Ukraine-Krieg Ticker vom Montag: Russland nimmt laut Kreml-Angaben Hafen von Mariupol ein

11. April 2022, 22:32 Uhr

Mit Russland verbündete Separatisten sollen den Hafen von Mariupol eingenommen haben, teilen russische Agenturen mit. Ein Bundeswehr-Airbus soll Verletzte nach Deutschland fliegen. Die ukrainische Armee erwartet in Kürze eine russische Offensive in der Ostukraine. Finnland und Schweden sind angesichts der Aggression Russlands offenbar bereit, schon in diesem Sommer der Nato beizutreten. Die aktuellen Ereignisse im Ukraine-Krieg hier im Ticker.

Die Berichterstattung aus der Ukraine ist schwierig, weil wegen der Kämpfe nur wenige unabhängige Medienvertreter im Land sind. Informationen kommen vor allem von der ukrainischen Regierung und dem Verteidigungsministerium aus Russland, die allerdings kaum unabhängig verifiziert werden können.

22:32 Uhr | UN-Frauenorganisation fordert Untersuchung zu sexueller Gewalt

Die Frauenorganisation der Vereinten Nationen hat eine unabhängige Untersuchung der mittlerweile zahlreichen Vorwürfe von sexueller Gewalt im Ukraine-Krieg gefordert. "Wir hören immer häufiger von Vergewaltigungen und sexueller Gewalt", sagte die Direktorin von UN Women, Sima Bahous, am Montag. "Diese Anschuldigungen müssen unabhängig untersucht werden, um Gerechtigkeit und Rechenschaftspflicht zu gewährleisten." Bahous war vor kurzem in die Ukraine gereist. Sie verwies auf eine gefährliche Kombination aus Massenvertreibungen, der "massiven Präsenz von Wehrpflichtigen und Söldnern" und der offensichtlichen Brutalität gegenüber ukrainischen Zivilisten. Auch die litauische Regierungschefin Ingrida Simonyte zeigte sich nach einem Besuch im Kiewer Vorort Borodjanka erschüttert über das Ausmaß der Gewalt. Litauen erwäge nun, ein Team für forensische Untersuchungen in die Ukraine zu entsenden.

22:19 Uhr | Welthandel könnte laut WHO um die Hälfte zurückgehen

Das Volumen des Welthandels könnte sich nach Einschätzung der Welthandelsorganisation WTO wegen des Krieges in der Ukraine in diesem Jahr halbieren. In einem WTO-Bericht heißt es, der russische Einmarsch habe nicht nur eine humanitäre Krise ausgelöst, sondern auch der Weltwirtschaft einen schweren Schlag versetzt. Europa sei der größte Importeur von Waren sowohl aus Russland als auch der Ukraine. Dementsprechend werde auch Europa wirtschaftlich am stärksten getroffen. Dramatisch werde es aber auch in ärmeren Regionen wie Afrika und dem Nahen Osten. Langfristig bestehe wegen des Konflikts das Risiko, dass die Weltwirtschaft in Blöcke zerfalle.

21:57 Uhr | Demonstration vor deutscher Botschaft in Litauen - Mehr Unterstützung für Ukraine gefordert

In Litauen haben gut Hundert Menschen bei einer Kundgebung vor der deutschen Botschaft von der Bundesregierung mehr Unterstützung für die Ukraine gefordert. Die Demonstranten riefen Deutschland am Montag litauischen Medienberichten zufolge auf, Energieimporte aus Russland zu stoppen und mehr Waffen an die Ukraine zu liefern. Bei einer symbolischen Aktion ließen sie die Weckermelodien ihrer Mobiltelefone erklingen - um Berlin aufzuwecken. Unter den Demonstranten war mit Vytautas Landsbergis auch das erste Staatsoberhaupt Litauens nach der wiedererlangten Unabhängigkeit von der Sowjetunion 1990. Der deutsche Botschafter Matthias Sonn sprach den Berichten zufolge mit den Demonstranten, an die sich die Auslandsvertretung bereits zuvor gewandt hatte.

