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WEM GEHÖRT DER OSTEN? Bildrechte: MDR

Das "St. Moritz" des OstensOberhof: Ulbrichts liebster Wintersportort

29. November 2021, 14:21 Uhr

Oberhof war schon vor dem Krieg ein mondäner Wintersportort. Durch Walter Ulbricht gefördert wurde es seit den 1960er-Jahren zum "Kurort der Werktätigen" ausgebaut.

In den 1920er-Jahren warb Oberhof mit dem Slogan "Größter Wintersportplatz
Deutschlands" und schmückte sich mit dem Beinamen "Deutsches St. Moritz". Der deutsche Adel und das Großbürgertum vergnügten sich am Rennsteig beim Wintersport. Sogar Marlene Dietrich oder UFA-Star Willy Birgel besuchten den Wintersportort.

Oberhof wird Aushängeschild des Sozialismus

Die DDR wollte aus diesem Luxusrefugium einen "Kurort der Werktätigen" machen, ein Aushängeschild des Sozialismus. Stärkster Förderer war Walter Ulbricht, der selber dem Wintersport frönte. In den 1960er-Jahren ließ er neue Schanzen, eine teure Kunsteisbahn, aber vor allem als Renommierobjekt das Interhotel "Panorama". Jedes Jahr zu Weihnachten hielt er aus Oberhof seine Ansprache ans Volk. Und weil es Lotte und Walter Ulbricht in Oberhof so gut gefiel, gab es auch ein Gästehaus für die Mitglieder des Politbüros, die auch schon mal zu Sitzungen im Thüringer Wald antanzen mussten.

DDR-Luxus im FDGB-Heim "Rennsteig"

Auch in Oberhof wurden in den 1950ern private Hotels und Pensionen enteignet, aber auch neue, große Erholungsheime für FDGB-Urlauber gebaut. Besonders luxuriös für DDR-Verhältnisse geriet das FDGB-Heim "Rennsteig". Es zählte zur besonderen Kategorie "S" und war ausgestattet wie ein Interhotel. Dort sollten vor allem kinderreiche Familien ihren Urlaub verbringen. Pro Durchgang wurden 300 Erwachsene und 160 Kinder untergebracht. Und preiswert war der Urlaubsplatz: 1975 zahlte beispielsweise eine Familie pro Erwachsenem für 14 Tage je ca. 120 Mark, pro Kind 29 Mark, und zwar mit Vollverpflegung.

Die Urlauber waren unglaublich happy, dass sie ins 'Rennsteig' konnten, das war wie ein Fünfer im Lotto. Und für viele war es ja sehr schwierig, überhaupt einen Urlaubsplatz zu bekommen.

Elke Führ, von 1988 bis 1990 Rezeptionistin im "Rennsteig

Die berühmte "10. Etage"

Die Versorgung in Oberhof und speziell im Erholungsheim "Rennsteig" war extrem gut. Der Grund: In der 10. Etage befanden sich exklusive Apartments für die Führungsriege des FDGB mit Teppichboden, Fernsehern, antiken Möbeln, Schrankwänden und sogar Badewannen. Luxus für DDR Verhältnisse. Aus einem Sonderkontingent des Bezirks wurde das Heim mit besonders begehrten und besonders vielen Lebensmitteln versorgt. Es gab sogar Radeberger, Wernesgrüner und Pilsner Urquell Bier - paradiesische Zustände für den normalen DDR Bürger. So profitierten auch die normalen FDGB-Urlauber in diesem Heim von der besonderen Funktionärsversorgung.

Urlaubsvergnügen zwischen Piste und Hammerdisko

Den Urlaubern wurde einiges geboten: geführte Wanderungen in großen Gruppen, Lesungen, Baudenabende, Lichtbildervorträge, Tanzabende. Abends traten regelmäßig die Großen der DDR-Unterhaltung auf, unter anderem der besonders beliebte Thüringer Schöpfer des Rennsteig-Lieds Herbert Roth. Aber vor allem einen Publikumsmagneten gab es: "Die Hammerdisco war das Highlight, die Leute kamen von überall her, um 'reinzukommen und die Karten waren ganz schnell ausverkauft", erinnert sich Rezeptionistin Elke Führ. Besonders die Erotikshow lockte die Touristen an. Striptease in einem FDGB-Ferienheim – das war eine Sensation.

Dieses Thema im Programm:MDR FERNSEHEN | Geheimnisvolle Orte | 29. Dezember 2020 | 22:10 Uhr