Israelische Truppen bei einer Bodenoperation im nördlichen Gazastreifen.
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Krieg in Nahost Israelische Armee meldet Einnahme von Hamas-Gebäuden

14. November 2023, 18:09 Uhr

Israels Armee hat nach eigenen Angaben wichtige Gebäuder der islamistischen Hamas im Gazastreifen eingenommen. Sie wirft der Hamas vor, Krankenhäuser als Stützpunkte zu missbrauchen. Unter einer Kinderklinik sollen nun Waffen und Hinweise auf ein Geiselversteck entdeckt worden sein. Das umkämpfte Schifa-Krankenhaus ist nach Angaben der WHO weiter in Betrieb.

Die israelische Armee hat eigenen Angaben zufolge die Kontrolle über mehrere Gebäude der islamistischen Hamas in Gaza-Stadt übernommen. Nach Angaben des Militärs gehören dazu das Hamas-Parlament und Gebäude der Polizei.

Israel meldet Waffenfund unter Krankenhaus

Die israelische Armee will zahlreiche Waffen der Terrormiliz Hamas im Keller eines Krankenhauses in Gaza gefunden haben. Armeesprecher Daniel Hagari zeigte Aufnahmen von Sprengsätzen, Schusswaffen und Handgranaten. Außerdem habe es in der evakuierten Kinderklinik Al-Rantisi Hinweise gegeben, dass dort Geiseln festgehalten worden sein könnten. Dies bestätigten auch israelische Geheimdienstinformationen. Die Hinweise würden nun untersucht. Man gehe davon aus, dass sich Hamas-Terroristen nach dem Angriff vom 7. Oktober im Keller des Krankenhauses versteckt hätten.

Hinweis der Redaktion Die Berichterstattung aus dem Gazastreifen ist schwierig, da wegen der Kämpfe nur wenige Journalistinnen und Journalisten vor Ort sind. Informationen zu den Kampfhandlungen kommen vor allem von der israelischen Regierung und von der im Gazastreifen herrschenden Terrororganisation Hamas, die nur schwer überprüft werden können.

47 Lkw bringen täglich Hilfe in Gazastreifen

Im Gazastreifen kommen derzeit im Durchschnitt täglich 47 Lastwagen mit Hilfslieferungen an. Das teilte der Palästinensische Rote Halbmond mit. Allein am Montag seien insgesamt 155 Lkw über den Grenzübergang Rafah aus Ägypten eingetroffen. Sie hätten Essen. Wasser und Medikamente transportiert. Das UN-Nothilfebüro OCHA hatte gewarnt, dass die Güter wegen Treibstoffmangels nicht mehr entladen und verteilt werden könnten. Gabelstapler und Transporter stünden still.

Übersichtskarte vom Gazastreifen
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Schifa-Krankenhaus weiter in Betrieb

Die Weltgesundheitsorganisation erklärte, entgegen palästinensischen Angaben sei das Schifa-Krankenhaus im Gazastreifen weiter in Betrieb. Trotz Stromausfalls und Angriffen versuche das Klinikpersonal, rund 700 schwer kranke Patientinnen und Patienten zu versorgen.

Das Schifa-Krankenhaus ist seit Tagen umkämpft. Dort sollen Hunderte Patienten ohne Strom, Wasser und Behandlungsmöglichkeit festsitzen. Laut Augenzeugen stehen israelische Panzer nur wenige Meter von der Zufahrt des größten Krankenhauses des Palästinensergebiets entfernt. Die israelische Armee wirft der Hamas vor, unter dem Krankenhaus ihr militärisches Hauptquartier in Tunneln errichtet zu haben. Die Hamas bestreitet dies.

US-Präsident fordert mehr Schutz für Kliniken in Gaza

US-Präsident Joe Biden hat Israel dazu aufgerufen, bei den Kämpfen im Gazastreifen die Krankenhäuser besser zu schützen. Die USA stünden mit der israelischen Regierung deswegen in Kontakt. Sein Sicherheitsberater Jake Sullivan sagte, die USA würden auch für deutlich längere Feuerpausen eintreten. Es müsse dabei um Tage und nicht nur um Stunden gehen.

Israel bietet Brutkästen für Kliniken an

Angesichts der dramatischen Lage im Schifa-Krankenhaus haben die israelischen Streitkräfte eigenen Angaben zufolge die Lieferung von Brutkästen für Frühchen angeboten. Eine Armeesprecherin sagte, man sei "im Krieg mit der Hamas und nicht mit der Bevölkerung von Gaza." Auf Fotos war zu sehen, wie eine israelische Soldatin Brutkästen in einen Transporter brachte. Im Schifa-Krankenhaus waren nach Angaben des von den Hamas-Terroristen kontrollierten Gesundheitsministeriums zuletzt Neugeborene nach dem Abschalten von Sauerstoffgeräten gestorben.

UN-Hilfswerk fürchtet Totalausfall der Kommunikation

Das UN-Hilfswerk für Palästinensische Flüchtlinge im Nahen Osten (UNRWA) fürchtet einen Totalausfall des Kommunikationsnetzes im Gazastreifen. Der Treibstoff der Telefon- und Internet-Unternehmen reiche noch bis Donnerstag, um Strom für die Datenzentren und den Betrieb von Servern zu produzieren, berichtete UNRWA. Schon jetzt sei es schwierig, Menschen zu erreichen und akkurate Informationen über die Lage vor Ort zusammenzutragen, hieß es. Etwa die Hälfte der 1,6 Millionen Vertriebenen habe bislang Zuflucht in UNRWA-Einrichtungen gefunden.

Hamas angeblich bereit zur Geisel-Freilassung bei Waffenruhe

Die militant islamistische Hamas ist nach eigenen Angaben bereit, im Gegenzug für eine fünftägige Waffenruhe bis zu 70 im Gazastreifen festgehaltene Frauen und Kinder freizulassen. "Der Waffenstillstand sollte eine vollständige Feuerpause und die Zulassung von Hilfsgütern und humanitärer Hilfe im gesamten Gazastreifen beinhalten", sagte Abu Ubaida, der Sprecher der Kassam-Brigaden in einer Audioaufnahme, die auf dem Telegram-Kanal der Gruppe veröffentlicht wurde. Er beschuldigte zudem Israel, die Umsetzung des Abkommen hinauszuzögern. Israels Ministerpräsident Benjamin Netanjahu hatte am Sonntag die Möglichkeit eines Abkommens über die Freilassung zumindest einiger Geiseln angedeutet. Genauere Ausführungen dazu wollte er aber nicht machen. Israelischen Angaben zufolge wurden rund 240 Menschen als Geiseln in den Gazastreifen verschleppt.

dpa/AFP/Reuters(dni)

Dieses Thema im Programm: MDR AKTUELL RADIO | 14. November 2023 | 19:00 Uhr

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