21:05 Uhr | Nur noch ein Drittel der Tankstellen in der Ukraine in Betrieb

Nur noch etwa ein Drittel aller ukrainischen Tankstellen sind in Folge des Kriegs noch in Betrieb. Hauptgrund sei Spritmangel, sagte der Direktor der Beratergruppe A-95, Serhij Kujon, der Nachrichtenagentur Interfax-Ukraine. Der Verbrauch sei ebenfalls auf etwa ein Drittel gesunken. Von früher rund 7.500 Tankstellen seien nur noch etwa 2.500 in Betrieb. Die Versorgungsprobleme hätten sich Anfang April nach der Zerstörung der Raffinerie in Krementschuk im Gebiet Poltawa durch einen russischen Raketenangriff verschärft. Die Ukraine war auch vor dem Krieg auf Treibstoffimporte angewiesen. Bei Diesel-Kraftstoff konnte sie ihren Bedarf laut Medienberichten nur zu etwa 14 Prozent selbst decken und bei Benzin etwa zur Hälfte. Sprit wurde auch aus Litauen und Rumänien importiert.

20:49 Uhr | EU: Keine Entscheidung zu Öl-Embargo gegen Russland

Die Außenminister der EU-Staaten haben noch keine Entscheidung über mögliche Einschränkungen von Öl-Importen aus Russland getroffen. Der EU-Außenbeauftragte Borrell sagte nach einem Treffen der Außenminister in Luxemburg, man habe nur eine allgemeine Diskussion geführt. Er betonte jedoch mit Blick auf weitere Sanktionen gegen Russland, dass nichts vom Tisch sei, auch nicht Sanktionen gegen Öl und Gas. Borrell sprach sich dafür aus, mit Öl zu beginnen. Die Rechnung für Ölimporte sei im vergangenen Jahr vier Mal so hoch gewesen wie die für Gas. Grundsätzlich sei es wichtig, die Energie-Abhängigkeit der EU so schnell wie möglich zu reduzieren.

20:08 Uhr | USA leisten weiter Waffenhilfe an Ukraine

Das US-Militär bringt nach eigenen Angaben weiter täglich große Mengen Waffen und Munition in die Ukraine. Laut Pantagon landen pro Tag etwa acht bis zehn Flugzeuge mit Waffen und Nachschub für die Ukrainer in der Region. Die Waffen würden auf Laster umgeladen und in die Ukraine weitergeschickt. Es werde auch weiter Waffenlieferungen geben.

Die US-Regierung hat der Ukraine seit Beginn des russischen Angriffskriegs Ende Februar bereits Waffen im Wert von 1,7 Milliarden US-Dollar zugesagt oder schon geliefert. Darunter waren nach US-Angaben aus der vergangenen Woche zum Beispiel 1.400 Flugabwehrraketen, 5.000 Panzerabwehrlenkwaffen vom Typ Javelin, 7,000 weitere panzerbrechende Waffen, Hunderte Drohnen, Nachtsichtgeräte und 50 Millionen Schuss Munition sowie medizinische Hilfsgüter.

19:49 Uhr | Russland: Erneuter Einsatz von Hyperschall-Raketen

Russlands Armee hat im Krieg gegen die Ukraine eigenen Angaben zufolge erneut die Hyperschall-Rakete "Kinschal" eingesetzt. Dabei sei unweit des Ortes Tschassiw Jar im Donezker Gebiet ein unterirdischer Kommandoposten der ukrainischen Streitkräfte zerstört worden, sagte der ein Sprecher des russischen Verteidigungsministeriums. Die Angaben ließen sich zunächst nicht überprüfen. Vor Beginn des russischen Angriffskriegs war in Tschassiw Jar unter anderem die Presseabteilung der ukrainischen Truppen in der Ostukraine untergebracht gewesen.

Russland hatte bereits Mitte März zwei Mal über Einsätze mit "Kinschal" berichtet. Die acht Meter langen Raketen sind besonders gefürchtet, weil sie extrem schnell und extrem hoch fliegen können. Sie sind daher nur sehr schwer abzufangen.

18:36 Uhr | Bundeswehr-Flugzeug mit Verletzten aus der Ukraine erreicht Deutschland

Ein Bundeswehr-Flugzeug hat verletzte ukrainische Zivilisten nach Deutschland gebracht. Wie die Luftwaffe und der Sanitätsdienst mitteilten, landete die Maschine, die heute Morgen gestartet war, am Nachmittag wieder in Köln-Wahn. Das Spezialflugzeug mit einer Intensivstation an Bord habe zwölf Patienten aus Rzeszow in Südostpolen abgeholt, darunter Kinder. Einige Patienten seien von Angehörigen begleitet worden.

