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LexikonGastronomieGaststätte | Restaurant

29. Januar 2010, 17:04 Uhr

Es war wie in anderen Bereichen: Auch im Gastgewerbe klaffte zwischen Aufwand und Rechnung ein Graben. Eine vierköpfige Familie konnte sich in einer Dorfgaststätte für rund 20 Mark satt essen.

Es war wie in anderen Bereichen: Auch im Gastgewerbe klaffte zwischen Aufwand und Rechnung ein Graben. Eine vierköpfige Familie konnte sich in einer Dorfgaststätte für rund 20 Mark satt essen: Bockwurst mit Kartoffelsalat und Beilage kostete rund 1,50 Mark, die Soljanka mit Brot 1,80, das Glas Bier 40 Pfennig und die Fassbrause 21 Pfennig. Selbst Gaststättenpreise wurden subventioniert.

DDR stand für Dienstleistungswüste

Das Geld für notwendige Investitionen fehlte allerdings. Die technische Ausstattung der meisten Gaststätten hatte das Niveau der 50er Jahre. Das hieß Knochenarbeit bei geringem Verdienst für die Angestellten. Kein Wunder, wenn zunehmend das Personal ausging. Das ließ die Zahl der "Reserviert"-Schilder auf den Tischen wachsen. Sie signalisierten dem Gast "Hinsetzen verboten!" Der Gast als König? Fehlanzeige! Schon beim Betreten des Cafés oder des Restaurants empfing ihn der Befehl: "Sie werden platziert!" Aber auch sonst war die DDR eine Dienstleistungswüste. Daran änderten auch die Dienstleistungskombinate (DLK) nichts, die in den 70er Jahren vielerorts gegründet werden mussten.

80er Jahre: Die Speisekarte wird magerer

"Haben wir nicht", heißt es ab den 80er Jahren auch immer öfter, wenn man in einer Gaststätte der Preisstufe I bis IV etwas bestellt. Frischer Fisch ist Mangelware, der beliebte Hering wird vom Wittling zwangsweise verdrängt. Dafür gibt es Soljanka, Zigeuner- oder Kumpelsteak und Weißkrautsalat. Laut Vorschrift darf kein Menü mehr als 150 Gramm Fleisch enthalten. Daraus machen sich die Gäste herzlich wenig - sie bestellen eben zweimal ... Kein Wunder bei den Preisen, denn pro Gericht zahlen sie im Durchschnitt fünf bis sieben Mark. Besser ist es im Interhotel. Dort bietet die Speisekarte mehr, das Essen ist aber auch teurer: Für vier Personen zahlt der Gast rund 60 Mark - bei einem Durchschnittsbruttoeinkommen von rund 1000 Mark. Trotzdem ist es auch hier schwer, einen Tisch zu bekommen.