Erfurt Gutachten zu Theater-Affäre bleibt unter Verschluss

07. April 2024, 13:37 Uhr

Das Gutachten zur Erfurter Theateraffäre bleibt vorerst unter Verschluss. Juristen sähen eine Veröffentlichung sehr kritisch, sagte Kulturdezernent Tobias Knoblich MDR THÜRINGEN. Alle Juristen, mit denen die Stadt gesprochen habe, hätten der Stadt abgeraten, das Dokument öffentlich zu machen. Der Grund sind laut Knoblich datenschutzrechtliche Fragen und der Schutz mutmaßlicher Opfer.

Tobias Knoblich schaut in die Kamera.
Kulturdezernent Tobias Knoblich Bildrechte: MDR/David Straub

Stadträte können Gutachten jederzeit einsehen

Die Stadt hatte eine gekürzte und zum Teil geschwärzte Fassung erarbeitet, die der Anwaltskanzlei vorgelegt wurde. Die Kanzlei hatte das Gutachten verfasst und hält auch die Urheberrechte. Sie muss deshalb zustimmen, wenn die Stadt das Dokument zugänglich machen will. Das sei geschehen, so Knoblich. Jetzt prüften die Juristen noch die datenschutzrechtlichen Fragen. Knoblich sagte, sobald Textteile fehlen oder Rückschlüsse auf handelnde Personen gezogen werden können, werde es schwierig. Die Persönlichkeitsrechte aller müssten gewahrt bleiben.

Der Stadtrat hatte im Februar beschlossen, das Gutachten mit Rücksicht auf den Datenschutz öffentlich zu machen. Laut Knoblich ist das geschehen. Die Stadträte würden das Gutachten kennen und können es jederzeit wieder einsehen. Inhalt ist der jahrelange Machtmissbrauch, sexuelle Belästigung und Diskriminierung aufgrund des Geschlechts gegeben am Erfurter Theater.

Jüngst wurde erst bekannt, dass die Stadt für zwei Gutachten zum Theater schon Hunderttausende Euro ausgegeben hat.

MDR (kir/dr)

Dieses Thema im Programm: MDR THÜRINGEN - Das Radio | Nachrichten | 07. April 2024 | 13:00 Uhr

7 Kommentare

Rico Marbach vor 5 Wochen

Als Bürger ist für mich eines klar: Die Verantwortung/die Personalverantwortung liegt nun einmal immer beim Oberbürgermeister und seinem zuständigen Stellvertreter; Kommunalordnung etc..
Das folgende Vorgehen, gleich/ungleich ist gleichfalls dort zu verantworten. Ich kann dies, mangels Kenntnisse, gar nicht beurteilen,bBin mir aber sicher, dass es irgendwann umfassend bewertet werden wird.
Offen ist für mich die Frage: wenn die seinerzeitige Gleichstellungsbeauftragte entsprechende Erkenntnisse, schon 2019 hatte (?) und sie diese Erkenntnisse an ihren Dienstherrn weitergegeben hat (?), warum dann seinerzeit nicht schon gehandelt worden ist (?).

MAENNLEiN-VON-DiESER-WELT vor 5 Wochen

Ich, der Theaterbesucher, hätte mir sehr gewünscht, dass das über Jahrzehnte (?) am Theater Erfurt Geschehene zunächst nicht „transparent“ öffentlich aufgearbeitet worden wäre ( auch um Menschen und Ansehen und Würde der Betroffenen zu schützen ! ) , sondern eben das in ( wirklich ) nicht öffentlicher Stadtats-Sitzung zu bearbeiten und in einem Abschlussbericht, der Hand und Fuß gehabt hätte, später der Öffentlichkeit „zu erklären“, ungeschwärzt, klar,
ohne weitere „juristische Bedenken“.

… und wie besagte eine weitere Umfrage ( mdr berichtete ) unter
den Mitarbeitern in der Erfurter Stadtverwaltung: „wertschätzende Führungskultur“ wird von den Befragten — vermisst !

MAENNLEiN-VON-DiESER-WELT vor 5 Wochen

Sehr lobenswert ! Danke für diese Zusammenfassung !

Ausgangspunkt der „Erfurter Affäre“ war: das Unverständnis der
Stadtverwaltung darüber, dass eine (städtische) Gleichstellungs-
beauftragte - quasi „unkontrolliert“ und ohne ihr Vorgehen zuvor intern abgesprochen zu haben - „die Medien“ über die Vorgänge
am Erfurter Theater informiert hat.

Stück für Stück kamen die weiteren Ungereimtheiten ans Tageslicht.

Irgendwann ( im Januar ‘24, zur „Rusalka“-Premiere ) gab es das Bekenntnis des Orchesters, dass keiner mehr mit Guy Montavon zusammen arbeiten möchte und dieser ein „Betretungsverbot“
erhält.

Vom (ersten) Gutachten einer unabhängigen (?) Berliner Rechtsanwaltskanzlei las die Öffentlichkeit, ein weiteres
Gutachten (PwC ?) folgte … Inhalte wurden öffentlich
keine mitgeteilt, mit Verweis auf Betroffenenrechte.

Kopf- und führungsloses stadtverwaltungsinternes Erfurter Durcheinander ? Kalkül ? Notwendiges Abwägen berechtigter Interessen an einem öffentlichen Theaterbetrieb ?

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