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#blickzurück: Kalenderblatt der GeschichteDas geschah am 30. November

30. November 2022, 05:00 Uhr

1602: Physiker Otto von Guericke geboren

Am 30. November 1602 wird Otto von Guericke in Magdeburg geboren. Nach seinem Studium in Holland und Forschungsreisen durch England und Frankreich kehrt Guericke 1626 in seine Heimatstadt zurück. Während des 30-jährigen Krieges wird die Handelsmetropole stark zerstört. Guericke ist als Ratsbaumeister maßgeblich am Wiederaufbau beteiligt und vertritt die Stadt schließlich als Bürgermeister bei den Friedensverhandlungen 1648, die zum Ende des Krieges führen. 

Neben seiner politischen Laufbahn gilt Guerickes Interesse vor allem der Wissenschaft. Er beschäftigt sich mit luftleeren Räumen und begründet damit ein neues Forschungsgebiet: die Vakuumtechnik. Sein bekanntestes Experiment sind die "Magdeburger Halbkugeln", mit denen er mehrfach in der Öffentlichkeit die Kraft des Luftdrucks demonstriert. Aber Otto von Guericke gilt auch als Wegbereiter der Meteorologie: Mit Hilfe eines 10 Meter hohen Wasserbarometers kann er Veränderungen des Luftdrucks sichtbar machen und so 1660 ein riesiges Gewitter vorhersagen. Seine Forschungen machen ihn über Deutschlands Grenzen hinaus bekannt. Im Andenken an sein Vermächtnis benennt die Stadt Magdeburg ihre 1993 gegründete Hochschule Otto-von-Guericke-Universität.

1945: Luftkorridore für West-Berlin

Am 30. November 1945 beschließt der Alliierte Kontrollrat, drei Luftkorridore zwischen Berlin und den westlichen Besatzungszonen einzurichten. Ziel ist es, Berlin wieder in den zivilen Nachkriegsluftverkehr zu integrieren. Bis 1990 bleiben die Korridore allerdings nur US-amerikanischen, britischen und französischen Airlines vorbehalten. Westdeutsche Airlines dürfen West-Berlin nicht anfliegen. Besondere Bedeutung kommt den Luftkorridoren in der Zeit der Berliner Luftbrücke 1948/1949 zu. Nachdem die Sowjetunion West-Berlin komplett isoliert, richten die Alliierten eine Luftbrücke ein, um die Bevölkerung zu versorgen.

1977: DDR bestellt 10.000 VW Golf

Am 30. November 1977 ordert die DDR 10.000 VW Golf in Wolfsburg. Es ist der erste Import von Fahrzeugen aus dem westlichen Ausland. Mit dem Geschäft reagierte man auf Engpässe in der eigenen PKW-Produktion. Mindestens 10 Jahre mussten DDR-Bürger zu dieser Zeit auf ein neues Auto warten. Entsprechend groß war der Unmut in der Bevölkerung. Die ersten VW Golf treffen bereits sechs Wochen nach der Bestellung ein. Im Gegenzug liefert die DDR Blechpressen, Werkzeugmaschinen und sogar ein Planetarium vom VEB Carl-Zeiss Jena in die BRD.

Für einen VW Golf muss ein DDR-Bürger zwischen 27.000 und 36.000 Ostmark zahlen - viel zu teuer für den Otto-Normalverdiener in der DDR, wo der Durchschnittslohn damals nur bei etwa 900 DDR-Mark liegt. Ein Trabant hat einen Listenpreis von 7.850 Ostmark. Erst als im Februar 1978 der Preis des Golf um 10.000 Ostmark gesenkt wird, nimmt der Absatz Fahrt auf. Eine weitere Bestellung wird aber nicht in Auftrag gegeben.

1984: Letzte Selbstschussanlage abgebaut

Am 30. November 1984 bauen DDR-Soldaten an der innerdeutschen Grenze die letzten Selbstschussanlagen ab. Sie haben damit bereits 1983 begonnen, als Gegenleistung für einen westdeutschen Milliardenkredit. Von 1971 bis 1984 waren etwa 55.000 dieser "Tötungsautomaten" auf einem Drittel der 1.400 Kilometer langen innerdeutschen Grenze montiert. 1985 folgt der Rückbau von Minenfeldern. Bautrupps entfernen hunderttausende Sprengfallen. Mehrere hundert Menschen sind auf ihrer Flucht in den Westen an der Grenze ums Leben gekommen.

Selbstschussanlage namens "SM-70" Bildrechte: mdr/rbb/Looks Film/BStU

2016: Genossenschaftsidee wird Weltkulturerbe

Am 30. November 2016 wird die Idee der Genossenschaften von der UNESCO als immaterielles Weltkulturerbe anerkannt. Die Genossenschaft ist eine solidarische Gemeinschaft, die Lösungen oder Probleme bewältigen kann, an denen die einzelne Person scheitern würde. Das Besondere: Die Mitglieder der Genossenschaft planen und gestalten ihre Aktivitäten in Eigenregie.

In Deutschland war Hermann Schulze-Delitzsch einer der Wegbereiter der Genossenschaftsidee. Er gründete Mitte des 19. Jahrhunderts genossenschaftliche Volksbanken in Sachsen, um Handwerkern günstige Kredite anzubieten. Zur gleichen Zeit organisierte Friedrich Wilhelm Raiffeisen im Westerwald Kredite für Landwirte. Neben Banken und landwirtschaftlichen Zusammenschlüssen sind vor allem Wohnungs- und Dienstleistungsgenossenschaften weit verbreitet. Laut UNESCO gibt es weltweit 800 Millionen Genossenschaftsmitglieder in über 100 Ländern.

2016: Zukunftspreis für Dresdner Forscher

Am 30. November 2016 zeichnet der damalige Bundespräsident Joachim Gauck Wissenschaftler der Technischen Universität Dresden mit dem Deutschen Zukunftspreis aus. Die Forscher haben mit Carbonbeton eine Alternative zum herkömmlichen Stahlbeton entwickelt. Statt Stahl werden Kunststoffgitter in den Beton eingelassen. Das Material ist leichter, langlebiger und umweltfreundlicher. Er wird unter anderem bereits zur Instandsetzung von Brücken verwendet. Der Zukunftspreis gehört zu den bedeutendsten Wissenschaftspreisen in Deutschland. Er ist mit 250.000 Euro dotiert. Auf dem Campus der TU Dresden steht das weltweit erste Gebäude aus Carbonbeton.

Dieses Thema im Programm:MDR FERNSEHEN | Umschau | 25. Oktober 2022 | 20:15 Uhr