Es war der erste Flug dieser Art seit Beginn der russischen Invasion. In Deutschland werden bereits verwundete ukrainische Soldaten behandelt.

18:02 Uhr | Österreichs Kanzler spricht mit Putin: Krieg muss aufhören

Bei einem Treffen mit dem russischen Präsidenten Wladimir Putin hat der österreichische Bundeskanzler Karl Nehammer ein Ende des Krieges gefordert. "Das Gespräch mit Präsident Putin war sehr direkt, offen und hart", sagte Nehammer laut einer Mitteilung des Bundeskanzleramts in Wien. Er habe die Kriegsversbrechen in Butscha und anderen Orten angesprochen und betont, dass all jene, die dafür verantwortlich sind, zur Rechenschaft zu ziehen seien. Über die Reaktion Putins war zunächst nichts bekannt.

Nehammer war der erste Regierungschef eines EU-Landes, der von Putin seit Russlands Einmarsch in die Ukraine vor gut sechs Wochen empfangen wurde. Nehammer nannte die Reise eine Pflicht, um nichts unversucht zu lassen. Die Reise war laut österreichischen Angaben mit den EU-Partnern abgesprochen. Am Samstag hatte Nehammer in Kiew den Präsidenten der Ukraine, Wolodymyr Selenskyj, getroffen.

17:39 Uhr | EU stockt Militärhilfen für Ukraine um halbe Milliarde Euro auf

Die Europäische Union will der Regierung in Kiew angesichts der befürchteten russischen Offensive im Osten der Ukraine mehr Waffen liefern. Die EU-Außenminister stimmten am Montag in Luxemburg einer Aufstockung der gemeinsamen Militärhilfe um 500 Millionen Euro auf 1,5 Milliarden Euro zu, wie der EU-Außenbeauftragte Josep Borrell nach dem Treffen mitteilte.

17:10 Uhr | Russland berichtet über Einnahme des Hafens von Mariupol

Der Hafen der seit Wochen umkämpften südostukrainischen Stadt Mariupol soll unter russischer Kontrolle sein. Streitkräfte der selbst ernannten Volksrepublik Donezk hätten die Kontrolle übernommen, schrieben die russischen Agenturen Ria und Interfax am Montag unter Berufung auf den Donezker Separatistenführer Denis Puschilin. Die Separatisten kämpfen mit Unterstützung der russischen Armee darum, Mariupol am Asowschen Meer vollständig einzunehmen.

Die strategisch wichtige Industrie- und Hafenstadt ist seit Beginn des Kriegs vor knapp sieben Wochen heftig umkämpft und inzwischen größtenteils zerstört. Noch immer halten sich zahlreiche Zivilisten in der einst 440.000 Einwohner großen Stadt auf. Laut Internationalem Roten Kreuz ist die humanitäre Lage vor Ort katastrophal. Es fehlt an Strom, Wasser, Nahrung und Medikamenten. Mehrere Versuche Menschen durch sogenannte humanitäre Korridore in Sicherheit zu bringen, scheiterten, da vereinbarte Waffenruhen gebrochen wurden.

15:21 Uhr | Medienbericht: Verfassungsschutz warnt Politiker vor russischer Einflussnahme

Das Bundesamt für Verfassungsschutz (BfV) warnt Bundestagsabgeordnete und Ministerien vor russischen Hackerangriffen und Desinformationskampagnen. Politische Entscheidungsträger in Deutschland, ihre Mitarbeiter oder Beschäftigte der Verwaltung könnten "direkt oder indirekt" zu Zielen der pro-russischen Aktionen werden. Das geht aus einem BfV-Schreiben hervor, aus denen die Zeitungen der Funke Mediengruppe in ihrer Dienstagsausgabe zitieren.

Das BfV sieht zudem die Gefahr, dass russische Stellen die Stimmung hierzulande anheizen. Die russische Botschaft überhöhe offenbar bewusst das Ausmaß von Angriffen oder Mobbing gegen russische Staatsangehörige. "Dieses Agieren kann dazu beitragen, die ohnehin emotional aufgeladene gesellschaftliche Situation, insbesondere innerhalb der russischen und ukrainischen Communitys in Deutschland, zusätzlich anzuheizen".

