Gesundheitsbranche Regiomed beantragt für Kliniken Insolvenz in Eigenverantwortung

02. Januar 2024, 14:13 Uhr

Der kommunale Klinikverbund Regiomed hat für seine Klinik-Betreibergesellschaft Insolvenz in Eigenverantwortung beantragt. In Thüringen betroffen sind Krankenhäuser in Neuhaus am Rennweg, Sonneberg und Hildburghausen.

Der kommunale Gesundheitskonzern Regiomed mit Standorten in Thüringen und Franken hat für seine Klinik-Betreibergesellschaft Insolvenz beantragt. Nach Regiomed-Angaben wurde der Antrag auf ein Eigenverwaltungsverfahren am Dienstag beim Amtsgericht Nürnberg gestellt. Bei einem solchen Verfahren bleibt das Management in vollem Umfang verfügungsberechtigt und muss das Ruder nicht an einen Insolvenzverwalter abgeben.

Betroffen sind über 5.000 Mitarbeiter des kommunalen Verbundes an Kliniken in Südthüringen sowie im benachbarten Bayern. Geschäftsführer Michael Musick machte vor allem die extrem angespannte Lage im Gesundheitswesen verantwortlich. Gestiegene Kosten, der Mangel an Fachleuten und deutlich weniger Beihilfen hätten das Unternehmen noch weiter in die Schieflage gebracht.

Betrieb läuft uneingeschränkt weiter

In Thüringen betroffen sind die Krankenhäuser in Neuhaus am Rennweg, Sonneberg und Hildburghausen. Ihr Betrieb läuft auch in der Insolvenz normal weiter. Laut Musick ist die Versorgung der Patienten gesichert. Alle Mitarbeiter bleiben und bekommen auch weiter ihren Lohn. Von dem Insolvenzantrag unberührt seien die Rehaklinik Masserberg (Kreis Hildburghausen), das Medizinische Versorgungszentrum Coburg GmbH, die Regiomed Service GmbH sowie die Medical School Regiomed. 2019 hatte Regiomed die Masserberger Reha-Einrichtung aus der Insolvenz der Masserberger Kur- und Touristik GmbH heraus übernommen. Für die medizinischen Versorgungszentren in Lichtenfels und Neustadt, das Ambulante Zentrum Henneberger Land sowie die zugehörigen Einrichtungen bereitet der Verbund den Angaben nach ebenfalls Anträge auf Insolvenz in Eigenverwaltung vor.

Das derzeitige Verfahren bietet nach Angaben Musicks auch "deutliche Entlastungen". So müssten etwa bestimmte Verbindlichkeiten nicht mehr bedient werden. Wie künftig die bisherigen fünf kommunalen Gesellschafter eingebunden werden, müsse noch geklärt werden.

Die Regiomed-Klinik in Hildburghausen
Noch ist der Betrieb der Kliniken wie hier in Hildburghausen von dem Insolvenzantrag nicht betroffen. Bildrechte: MDR/Bettina Ehrlich

Regiomed-Gesellschafter sind in Franken die Stadt und der Kreis Coburg und der Kreis Lichtenfels sowie in Thüringen die Landkreise Sonneberg und Hildburghausen.

Nach zweistelligem Millionenverlust war Aufspaltung geplant

Der Verbund hatte zuletzt für 2023 einen Verlust von rund 20 Millionen Euro gemeldet und ein "dickes Minus" für 2024 angekündigt. Geplant war daraufhin, dass die Kliniken in Trägerschaft der jeweiligen Kommunen und Landkreise übergehen sollten.

