Verwechslung Gerüstbaufirma aus Roßwein wehrt sich gegen rechte Vereinnahmung
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07. Januar 2024, 07:00 Uhr
Ein rechter Demoaufruf, ein Twitter-Post und eine E-Mail-Adresse: Das hat gereicht, um eine Roßweiner Firma in die Nähe einer rechtsextremen Protestbewegung zu rücken. Die Firma wehrt sich nun gegen politische Vereinnahmung und sorgt sich um ihren guten Ruf.
Die Roßweiner Gerüstbaufirma "Gemeinhardt Service GmbH" sieht sich mit dem Vorwurf konfrontiert, dass ihr Name im Zusammenhang mit rechtsgerichteten Demonstrationen verwendet wird. Unter dem Motto "Tag des Widerstands" wird im Internet zu rechtsgerichteten Demos gegen die Regierung aufgerufen. Der Urheber des Aufrufs ist nach MDR-Informationen der Rechtsextremist und ehemalige NPD-Kreisvorsitzende Max Schreiber. Schreiber will am 8. Januar in Dresden ein Protestcamp vor der Staatskanzlei aufbauen. An dem Tag finden bundesweit verschiedene Demonstrationen statt. Als Kontakt zu seiner Veranstaltung veröffentlichte Schreiber - der ebenfalls eine Gerüstbaufirma besitzt - eine E-Mail-Adresse: "info@spezialgeruestbau-dresden.de".
Diese Kontaktinformation wurde beim Kurznachrichtendienst "X" (ehemals Twitter) mit der Gerüstbaufirma aus Roßwein in Verbindung gebracht - zu Unrecht. Deren Mailadresse lautet nach Firmenangaben aber "info@spezialgeruestbau.de". Ohne "Dresden". Zuerst hatte die "Sächsische Zeitung" über die Verwechslung berichtet.
Firma aus Roßwein wehrt sich
Die Gerüstbaufirma betont nun, nicht parteipolitisch aktiv zu sein, und wehrt sich gegen die Vereinnahmung ihres guten Rufs. Dirk Eckart, Geschäftsführer der Roßweiner Firma, teilte mit, es treffe die Firma hart, so in die rechte Ecke gestellt zu werden.
Es trifft uns hart, dass ausgerechnet wir jetzt in die rechte Ecke gestellt werden sollen.
Eckart möchte sich und den Betrieb nicht politisch vereinnahmen lassen. "Unsere Firmenpolitik bezieht sich ganz auf unseren Gerüstbauernachwuchs, unsere Mitarbeiter und Kunden, damit wir nach außen auch weiterhin als der Vorzeigebetrieb wahrgenommen werden, für den wir seit über 20 Jahren stehen - abseits jeder parteipolitischer Meinungsmache", teilte er mit.
Keine rechtliche Handhabe
Gegen den Rechtsextremisten Max Schreiber könne das Roßweiner Unternehmen aber rechtlich nichts tun, teilte ein Unternehmenssprecher MDR SACHSEN mit. Dass er sich eine Internetadresse gesichert hat, die den Verdacht erwecken könne, "Gemeinhardt" sei der Organisator des Widerstandes, sei sicher kein Zufall. Aber eine Anzeige habe keine Aussicht auf Erfolg. Auch nach Informationen des Unternehmens sei Schreiber Gerüstbauer. Er habe laut Handwerkskammer eine Ein-Mann-Firma. Damit sei es faktisch korrekt, wenn er auf die E-Mail-Adresse "info@spezialgeruestbau-dresden.de" bestehe.
Der Urheber des Posts bei "X", der die Verwechslung ins Rollen gebracht hatte, hat bereits für den Fehler um Entschuldigung gebeten, den Beitrag gelöscht und eine Klarstellung veröffentlicht. Der Roßweiner Geschäftsführer macht ihm nach eigenen Angaben keinen Vorwurf. Ob der Aufruf aber noch weitere Kreise zieht und andere Konsequenzen hat, bleibt nach Unternehmensangaben abzuwarten.
MDR (ben)