14:10 Uhr | Rheinmetall: Könnten 50 Leopard-Panzer liefern

Das deutsche Rüstungsunternehmen Rheinmetall bietet an, Leopard-Panzer in die Ukraine zu liefern. Vorstandschef Armin Papperger sagte dem "Handelsblatt", der erste Panzer vom Typ Leopard-1 könnte in sechs Wochen geliefert werden – sofern die Bundesregierung grünes Licht gebe. Insgesamt könnten bis zu 50 Panzer aus Altbeständen anderer Armeen bereitgestellt werden.

13:26 Uhr | Finnische Regierungsschefin wirbt für Nato-Beitritt

Die finnische Ministerpräsidentin Sanna Marin hat sich für eine Nato-Mitgliedschaft ihres Landes ausgesprochen. Sie sagte im Radio, es gebe kein System, das dieselben Sicherheitsgarantien wie die Nato biete. Zu einem möglichen Termin äußerte sie sich jedoch nicht. Zuvor hatte die britische "Times" berichtet, sowohl Finnland als auch Schweden seien offenbar bereit, schon im Sommer dem Militärbündnis beizutreten. Das sei beim Treffen der Nato-Außenminister in der vergangenen Woche besprochen worden. Beide Staaten waren seit Jahrzehnten militärisch bündnisfrei. Mit dem russischen Angriff auf die Ukraine wird das nun infrage gestellt.

12:20 Uhr | Owsjannikowa arbeitet jetzt für deutsche Zeitung

Die durch ihren Antikriegsprotest im russischen Staats-TV bekannt gewordene Journalistin Marina Owsjannikowa berichtet künftig für die "Welt". Chefredakteur Ulf Poschardt lobte, sie habe mutig die Zuschauer in Russland mit der ungeschönten Wirklichkeit konfrontiert. Owsjannikowa hatte Mitte März in einer Livesendung ein Protestplakat in die Kamera gehalten. Darauf war zu lesen: "Stoppt den Krieg. Glaubt der Propaganda nicht. Hier werdet ihr belogen." Die 44-Jährige wurde festgenommen und zu einer Geldstrafe verurteilt. Owsjannikowa schlug ein Asyl-Angebot aus Frankreich aus, sie will in Russland bleiben.

11:42 Uhr | Heute neun Fluchtkorridore geplant

Nach ukrainischen Angaben sollen heute im umkämpften Osten des Landes Zivilisten über neun Fluchtkorridore in Sicherheit gebracht werden. Das sei mit Moskau vereinbart worden, teilte Vize-Ministerpräsidentin Iryna Wereschtschuk mit. Fünf der Korridore seien in der Region Luhansk vorgesehen, einer für die Hafenstadt Mariupol. Die Ukraine rechnet mit einer großen Offensive Russlands im Osten und Süden und ruft daher seit Tagen dazu auf, die Region zu verlassen.

11:17 Uhr | Baerbock: Ukraine braucht schwere Waffen

Bundesaußenministerin Annalena Baerbock hat sich für weitere Waffenlieferungen an die Ukraine ausgesprochen. Baerbock sagte vor dem Treffen der EU-Außenminister in Luxemburg, die Ukraine brauche vor allem schwere Waffen. Man müsse zudem schnellstmöglich Ersatzausrüstung und Ausbildung organisieren. Jetzt sei keine Zeit für Ausreden, betonte die Grünen-Politikerin. Die Außenminister der EU beraten heute unter anderem über einen Vorschlag des Außenbeauftragten Josep Borrell, weitere 500 Millionen Euro für Waffenhilfe bereitzustellen sowie über weitere Stanktionen gegen Russland.

10:55 Uhr | Grüne und FDP gegen Verbot russischer Flagge

Politiker von Grünen und FDP haben dazu aufgerufen, im Sinne der Meinungsfreiheit prorussische Demonstrationen in Deutschland auszuhalten. Die Grünen-Innenpolitikerin Lamya Kaddor sagte der Zeitung "Welt", solange die Proteste friedlich blieben, "können wir das Zeigen der russischen Flagge bei Demonstrationen nicht verbieten". 

Ähnlich äußerte sich der FDP-Innenexperte Manuel Höferlin. Die öffentliche Billigung des völkerrechtswidrigen Angriffskriegs gegen die Ukraine sei strafbar. Doch auch die Meinungsäußerung im Rahmen des Erlaubten müsse geschützt werden.

