommentierbar. Warum? Zur Landtagswahl in Sachsen-Anhalt veröffentlichen wir sehr viele Inhalte. Aus diesem Grund möchten wir Ihnen die Möglichkeit geben, dass Sie sich gebündelt zur Wahl und den Ergebnissen austauschen und so mehr Gesprächspartnerinnen und -partner erreichen können. Folgende Artikel zur Landtagswahl können Sie dafür nutzen: Nach der Wahl – Was heute wichtig wird und Der Tag danach im Ticker.

MDR/Leonard Schubert

Dieses Thema im Programm: MDR SACHSEN-ANHALT – Das Radio wie wir | 07. Juni 2021 | 12:00 Uhr

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