Pilotprojekt Post testet Briefzustellung an weniger Wochentagen

02. September 2017, 17:05 Uhr

E-Mails, WhatsApp, Facebook und Co - immer mehr Kommunikation findet online statt. Der klassische Brief dagegen wird seltener. Die Deutsche Post testet nun in einem Pilotprojekt, die Briefe nicht mehr jeden Werktag zuzustellen. Die Gewerkschaft Verdi protestiert.

Die Deutsche Post hat ein Pilotprojekt zu einer neuen Form der Briefzustellung gestartet. Seit Anfang Juli können ausgewählte Kunden entscheiden, ob sie Briefe als Sammelzustellung an einem oder an drei Wochentagen nach Hause oder an fünf Wochentagen an den Arbeitsplatz geliefert bekommen wollen. Mit den neuen Zustelloptionen wolle man Kundenbedürfnisse erforschen, sagte ein Postsprecher und bestätigte damit Medienberichte.

Bundesweit hätten 18 geschulte Briefträger in den vergangenen Wochen Kunden angeworben, die bereit seien, in einer Testphase statt der täglichen Zustellung eine andere Form zu wählen, sagte der Sprecher. Ausgeschlossen sind dabei Einschreiben, der Versand von Dokumenten oder auch Eilbriefe, die sofort ausgetragen werden.

Gewerkschaft reagiert empört

Die Dienstleistungsgewerkschaft Verdi kritisierte das Projekt scharf. Die Deutsche Post, die gesetzlich zu einer flächendeckenden Grundversorgung verpflichtet ist, wolle sich Schritt für Schritt aus ihrer Pflicht verabschieden, so die Befürchtung. Auch könnten zahlreiche Arbeitsplätze verloren gehen, sollte die Briefzustellung seltener werden, sagte die stellvertretende Verdi-Vorsitzende Andrea Kocsis der Zeitung.

Wenn die Deutsche Post nun Kunden anbietet, auf diese Dienstleistung verzichten zu wollen, untergräbt sie die Auflagen von einer flächendeckenden Grundversorgung und sägt an dem Ast, auf dem sie sitzt.

Andrea Kocsis, stellvertretende Verdi-Vorsitzende

Erfahrungen aus anderen Ländern zeigten, dass eine Verringerung der Zustellfrequenz und damit längere Laufzeiten die Post-Dienstleistungen unattraktiv machten, sagte Kocsis.

Digitalisierung erschwert Briefgeschäft

Allerdings nimmt die Zahl der verschickten Briefe seit Jahren ab. 2006 wurden im Schnitt noch 70 Millionen Briefe pro Werktag zugestellt, vergangenes Jahr waren es nur noch 59 Millionen Briefe täglich.

2016 wurden insgesamt 8,2 Milliarden Briefe verschickt - 3,5 Prozent weniger als noch im Jahr zuvor.

Dennoch betont die Post, der Test sei ergebnisoffen. Es sei überhaupt unklar, ob ein Kundenbedarf vorhanden sei und sich neue Formen der Zustellung betrieblich einsetzen ließen. Auf keinen Fall werde sich die Post aus ihrem Versorgungsauftrag mogeln, betonte der Sprecher. Auch die Bundesnetzagentur sei über den Testlauf, der noch bis Ende September geht, vorab informiert worden.

Über dieses Thema berichtet MDR AKTUELL auch im: Radio | 02.09.2017 | 15:15 Uhr

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