Eine künstlerische Darstellung einer goldenen Raumsonde vor dem roten glühenden Ball unserer Sonne.
Eine künstlerische Darstellung einer goldenen Raumsonde vor dem roten glühenden Ball unserer Sonne. Bildrechte: Isro

Sonnenforschung Indien wird jetzt auch noch die Sonne untersuchen

04. September 2023, 09:07 Uhr

Erst am 23. August 2023 ist Indien erfolgreich auf der Mondoberfläche gelandet. Am 2. September soll bereits die nächste große Mission des Schwellenlandes anstehen. Mit Aditya-L1 wollen indische Forscher unsere Sonne untersuchen.

Wenn alles nach Plan verläuft, will die indische Raumfahrtbehörde Isro am 2. September 2023 ihre Sonnenmission Aditya-L1 starten. Die Sonde soll um 8:20 Uhr (MESZ) vom indischen Weltraumbahnhof des Satish Dhawan Space Centres aus in die Erdumlaufbahn gebracht werden. Von dort aus soll das Raumfahrzeug zu einem 1,5 Milliarden Kilometer entfernen Ort aufbrechen.

Der Lagrange-Punkt 1 (L1) befindet sich zwischen der Erde und Sonne und ist der Bereich, an dem sich die Anziehungskräfte beider Himmelskörper ausgleichen. An diesem Ort benötigt Aditya-L1 vergleichsweise wenig Treibstoff, um eine stabile Position zu halten. Das gleiche Prinzip nutzen auch andere Instrumente, etwa das Weltraumteleskop James Webb. Webb und viele andere Teleskope befinden sich aber am L2, von der Sonne aus gesehen also hinter der Erde, um freie Sicht auf die Tiefen unseres Universums zu haben.

Um L1 zu erreichen, soll Aditya-L1 vier Monate unterwegs sein – damit wäre die Sonde Anfang Januar 2024 an ihrem Zielort. 

Von dort aus hat das Raumfahrzeug freie und uneingeschränkte Sicht auf die Sonne. Andere Raumfahrzeuge wie Parker Solar Probe von der Nasa und der Solar Orbiter von der Esa umrunden die Sonne zwar in einem viel geringeren Abstand, sind aber auch viel teurer. Parker Solar Probe kostet etwa 1,4 Milliarden Euro, der Solar Orbiter 300 Millionen Euro und Aditya-L1 umgerechnet 42,5 Millionen Euro (3,8 Milliarden Rupien). 

Offene Fragen der Sonnenforschung: Heiße Korona und Sonnenwinde

Mit sieben an Bord untergebrachten wissenschaftlichen Instrumenten will die Isro die Sonne untersuchen, um beispielsweise mehr über den Sonnenwind herauszufinden oder um zu verstehen, warum die Sonnenkorona (also die äußerste Sonnenschicht) heißer als die Sonnenoberfläche ist. 

 

Sonnenwinde, Forscher sprechen auch vom sogenannten Weltraumwetter, bestehen aus energiereichen, magnetischen Teilchen, die von der Sonne gelegentlich ausgestoßen werden. Sie haben einen erheblichen Einfluss auf elektromagnetische Felder, beispielsweise Stromleitungen auf der Erde. Weil Erdmagnetfeld und Atmosphäre einige dieser Teilchen abfangen, sind die Auswirkungen auf Satelliten und Raumfahrzeuge außerhalb dieser schützenden Bereiche ungleich größer.

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Das will Aditya-L1 untersuchen

Aditya, Hindi für Sonne, soll unter anderem das interplanetare Magnetfeld am L1-Punkt mit einem Magnetometer-Instrument vermessen, eine sensorische Einrichtung zum Messen von magnetischen Flussdichten. 

Mit dem solaren Niedrigenergie-Röntgenspektrometer Solexs (Solar Low Energy X-ray Spectrometer) und dem Hochenergie-Röntgenspektrometer Hel-1-os (High Energy L1 Orbiting X-ray Spectrometer) sollen Röntgenflares der Sonne über einen breiten Röntgenenergiebereich untersucht werden.

Flares sind Eruptionen auf der Sonnenoberfläche, die zu starken Strahlungsauswürfen auch Richtung Erde führen können.

Eine künstlerische Darstellung einer goldenen Raumsonde vor dem roten glühenden Ball unserer Sonne.
Eine künstlerische Darstellung einer goldenen Raumsonde vor dem roten glühenden Ball unserer Sonne. Bildrechte: Isro

Die Sonnenkorona und sogenannte koronare Massenauswürfe soll das Instrument Velc (Visible Emission Line Coronagraph) genauer untersuchen. Das Sonnen-Ultraviolett-Abbildungsteleskop Suit (Solar Ultra-violet Imaging Telescope) wiederum soll Photosphäre und Chromosphäre – also die äußeren Schichten der Sonne im ultravioletten Lichtsprektum erfassen und Schwankungen der solaren Strahlungsintensität im UV-Bereich dokumentieren.

Der Sonnenwind und die energetischen Ionen und deren Energieverteilung werden schließlich mit den letzten beiden Instrumenten untersucht: dem Aditya Sonnenwind-Teilchenexperiment Aspex (Aditya Solar wind Particle EXperiment) und dem Plasma-Analysegerät-Paket für Aditya Papa (Plasma Analyser Package for Aditya).

Die indischen Untersuchungen der Sonne sind somit recht umfangreich und könnte die Daten von Parker Solar Probe, dem Solar Orbiter und anderen derzeit aktiven Sonnenmissionen ergänzen. Vorausgesetzt, die Mission verläuft wie geplant – doch das werden wir spätestens im Januar 2024 wissen. 

Wissen

Ansicht der Sonne mit der im Stile eines Wasserzeichens eingefügten Zahl Zehn. 12 min
Was wissen wir über unsere Sonne? Bildrechte: MDR

Links

Missionsübersicht der Isro als PDF.

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