Ein Wolf steht im Wald.
Die Pläne für den vereinfachten Abschuss von Wölfen, die Weidetiere attackieren, werden in Thüringen unterschiedlich bewertet. (Symbolbild) Bildrechte: IMAGO / imagebroker

Umwelt Ministerium erklärt Ohrdrufer "Problemwölfin" für tot

15. Oktober 2023, 18:30 Uhr

Sollten Wölfe, die Schafe reißen, getötet werden dürfen? Darüber wird auf Bundes- und Länderebene diskutiert. Was die Ohrdrufer Wölfin betrifft, ist das Ergebnis der Debatte nicht mehr relevant.

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Die Ohrdrufer Wölfin, die immer wieder Nutztiere gerissen und dies auch ihrem Nachwuchs beigebracht hatte, ist offenbar tot. Das sagte ein Sprecher des Thüringer Umweltministeriums.

Damit bestätigte das Ministerium eine Vermutung von Experten, wonach die Wölfin schon allein wegen ihres inzwischen hohen Alters gestorben sei. Die Wölfin hatte gelernt, auch hohe Zäune zu überwinden, um Herdentiere zu reißen.

Das Tier galt als "Problemwolf". Solche Tiere sollen künftig einfacher geschossen werden dürfen. So sehen es Vorschläge von Bundesumweltministerin Steffi Lemke (Grüne) vor.

Pläne zum Abschuss mancher Wölfe begrüßt

Das Thüringer Umweltministerium begrüßte die Vorschläge aus Berlin grundsätzlich. Im Einzelnen müssten diese aber geprüft werden, sagte ein Ministeriumssprecher. So fehlten klare Vorgaben, etwa bei der Ausweisung von besonders von Wolfsrissen betroffenen Gebieten. Zudem müsse die Rechtsgrundlage eindeutig geklärt sein.

Abschuss soll genau geregelt werden

Konkret sehen die Pläne vor, dass Bundesländer bestimmte Regionen mit vermehrten Rissen durch Wölfe festlegen. Hat ein Wolf dort zumutbare Schutzvorkehrungen wie einen Zaun überwunden und ein Weidetier gerissen, soll auf ihn per Ausnahmegenehmigung 21 Tage lang geschossen werden dürfen - und zwar im Umkreis von 1.000 Metern um die Weide. Anders als bisher soll nicht erst eine DNA-Analyse abgewartet werden müssen, um den Wolf eindeutig zu identifizieren.

Jäger wollen Schutzstatus ändern

Der Geschäftsführer des Landesjagdverbands Thüringen, Frank Herrmann, würdigte, dass es Bewegung beim Thema Wolf gebe. Dem Wolf könne ohne gewisse Regularien nicht unbegrenzt Lebensraum zur Verfügung gestellt werden. "Sonst führt das unweigerlich zu Konflikten, egal ob mit der Landwirtschaft oder perspektivisch für den Tourismus, oder sogar mit Waldschulen und Waldkindergärten", sagte Herrmann.

Er forderte, dass sich die Bundesregierung dafür einsetzen sollte, den EU-weit geltenden speziellen Schutzstatus des Wolfs zu ändern.

Nabu: Halter von Weidetieren besser unterstützen

Der Wolf-Experte des Nabu Thüringen, Silvester Tamás, findet es gut, "dass Wölfe nicht pauschal getötet werden dürfen". Die Naturschützer des Nabu fordern, dass bundesweit einheitliche Lösungen für die Unterstützung der Weidetierhalter gefunden werden.

Häufig sei nur ein unzureichender Schutz von Schafen und Ziegen vorhanden, wenn es zu Wolfsrissen komme. Thüringen unterstützt Weidetierhalter etwa bei der Anschaffung spezieller Schutzzäune.

Zehn Wölfe in Thüringen vermutet

In Thüringen umfasst die Wolfspopulation nach Einschätzung des "Kompetenzzentrums Wolf, Biber, Luchs" derzeit etwa zehn der streng geschützten Tiere. Neben dem Territorium im Gebiet Ohrdruf leben sie auch bei Ilfeld (Landkreis Nordhausen), Zella/Rhön (Wartburgkreis) und Neuhaus am Rennweg (Landkreis Sonneberg). Das sind laut Thüringer Umweltministerium nur sehr wenige Wölfe - im Vergleich zu anderen Bundesländern.

