Schülerinnen und Schüler arbeiten 2011 mit ihren Lern-Netbooks.
Ob jeder künftige Fünftklässler zum neuen Schuljahr einen Platz an einer Erfurter Schule hat, ist derzeit noch offen (Symbolbild). Bildrechte: picture alliance / ZB | Jens Wolf

Bildung Reichen die Schulplätze für Fünftklässler in Erfurt? Tabelle muss geprüft werden

08. Mai 2024, 14:37 Uhr

Noch ist nicht klar, ob jeder künftige Erfurter Fünftklässler im neuen Schuljahr einen Schulplatz bekommt. Die Anmeldezahlen der einzelnen Schulen sagen etwas anderes als die Tabellen des Schulamts. Der Bildungsausschuss des Erfurter Stadtrates hat sich am Dienstag mit dem Thema befasst.

In Erfurt gibt es nach wie vor Unklarheiten bei den Schulplätzen für die künftigen Fünftklässler. Am Dienstagabend wurden die Anmeldezahlen der einzelnen Schulen im Bildungsausschuss präsentiert.

Der Statistik zufolge gibt es im kommenden Schuljahr 2.093 Schüler, die von der vierten in die fünfte Klasse wechseln. Davon gibt es an den staatlichen Schulen bisher 1.512 Anmeldungen auf insgesamt 1.701 Plätze - somit könnten theoretisch alle verbliebenen Schüler untergebracht werden, 189 Plätze blieben frei. Hinzu kommen 581 Anmeldungen bei den privaten Schulträgern, die jedoch nur 418 Schulplätze haben. Aktuell sind deshalb hier 163 Schüler ohne festen Platz. Sie müssten dann gegebenenfalls eine staatliche Schule besuchen.

An Gemeinschaftsschulen nur Neuanmeldungen erfasst

Im Bildungsausschuss stellte sich jedoch heraus, dass die Anmeldezahlen an den Gemeinschaftsschulen in der Tabelle des Schulamtes fehlerhaft sind. Nach Angaben der Stadträte Peter Städter (Piraten) und Michael Hose (CDU) sind die Schüler, die in den Gemeinschaftsschulen intern von der vierten in die fünfte Klasse wechseln, nicht berücksichtigt. In der Übersicht tauchen lediglich die Neuanmeldungen auf.

Stadt Erfurt will Zahl der Schulplätze überprüfen

Die Stadt will deshalb noch einmal prüfen, ob die Plätze auch tatsächlich ausreichen. Werner Ungewiß, Leiter des Amtes für Bildung, zeigte sich zunächst erfreut, dass es entgegen aller Erwartungen, für alle künftigen Fünftklässler Plätze an den Erfurter Schulen gibt. Vorher war die Stadt davon ausgegangen, dass es rund 75 Schulplätze zu wenig gibt.

Ralph Leipold, Leiter des Schulamtes Mittelthüringen, geht aktuell nicht davon aus, dass es Plätze für Fünftklässer an Schulen gibt, die "übrig" bleiben. Wie Leipold MDR THÜRINGEN mitteilte, füllen Schüler, deren Erst- und auch Zweitwunsch an den jeweiligen Schulen nicht berücksichtigt werden konnte, und auch solche, die noch gar keinen Schulplatz haben, diese vermeintlich freien Kapazitäten. Leipold machte nochmals deutlich, dass es nach wie vor zu wenig Schulplätze an den weiterführenden Schulen in der Landeshauptstadt gibt. Streng genommen müsse Erfurt allen 2.093 Schülerinnen und Schülern, die laut Statistik nach den Sommerferien in die fünfte Klasse wechseln, einen kostenlosen Schulplatz zur Verfügung stellen. Die Plätze an freien Schulen dürften eigentlich nicht mitgezählt werden.

In den kommenden Tagen will das Schulamt Mittelthüringen die Bescheide an die Eltern verschicken, in denen steht, an welche Schule ihre Kinder nach den Sommerferien gehen werden. Aus der Tabelle des Schulamtes geht auch hervor, dass 225 Schüler nicht an ihrer Erstwunsch-Schule angenommen werden können.

Schulamt ist auf Widersprüche der Eltern eingestellt

So kommen unter anderem an der Integrierten Gesamtschule 185 Anmeldungen auf 88 Plätze. Auch an der Friedrich-Schiller-Gemeinschaftsschule gibt es 101 Anmeldungen auf lediglich 54 Plätze. Am neu gegründeten Gymnasium 11 wurden nur sieben Schüler angemeldet, obwohl es 72 Plätze zu füllen gilt. Das Gymnasium 11 soll in der Ulrich-von-Hutten-Schule untergebracht werden und soll das gleiche Lernkonzept bekommen wie die beliebte Schiller-Schule.

Schulamtsleiter Ralph Leipold teilte MDR THÜRINGEN mit, dass dieses Gymnasium definitiv dreizügig starten wird. Die Plätze würden hier voll ausgeschöpft.

Im Bildungsausschuss sagte Werner Ungewiß, dass sich das Schulamt Mittelthüringen auf Widersprüche der Eltern zur Schulplatzverteilung einstelle. Allerdings dürften Klagen wenig erfolgreich sein. Im vergangenen Jahr entschied das Oberverwaltungsgericht Weimar nachträglich, dass zehn Schüler, die sich per Klage einen Platz gesichert hatten, die Schulen wieder verlassen mussten.

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Dieses Thema im Programm: MDR THÜRINGEN - Das Radio | Das Fazit vom Tag | 08. Mai 2024 | 18:00 Uhr

4 Kommentare

DIT vor 1 Wochen

2093 Schüler vs. 1701 Plätze in staatlichen Schulen. Ein Totalversagen von OB Bausewein und seiner Verwaltung.

Nun müssen die konfessionell gebundenen Schulen in freier Trägerschaft aushelfen. Wohl dem, der problemlos das Schulgeld aufbringen kann und mit dem christlichen Leitbild der Schulen mitgeht. Alle anderen werden sich wohl bei der Wahl beim OB bedanken.

Die Stadtverwaltung Erfurt schafft es nicht, elementarste Bedürfnisse der Bürger (Schulen!) zu befriedigen. Ein Trauerspiel.

Freies Moria vor 1 Wochen

Wie soll man genügend Lehrer einstellen, wenn man nicht mal zählen kann, wieviele Schüler zu erwarten sind?
Wenn die Aufgabe auch nicht ganz einfach ist (siehe Artikel) so reichen doch die Grundrechenarten aus.
Vielleicht sollten die angehenden Fünftklässler selbst mal ausrechnen wieviele Plätze fehlen?
Wer das Ergbnis korrekt trifft, darf dann in die Schule seiner Wahl. Der Rest wird verteilt.
Und die, die nicht Deutsch sprechen können, bekommen DaZ ("Deutsch als Zweitsprache") Unterricht bis genügend Plätze vorhanden sind, das löst dann gleich ein paar zukünftige Probleme mit...

Ralf G vor 1 Wochen

Genügend Schulplätze für Fünftklässler? Das erinnert an die Situation der Unterbringung von Migranten.
Und so wie es bei den einen mit mangelnder Integration aussieht, dürfte es bei den Schülern mit der Bildung sein.
Eine Gesellschaft im Niedergang, nicht nur bei Bildung und Integration.

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