Am Wochenende fanden vor dem Hintergrund des Ukraine-Kriegs wieder in mehreren deutschen Städten Demonstrationen und Autokorso von prorussischen Anhängern statt. Die meisten blieben friedlich. In Frankfurt am Main wurden auch kriegstreiberische Parolen geäußert. Der ukrainische Botschafter in Deutschland, Andrij Melnyk, kritisierte diese Autokorsos scharf und forderte ein Verbot russischer Flaggen bei Demos, weil sie den russischen Vernichtungskrieg verherrlichten.

09:43 Uhr | Bundesregierung: Die meisten Russlanddeutschen lehnen Krieg ab

Die große Mehrheit der Russlanddeutschen lehnt nach Einschätzung der Bundesregierung den Krieg gegen die Ukraine ab. Der Beauftragte für Aussiedlerfragen und nationale Minderheiten, Bernd Fabritius, sagte der Zeitung "Welt", es gebe einzelne Akteure auf russischer Seite, die propagierten, seit Kriegsausbruch seien Russlanddeutsche und Russen in Deutschland nicht mehr sicher. Der CSU-Politiker sprach von "ein paar verwirrten (…) Querdenkern".

Er habe den Eindruck, dass durch die Bilder aus dem ukrainischen Ort Butscha jetzt auch viele mit prorussischer Einstellung ihre Ansichten hinterfragten. Es sei eine Frage der Zeit ist, bis auch die Letzten verstünden, was in diesem Krieg passiere, sagte Fabritius, der auch Präsident des Bundes der Vertriebenen ist. In den vergangenen Jahren habe er in Deutschland keine pauschale Russenfeindlichkeit beobachtet, ergänzte Fabritius. Momentan gebe es aber wieder solche Tendenzen. Es zeige sich auch, dass viele Menschen zu wenig über die Deutschen aus der ehemaligen Sowjetunion wüssten.

08:26 Uhr | Leutheusser-Schnarrenberger zeigt Putin wegen Kriegsverbrechen an

Die frührere Bundesjustizministerin Sabine Leutheusser-Schnarrenberger versteht ihre Strafanzeige gegen die russische Führung als ein Signal. Die FDP-Politikerin sagte MDR AKTUELL, allein die Tatsache, dass gegen Russlands Präsident Wladimir Putin ermittelt werde, stärke die Opfer. Zudem wirke das auf Putins Umfeld. Im Zweifel könne es auch Festnahmen geben. Die Ex-Ministerin hat zusammen mit ihrem FDP-Parteikollegen Gerhart Baum in Karlsruhe Strafanzeige gegen 100 Personen wegen mutmaßlicher Kriegsverbrechen in der Ukraine gestellt.

07:40 Uhr | Bundeswehr fliegt Verletzte nach Deutschland

Die Bundeswehr bereitet einen Flug zum Transport von im Krieg verletzten Ukrainern nach Deutschland vor. Dazu soll das Spezialflugzeug Airbus A310 MedEvac ins südostpolnische Rzeszow fliegen und von dort Kinder und Erwachsene zur Behandlung nach Deutschland bringen. Die Stadt Rzeszow liegt rund 90 Kilometer von der ukrainischen Grenze entfernt. Es wird der erste Flug dieser Art seit Beginn des russischen Überfalls auf die Ukraine. Zuvor waren bereits verwundete ukrainische Soldaten nach Deutschland gebracht worden.

06:19 Uhr | Nehammer trifft Putin

Der österreichische Bundeskanzler Karl Nehammer wird heute mit Russlands Präsident Wladimir Putin in Moskau zusammentreffen. Nehammer ist damit der erste westliche Regierungschef, der seit Kriegsbeginn nach Moskau reist. Sein Sprecher sagte, dass er über die Türkei nach Moskau fliegen werde. Dort sei das Gespräch mit Putin für den Nachmittag geplant. Als Ziele seiner Reise nannte Nehammer auf Twitter humanitäre Korridore, einen Waffenstillstand und die vollständige Aufklärung von Kriegsverbrechen.

04:02 Uhr | Ukraine schätzt Schäden auf eine Billion Dollar

Die Ukraine hat nach Schätzungen der Regierung durch die Invasion russischer Truppen bisher Schäden in Höhe von bis zu einer Billion US-Dollar erlitten. Das sagte der stellvertretende Wirtschaftsminister Olexander Griban am Sonntag bei einer Regierungssitzung. Die Verluste seien "kolossal", die Aufstellung noch nicht vollständig.