Während die zwei Thüringer Kreise Hildburghausen und Sonneberg sowie der fränkische Kreis Lichtenfels dem zustimmten, verweigerten Stadt und Kreis Coburg ihre Zustimmung. Dort gab es Kritik, dass die Region Coburg den größten Teil der Verluste aufgebürdet bekäme. In einer gemeinsamen Mitteilung von Stadt und Landkreis Coburg heißt es nun, man konzentriere sich nach dem Antrag auf den Erhalt der Arbeitsplätze und eine weiterhin qualitativ hochwertige Gesundheitsversorgung. Man sehe die nun eingetretene Situation auch als Chance, sich vom "Ballast der Vergangenheit" zu lösen, so Coburgs Oberbürgermeister Dominik Sauerteig (SPD).

Die zwei Südthüringer Landräte hatten die Landesregierung in Erfurt um finanzielle Hilfen gebeten. Das Gesundheitsministerium hatte dafür zuerst eine Prüfung zu den Ursachen der Krise verlangt. Wichtig sei, dass Thüringer Steuergeld in Thüringen bleiben müsse und nicht zum Ausgleich von in Bayern entstandenen Verlusten eingesetzt werde.

Land sieht sich bei Zurückhaltung bestätigt

Gesundheitsministerin Heike Werner (Linke) sagte am Dienstag, die Sicherung der Klinikstandorte stehe in dem Insolvenzverfahren an erster Stelle. "Denn wir brauchen alle Standorte." Eine Sprecherin ergänzte, dass das Ministerium sich angesichts der Situation in seiner bisherigen Haltung zu Landeshilfen für die Thüringer Krankenhäuser Verbunds bestätigt sehe. Erst müsse es ein funktionierendes Konzept geben. Das Ministerium hatte Landeshilfen aber auch nicht grundsätzlich ausgeschlossen.

2018 bereits kommunale Millionenhilfe

Die Idee für den nach Unternehmensangaben einmaligen länderübergreifenden Klinikverbund gehe auf 2005 zurück. Am 1. Januar 2008 nahm er die Arbeit auf. 2014 schlossen die zu Regiomed gehörenden Henneberg-Kliniken Hildburghausen ihr Krankenhaus in Schleusingen und begründeten den Schritt mit zu geringer Auslastung und Konkurrenz durch umliegenden Krankenhäuser. 2019 schossen die kommunalen Gesellschafter einen zweistelligen Millionen-Betrag zu, nachdem Regiomed 2018 rund 22 Millionen Euro Verlust gemacht hatte.

MDR (seg/csr)dpa/BR

Dieses Thema im Programm: MDR THÜRINGEN | MDR THÜRINGEN JOURNAL | 02. Januar 2024 | 19:00 Uhr

43 Kommentare

pepe79 vor 43 Wochen

Der gerechte Anteil der Schulden ist der der durch die einzelnen Standorte zu verantworten ist. Wenn Coburg hier die meisten Schulden haben sollte die nichts mit den thüringer Kliniken zu tun haben sollten dann braucht da auch nichts gerecht aufgeteilt werden. Sie müssen auch nicht für ihren Nachbarn mithaften nur weil sie im selben Haus leben.

Wagner vor 43 Wochen

Mdr—meine erste Antwort an Herrn Peter fehlt noch : Herr Peter,wenn ein Teil die Auflösung nicht möchte-Coburg- dann gehts nur über das jetzige Insolvenzverfahren. Das kostet vielleicht in der Konzernzentrale ,die in Coburg beheimatet ist,Arbeitsplätze.In den Kliniken eher nicht. Wir hatten ja das Thena unlängst schon,wo es in der einen Klinik bis Jahresende nur 3 Entbindungen gab. Solche Strukturen vorzuhalten ,wäre natürlich Schwachsinn—siehe Leipzig —überall sinkt die Geburtenrate.—aber liegt das auch am Landrat ???? Etwas mehr Realismus bitte !!!

ElBuffo vor 43 Wochen

Die Hoffnung war, dass der Zuschuss nicht immer weiter steigt. Für den kommunalen Haushalt besteht der Gewinn nicht in schwarzen Zahlen beim Krankenhaus, sondern dass aus 20 Millionen Zuschuss nicht 30 Millionen € werden.

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