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Aus dem Leben eines Berufspendlers

04. Januar 2016, 18:39 Uhr

Andreas Wenke ist Berufspendler – er lebt in Panschwitz-Kuckau, arbeitet aber seit vielen Jahren im Westen Deutschlands. Ein Fernsehteam des MDR hat den Fliesenleger 2005 eine Woche lang begleitet.  

Ein Sonntagnachmittag in Panschwitz-Kuckau. Andreas Wenke spielt mit seinen beiden Kindern im Garten, seine Frau bereitet das Abendessen vor. Es sind die letzten gemeinsamen Stunden der Familie. Am Abend wird sich Andreas Wenke wieder ins Auto setzen und in den Westen fahren, zur Arbeit. In seiner Region fand der Fliesenleger keine Stelle und so entschied er sich schweren Herzens, in die Fremde zu ziehen. Vorübergehend, dachte er damals. Aber aus der "Notlösung" wurde ein Dauerzustand. Fünf Jahre pendelt Wenke nun schon zwischen Frankfurt/Main und seiner sorbischen Heimat. "Wenn am Sonntagabend die Autotür zugeht, ist das Privatleben vorbei", sagt er und resümiert: "Vorteile hat das Pendeln keine."

"Mit Gedanken an zu Hause gehe ich ins Bett"

Die ganze Nacht hat Andreas Wenke auf der Autobahn verbracht. Erst am frühen Morgen ist er in Frankfurt angekommen. Es geht gleich auf die Baustelle - ein 5-Sterne-Hotel soll im Zentrum Frankfurts entstehen, Wenke ist als Vorarbeiter beschäftigt. Am späten Abend kommt er in die weit abgelegene Unterkunft, die ihm der Bauherr besorgt hat – eine schäbige, heruntergekommene Bude, die er sich mit einem Kollegen teilt. Die beiden essen einen Happen, trinken noch ein Bier, dann legen sie sich hin. "Mit Gedanken an zu Hause gehen wir ins Bett", sagt Wenke und macht das Licht aus.      

Gast in der eigenen Familie

Die Arbeitswoche ist vorbei und Andreas Wenke wieder zurückgekehrt zu seiner Familie in Panschwitz-Kuckau. "Man freut sich immer aufs Wochenende", sagt seine Frau. "Die Kinder vermissen den Papa." Sie könne ihn nicht ersetzen. Er fehlt einfach. Wenke selbst empfindet sich zunehmend als "Gast" in der eigenen Familie. "Man ist abgestellt. So nach dem Motto: Der ist ja eh nur am Wochenende da", sagt er traurig. Doch an der Situation wird sich so schnell nichts ändern - es gäbe hier nun einmal keine Arbeit für ihn. "Die Kinder halten unsere Ehe zusammen", sagt er. "Doch wie lange noch…?"