Die Summe ergebe sich aus Schäden an der Infrastruktur, dem Gesundheitswesen und im Bildungswesen. Die ukrainische Regierung hatte erst am Sonntag erste Mittel für dringende Aufräum- und Reparaturarbeiten in den von russischer Besatzung befreiten Gebieten bereitgestellt.

03:39 Uhr | Tschetschenien-Chef will Kiew einnehmen

Der enge Putin-Verbündete und Machthaber der russischen Teilrepublik Tschetschenien, Ramsan Kadyrow, droht weitere Angriffe auf ukrainische Städte an. "Es wird eine Offensive geben, nicht nur auf Mariupol, sondern auch auf andere Orte, Städte und Dörfer", sagt Kadyrow in einem Video, das auf seinem Telegramm-Kanal veröffentlicht wurde. Erst werde man Luhansk und Donezk "vollständig befreien", danach Kiew und alle anderen Städte einnehmen.

Im Laufe der letzten Jahre ist Ramsan Kadyrow in Russland zu einem regionalen Führer geworden, der auf der auch international in Erscheinung tritt. In der Ukraine versucht sich der Tschetschenen-Führer mit Kampftruppen als nützlicher Helfer Putins zu inszenieren. Auf seinem Telegram-Kanal hatte Kadyrow kürzlich geschrieben, seine Kämpfer nähmen "an allen Fronten auf aktivste Weise teil". Wie viele tschetschenische Soldaten aber tatsächlich in der Ukraine kämpfen, lässt sich derzeit nicht nachvollziehen.

03:05 Uhr | Selenskyj begrüßt "günstigere" Position Deutschlands gegenüber Kiew

Der ukrainische Präsident Wolodymyr Selenskyj lobt in einer abendlichen Videoansprache die nach seinen Worten "günstigere" Änderung der deutschen Haltung gegenüber Kiew.

Ich stelle mit Freude fest, dass sich die Position Deutschlands in letzter Zeit zugunsten der Ukraine verändert. Die Mehrheit der Deutschen unterstützt diese Politik. Dafür bin ich ihnen dankbar.

Wolodymyr Selenskyj Präsident Ukraine

Selenskyj hatte am Sonntag mit Bundeskanzler Olaf Scholz telefoniert. Dabei habe man darüber gesprochen, wie man Kriegsverbrecher zur Rechenschaft ziehen, Sanktionen gegen Russland verschärfen und Russland dazu bringen könne, den Frieden zu suchen, sagte Selenskyi.

02:39 Uhr | Strack-Zimmermann: Waffengeschäft mit Osteuropa statt Panzerlieferung

Die Vorsitzende des Verteidigungsausschusses im Deutschen Bundestag, Marie-Agnes Strack-Zimmermann (FDP), schlägt ein Waffengeschäft mit osteuropäischen Partnerländern anstelle einer Lieferung von deutschen Schützenpanzern des Typs Marder vor.

Marie-Agnes Strack-Zimmermann (fdp) während der Sitzung des Deutschen Bundestags am 26.03.2021.
Marie-Agnes Strack-Zimmermann Bildrechte: imago images/Christian Spicker

Material aus ehemals russischen Beständen sei sofort von ukrainischen Soldaten bedienbar und einsatzfähig. Deutschland solle die osteuropäischen Partners dann mit entsprechenden Lieferungen kompensieren.

Die ukrainische Armee müsste an den Marder-Panzern erst ausgebildet werden.

Marie-Agnes Strack-Zimmermann (FDP) Vorsitzende Verteidigungsausschuss

Zuvor war bekannt geworden, dass die Ukraine offenbar Marder-Schützenpanzer vom Rüstungskonzern Rheinmetall kaufen möchte. Einem Bericht der "Bild am Sonntag" zufolge will der Konzern 35 ausgemusterte Fahrzeuge an die Ukraine liefern.

02:14 Uhr | Finnland und Schweden wollen offenbar noch im Sommer der Nato beitreten

Finnland und Schweden sind bereit, schon in diesem Sommer der Nato beizutreten. Dies berichtet die britische Zeitung "The Times". Demnach sagten US-Beamte dem Blatt, die mögliche Aufnahme beider Länder sei "Gesprächsthema und Gegenstand mehrerer Sitzungen" bei Beratungen der Nato-Außenministern in der vergangenen Woche gewesen. Daran hätten auch Schweden und Finnland teilgenommen.

