Mittwoch, 01.05.2024: Erfüllende Arbeit

1. Mai, ein neuer Monat. Wen freut es nicht, wenn wieder frisches Geld auf dem Konto angekommen ist. In den zwölf Wochen dieses Jahres sind eine Reihe neuer Tarifabschlüsse zu Stande gekommen, wenn auch nach zum Teil sehr langen Streikphasen. Heute ist der Tag der Arbeit.

Holger Treutmann 3 min
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gesprochen von Pfarrer Holger Treutmann

MDR SACHSEN - Das Sachsenradio Mi 01.05.2024 07:45Uhr 02:53 min

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Es soll Zeit sein, die Erfolge der Arbeiterbewegung gegen Ausbeutung und Unterdrückung zu würdigen. Es geht um die Wertschätzung der Arbeit, und um ein Bewusstsein für den gerechten Ausgleich von wirtschaftlichem Erfolg der Unternehmen  einerseits, und den berechtigten Lebensinteressen der Arbeitnehmer andererseits, ohne die der Laden eben nicht läuft.

Schon die Bibel weiß zu sagen, dass man einem dreschenden Ochsen nicht das Maul verbindet. Wer für Wertschöpfung sorgt, soll auch ausreichend essen.

Dass wir nicht im Schlaraffenland leben, weiß die Bibel auch. Schon die Prototypen der Menschheit Adam und Eva bekommen gesagt, dass sie im Schweiße ihres Angesichts das Leben zu bestreiten haben. Insofern ist das Ringen um wirtschaftliche Gerechtigkeit nie ein Zuckerschlecken.

In einer sich verändernden Arbeitswelt wird nicht nur um das Geld gestritten; auch um Freizeit. Dabei ist die 35-Stunden-Woche bei vollem Lohnausgleich kein großes Thema mehr. Die 4-Tage-Woche kommt auf den Tisch.

Eine Schattenseite hat dieses Ringen: War es zu Beginn der Arbeiterbewegung wichtig, um maximal acht Stunden Arbeit zu kämpfen, damit acht Stunden Freizeit, und acht Stunden Schlaf möglich waren, so wird im Ringen um die 4-Tage-Woche aus meiner Sicht die Kluft zwischen Arbeit und Freizeit noch tiefer. Arbeitszeit wird so immer mehr als Zeit der Unfreiheit empfunden. Sie ist keine Lebenszeit, sondern Zeit der Knechtschaft. Leben beginnt für viele gedanklich erst nach Feierabend.

Die Bibel malt ein anderes Bild von Arbeit. Im kommenden Reich Gottes fliegen einem die gebratenen Tauben auch nicht in den Mund. Es ist kein arbeitsfreier Ort; lediglich ein Land, wo die, die säen, auch ernten werden. Die, die bewirtschaften, selbst den Gewinn daraus nutzen. Er fließt nicht ab, irgendwohin.

Er wird nicht von Besatzern verprasst. Jeder hat seinen Lebensraum und spürt die eigene Selbstwirksamkeit. Das ist ein wesentlicher Aspekt der Arbeit: Wenn sie nicht in geknechtete Plackerei ausartet, sondern die Erfahrung schenkt, ich kann mit Kopf und Herz und Hand die Welt gestalten, mir und anderen Gutes tun. Die Erde ist freundlich und gibt mir zurück, was ich investiere. Es ist ein Stück Himmel auf Erden, wenn Arbeit erfüllende Lebenszeit sein darf.

Das Wort zum Tag spricht in dieser Woche:

Kurzbiografie Holger Treutmann

Holger Treutmann

1963 in Springe bei Hannover geboren | verheiratet | 2 Kinder | Studium in Bethel, Göttingen, Berlin | 1989 1. Theologisches Examen in der Evangelisch-Lutherischen Landeskirche Hannover | 1989-1993 Pharmareferent bei Astra-Chemicals Wedel/Hamburg | 1993-1995 Vikariat in Bröckel bei Celle | 1995 2. Theologisches Examen in der Evangelisch-Lutherische Landeskirche Hannover | 1995 Wechsel in die Evangelisch-Lutherische Landeskirche Sachsen | 1995-1999 Pfarrer in Eibenberg-Kemtau und Chemnitz-Reichenhain | 1999-2005 Pfarrer in St.-Pauli-Kreuz-Gemeinde Chemnitz | 2006 - Januar 2016 Pfarrer der Frauenkirche in Dresden | Ehrenamtlicher Mitarbeiter der Notfallseelsorge Dresden | seit Februar 2016 Senderbeauftragter der Ev. Kirchen beim MDR und Rundfunkbeauftragter der Ev.-Lutherischen Landeskirche Sachsens

Verantwortlich für Verkündigungssendungen im öffentlich-rechtlichen Rundfunk wie das Wort zum Tag...

... sind die Senderbeauftragten der evangelischen Landeskirchen, der evangelischen Freikirchen bzw. der römisch-katholischen Kirche.