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Die Musik der Goldenen Zwanziger

26. November 2021, 12:33 Uhr

Die 20er-Jahre waren ein sehr musikalisches Jahrzehnt. Die Charleston-Welle aus den USA hat dank Josephine Baker auch in Europa keinen Stein auf dem anderen gelassen. Jazz und Swing revolutionierten die Musik. Aber welche Titel hat man eigentlich gehört?

Den besten Einstieg schafft man natürlich mit den Comedian Harmonists. Das Sextett gilt als die bekannteste deutsche Gruppe aus der Zeit und war auch international erfolgreich. Songs wie "Ein Freund, ein guter Freund" oder "Veronika, der Lenz ist da" sind unsterbliche Klassiker. Nach dem Ersten Weltkrieg wurden die Konventionen immer weiter aufgebrochen. Das Nachtleben der "Goldenen Zwanziger" war geradezu ausgelassen und freizügig. Zwar galt das vor allem für die großen Städte, aber auch auf dem Land traf man sich gern zum Tanz im Vereinsheim.

Eine Tanzwelle schwappt über den großen Teich

In dieser Zeit wurden vor allem klassische Tänze wie Walzer oder Foxtrott getanzt, aber auch Tango war sehr beliebt. Schon vor dem Ersten Weltkrieg hatte der anrüchige Tango sich entgegen aller Widerstände des Kaisers im ganzen Land verbreitet. Besonderes Aufsehen erregten Ende der 20er-Jahre jedoch die neuen Tänze aus Amerika: Shimmy, Lindy Hop und vor allem der Charleston lösten noch einmal eine regelrechte Tanzwelle aus und sorgten für Entsetzen unter den Kirchen und Konservativen.

Goldene Zeiten für den Schlager

Abseits der großen Klassiker und amerikanischen Importe hat sich der Schlager in den Zwanzigern ganz schön gewandelt. So wurden zum Beispiel zahlreiche Nonsens-Texte gedichtet - inspiriert vom Dadaismus. Beispiele sind: "Wer hat bloß den Käse zum Bahnhof gerollt?" oder "Mein Papagei frisst keine harten Eier". Auch schön: "Du Bist als Kind zu Heiß Gebadet worden". Aber in den Zwanzigern gab es nicht nur verrückte Schlager. Die Texte waren mitunter ganz schön frivol. "Fräulein, wolln Sie nicht ein Kind von mir?", "Wenn die Elisabeth nicht so schöne Beine hätt", "Wenn ich Liebe brauche, dann geh ich zur Pauline" sind alles Titel, die die etwas freizügigere Moral zum Ausdruck bringen, die damals vor allem im Nachtleben herrschte. Die Musiker waren damals Meister des Subtexts, wie zum Beispiel in "Am Sonntag will mein Süßer mit mir segeln geh'n", das in einer Version von Paul Goodwin gesungen wurde.

Der Hüftschwung der Zwanziger: Charleston

Als besonders typisch für die Tänze der Zwanziger gilt vor allem einer: der Charleston. Er wurde nach der Hafenstadt Charleston im US-Bundesstaat South Carolina benannt. Die von dem Pianisten James P. Johnson komponierte Melodie "The Charleston" wurde nach ihrer Aufführung im Musical "Running Wild" am New Yorker Broadway 1923 weltweit populär. In Europa war vor allem eine Frau für die Charleston-Welle verantwortlich: die Tänzerin Josephine Baker. 1925 führte sie den Charleston zum ersten Mal in einer Revue in Paris auf. Von dort aus wurde der Tanz in ganz Europa populär.

Modern in allen Punkten

Nicht nur moderne Moralvorstellungen haben in den Texten ihre Spuren hinterlassen. Auch die neue Technik wurde vom Schlager humorvoll thematisiert. Zum Beispiel in "Mein Bruder macht im Tonfilm die Geräusche". Und auch die große weite Welt war in den Songs ein Thema. "Was macht der Mayer am Himalaja", "Ich fahr mit meiner Clara in die Sahara" oder "Der Onkel Bumba aus Kalumba" spielten alle mit den kolonialen Vorstellungen von der Exotik fremder Länder. Selbst der Black Bottom hielt im deutschen Schlager Einzug in "Ja, bei den Hottentotten".

Ein Song, sehr viele Versionen

Viele der Titel gibt es in verschiedenen Fassungen von verschiedenen Orchestern und Sängern. "Veronika, der Lenz ist da" gibt es zum Beispiel nicht nur von den Comedian Harmonists, sondern auch vom Columbia Tanzorchester oder von Herrmann Leopoldi. Das liegt daran, dass Schlager aus den Operetten des 19. Jahrhunderts entstanden sind. Die gehören zur klassischen Musik, wo traditionell eher die Komponisten (und Texter) im Vordergrund stehen.

Über dieses Thema berichtete der MDR auch im TV:Geschichte Mitteldeutschlands - Das Magazin | 18.08.2015 | 21:15 Uhr