Der finnische Präsident Sauli Niinistö hatte am vergangenen Freitag mitgeteilt, dass es in seinem Land eine parlamentarischen Mehrheit für einen baldigen Nato-Beitritt gebe.

Nachrichten

Der frühere NATO-General und Generalleutnant a.D. Erhard Bühler 45 min
Bildrechte: MDR / Erhard Bühler

01:29 Uhr | Ukraine rechnet mit russischer Offensive im Osten

Der Generalstab der ukrainischen Armee erwartet in Kürze einen neuen Vorstoß der russischen Streitkräfte zur vollständigen Eroberung der Ostukraine. Dazu würden aktuell neue Truppen aus anderen Landesteilen Russlands an die Grenzen herangeführt. Daneben würden zerschlagene russische Einheiten mit neuem Personal aufgefüllt.

Die Schwerpunkte der nächsten russischen Angriffe seien bei Charkiw und Slowjansk zu erwarten, hieß es.

Laut ukrainischen Medien waren bereits am späten Sonntagabend heftige Explosionen in der nordöstlichen Stadt Charkiw und in Mykolajiw in der Nähe des Schwarzen Meeres zu hören.

01:12 Uhr | Zivilisten bei russischen Angriffen nahe Charkiw getötet

Bei russischen Angriffen nahe der ostukrainischen Großstadt Charkiw sind nach ukrainischen Angaben zehn Zivilisten getötet worden, darunter ein Kind. Mindestens elf weitere Menschen seien bei Angriffen auf "zivile Infrastruktur" verletzt worden, teilte Regionalgouverneur Oleg Synegubow über den Kurznachrichtendienst Twitter mit.

Charkiw ist mit rund 1,5 Millionen Einwohnern die zweitgrößte Stadt der Ukraine und liegt nur rund 40 Kilometer von der russischen Grenze entfernt. Bereits seit Anfang der russischen Invasion in der Ukraine am 24. Februar ist die Stadt heftig umkämpft, wurde jedoch bislang nicht von den russischen Truppen eingenommen.

Viele verbliebene Einwohner der Ostukraine haben dem ukrainische Gouverneur der Region Luhansk, Serhij Gajdaj zufolge nach dem Angriff auf den Bahnhof von Kramatorsk Angst, sich auf den Weg Richtung Westen zu machen. Nach neuen Angaben der ukrainischen Behörden wurden bei dem Raketenangriff am Freitag insgesamt 57 Menschen getötet.

00:41 Uhr | Fast 3.000 Menschen in Sicherheit gebracht

Nach Angaben der Ukraine sind aus Städten des Landes am Sonntag 2.824 Menschen durch humanitäre Korridore in Sicherheit gebracht worden. Darunter seien 213 Einwohner der von russischen Truppen belagerten Stadt Mariupol gewesen, teilt die stellvertretende Ministerpräsidentin Iryna Wereschtschuk mit.

Die Großstadt Mariupol am Asowschen Meer ist seit Wochen von russischen Truppen eingekesselt und durch den Dauerbeschuss weitgehend zerstört. Es soll in der Stadt schon Tausende Tote geben. Die Lage der Überlebenden gilt als völlig verzweifelt.

00:16 Uhr | Ukraine rechnet auch in nächsten Jahren mit Zusammenstößen mit Russland

Über den aktuellen Krieg Russlands gegen die Ukraine hinaus rechnet der Berater des ukrainischen Präsidenten mit weiteren Zusammenstößen der beiden Länder in den kommenden Jahren.

Selbst ein Machtwechsel im Kreml würde nach Meinung von Olexeij Arestowytsch die Konfrontation mit der Ukraine nicht beenden: "Dann gibt es eben eine Auseinandersetzung auf Ebene der Informationen, der Wirtschaft oder der Geheimdienste, auch militärisch, wenn auch ohne direkten Krieg."

00:00 Uhr | Ticker am Sonntag, 10. April 2022

Guten Morgen, in unserem Ticker halten wir Sie über die aktuellen Entwicklungen im Krieg in der Ukraine auf dem Laufenden. Alle wichtigen Nachrichten erscheinen im Laufe des Tages hier.

Übersichtskarte Ukraine
Bildrechte: MDR

AFP, dpa, Reuters, MDR

Dieses Thema im Programm: MDR AKTUELL RADIO | 11. April 2022 | 06:00 Uhr

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