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MDR (mm)/dpa

Dieses Thema im Programm: MDR THÜRINGEN | MDR THÜRINGEN JOURNAL | 12. Oktober 2023 | 19:00 Uhr

26 Kommentare

Foerster vor 27 Wochen

Und wieder haben Sie meinen Beitrag nicht richtig gelesen.
Ich schrieb, dass die Bejagung des Füchse im Forst eher unüblich sei.
Unüblich heißt auch nicht, dass die Bejagung des Füchse überhaupt nicht stattfindet. In privat verpachteten Waldrevieren, wird der ein oder andere "Lodenjockel" sicher auch Füchse schießen.
Im Staatsforst und in vielen wirtschaftlich genutzten Privatwäldern werden aber sehr selten Füchse erlegt, eben weil sich die Waldbesitzer bewusst sind, dass wir eine Mäuseplage haben.
Beseitigen kann der Fuchs diese aber auch nicht, denn sie Beute reguliert den Bestand des Räubers, nicht umgekehrt. Viele Mäuse, viele Füchse. Die Mäusepopulation explodiert auf Grund von immer besseren Standortbedingungen für Mäuse, hervorgerufen durch stark vergraste Schadflächen in ehemaligen Fichtenbeständen.
Der weit überwiegende Teil der Füchse wird in Feldrevieren erlegt. Da macht das auch durchaus Sinn, um Arten wie dem Rebhuhn und anderen Bodenbrütern das Überleben zu erleichtern.

Senta Tangerstedt vor 27 Wochen

Die Thüringer Jagdstrecke auf Füchse lässt sich doch leicht im Netz finden - wem wollen Sie etwas vormachen, wenn Sie sagen, dass die Fuchsjagd "eher unüblich" sei, wenn doch die Jagdstrecke für das Jagdjahr 2022/2023 satte 17.662 erlegte Füchse aufweist - für jedermann/frau nachzulesen auf der Seite des Thüringer Landwirtschaftsministeriums unter "Jagdstrecke in Thüringen". Nach Reh- und Schwarzwild steht der Fuchs damit auf Platz 3 der Abschüsse. Soviel zum angeblichen "Halbwissen", für das ich meine Quellen ganz im Gegensatz zu Ihnen wie immer gerne offenlege. Bei der Jagd auf den Wolf würde man dieselben Fehler wiederholen wie er bereits beim Fuchs gemacht wird, nur das dessen Beutesprektrum die Jäger noch mehr für sich selbst beanspruchen.

Senta Tangerstedt vor 27 Wochen

Der Vergleich Jagdverband/ADAC hinkt mehr als gewaltig. Beim ADAC geht es um friedliche Mobilität, um den Sicherheit auf dem Weg zur Arbeit und um das ganz alltägliche Leben - der ADAC zählt 21,4 Mio Mitglieder und repräsentiert einen Schnitt der Gesamtbevölkerung. Jäger machen lediglich 0,4% der Bevölkerung aus und verfolgen ihre Eigeninteressen: Das exklusive Töten von Wildtieren zu Hobbyzwecken. Das Tricksen mit Zahlen ist nicht neu: So zitierte az-online am 30.10.20 den Jagdverband, dass es 2018 "keinen tödlichen Jagdunfall" gegegben habe. Mit etwas Recherche stellt man fest, dass es 2018 mindestens 7 tödliche Jagdunfälle gab: 3.5. Bayern (Lebensgefährtin bei der Jagd erschossen), 18.7. NRW (Mann bei Gänsejagd erschossen), 19.07. Thüringen (Mann bei Ernte-Jagd erschossen), 19.11. RL-P (Seniorin in ihrem Garten erschossen), 14.8. Bayern (Beifahrer in Auto erschossen) plus 2 Jäger, die sich selbst geschossen haben. "Selten" geht anders! Der Wolf hat 0 Menschen verletzt, NULL!

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