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PorträtLucas Cranach der Ältere(1472-1553)

29. März 2019, 11:43 Uhr

Am 4. Oktober 1472 in Kronach geboren, nannte sich der Sohn eines Malers und Reißers für Holzschnitte nach seiner oberfränkischen Geburtsstadt. Seine erste Ausbildung erhielt er vermutlich vom Vater bevor er seine Heimatstadt verließ und über Nürnberg und Coburg nach Wien gelangte. Hier kam er während seines Aufenthaltes 1501-1504 im Freundeskreis um Konrad Celtis in ersten Kontakt mit den Humanisten.

Etwa zur selben Zeit machte sich der wettinisch-ernestinische Kurfürst Friedrich III. (der Weise) daran, Wittenberg zur repräsentativen kurfürstlichen Residenzstadt auszubauen. 1509 begann man mit dem Bau eines neuen kurfürstlichen Schlosses. Sein Vorhaben ließ der Kurfürst von berühmten Baumeistern, Malern und Holzschnitzern, unter ihnen Albrecht Dürer und Tilman Riemenschneider, künstlerisch umsetzen. Cranach selbst folgte bereits 1505 dem Ruf des Kurfürsten nach Wittenberg und wurde dessen Hofmaler. Kaum drei Jahre später erhob Friedrich III. ihn in Anbetracht der "(...) Ehrbahrkeit, Kunst und Redlichkeit" des Meisters in den Adelsstand und verlieh ihm einen Wappenbrief, mit dem er fortan seine Werke signierte.

Als bekanntestes Werk der ersten Wittenbergischen Jahre Cranachs erschien 1509 das so genannte "Wittenberger Heiltumsbuch": Es war ein Verzeichnis der Reliquien, die Friedrich der Weisen auf seiner Pilgerfahrt nach Jerusalem gesammelt hatte und und nun in der neugebauten Schlosskirche ausstellte. Diese wurden von Cranach auf 119 Holzschnitten dargestellt.

Etwa 1512/13 heiratete Lucas Cranach Barbara Brengebier, die Tochter eines Gothaer Ratsherren. In dieser Zeit begann er auch außerhalb des kurfürstlichen Hofes tätig zu werden und als Bürger Wittenbergs am einsetzenden wirtschaftlichen Aufschwung der Stadt teilzuhaben.

Schlossstraße 1: Sitz der berühmten Cranach-Werkstatt

Schon 1512 besaß Cranach neben dem Haus seiner Frau in Gotha zwei große Häuser in Wittenberg, die heutigen Gebäude Markt 5 und Schlossstraße 1. Nach dem aufwändigen Umbau des letzteren präsentierte es sich jahrhundertelang als das größte Privathaus Wittenbergs. Ein Haus dieser Größe war natürlich nicht nur zu Wohnzwecken errichtet worden. Hier richtete Cranach seine berühmte große Werkstatt ein. Nun wurden in arbeitsteiliger Produktion die vielseitigen und umfangreichen Aufträge des Hofes, der gesamten Wittenberger Bürgerschaft sowie von Fürsten der näheren und weiteren Umgebung ausgeführt. Dazu gehörten unter anderem Fürstenporträts, Entwürfe für Sommer- und Wintermoden des Hofes, Altäre, Festdekorationen, die dekorative Ausgestaltung von Schlössern oder Bürgerhäusern, die Gestaltung von Renn- und Turnierdecken sowie das Malen von Helmzeichen und Wappen.

Neben Malschülern und Altgesellen, die oft schon selbst hervorragende Künstler waren, beschäftigte Cranach Vergolder, Tischler, Glaser, Goldschmiede, Seidensticker und andere Fachleute. Auch beide Söhne des Meisters erhielten eine Ausbildung in der väterlichen Werkstatt. Diese wurde zu einem Unternehmen von einer für die damalige Zeit einzigartigen Größe, Vielseitigkeit und Arbeitsleistung. Die Leitung lag in Cranachs Händen.

Cranachs Apotheke: Von Medizin, Wein und Rattengift

Die für Cranach so typische enge Verbindung von Kunst und Geschäftssinn vollzog sich in dem Haus Schlossstraße 1 auf kleinstem Raum. Hier ließ er von einem seiner Verwandten eine Apotheke betreiben. Der Zeit entsprechend glich diese Apotheke eher einem Gemischtwarenladen, in dem man neben Arzneien und Kräutern aller Art auch Gewürze, Konfekt, Zucker, Siegelwachs, Rattengift und vieles andere kaufen konnte. Für Cranach war jedoch der der Apotheke angeschlossene Weinhandel am lukrativsten, da er praktisch konkurrenzlos Lieferant für gesellschaftliche Anlässe aller Art in Wittenberg wurde.

Soviel Geschäftssinn zahlte sich aus. Laut Grundsteuerabrechnung war Cranach 1528 größter Grundbesitzer und reichster Bürger Wittenbergs. Als solcher nahm er auch Einfluss auf die Geschicke der Stadt und wurde um 1538 für sieben Jahre Bürgermeister Wittenbergs, nachdem er seit 1519 Mitglied des Rates der Stadt gewesen war.

Cranachs gesellschaftliche Bande

Wie die Elbestadt so steht auch Cranach in enger Verbindung mit der Reformation. Freundschaftliche Beziehungen verbanden ihn und seine Familie mit der Familie Luthers, aber auch mit Melanchthon und Bugenhagen. Mit seinen Holzschnitten für Flugblätter, mit Altargemälden und Illustrationen zu Luthers Schriften leistete Cranach einen wesentlichen Beitrag, den Reformator und die Lehre des neuen Glaubens bekannt zu machen. Luthers Übersetzung des Neuen Testaments als so genannte "Septemberbibel" erschien 1522 nicht zufällig im Verlag Cranachs, den dieser gemeinsam mit dem Wittenberger Goldschmied Christian Döring betrieb.

Im hohen Alter von 81 Jahren starb Lucas Cranach am 16. Oktober 1553 im Haus seines Schwiegersohnes Christian Brück und seiner Tochter Anna in Weimar. In der Jacobskirche der Stadt wurde er beigesetzt. Dennoch bleibt Cranachs Name aufs engste mit Wittenberg verbunden, nannte er sich doch stets "Lucas Cranach, Maler zu Wittenberg".

Bildrechte: MDR/Jörg Thiem