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Heute im Osten

Die Mini-Trumps in Osteuropa: Petro Poroschenko

17. Juli 2017, 10:09 Uhr

Donald Trump ist Geschäftsmann und Politiker. Wie schlecht beides miteinander vereinbar ist, zeigt sich am ukrainischen Präsidenten Petro Poroschenko, einem der "Mini-Trumps" aus unserer gleichnamigen Serie.

"Schokoladenkönig" oder "Zuckerbaron" wird Petro Poroschenko von vielen Medien genannt. Wobei man letztere Zuschreibung auch als Spitze gegen den ukrainischen Präsidenten werten kann. Denn im 19. Jahrhundert wurden durch Firmenimperien reich geworden Geschäftsleute erst "Industriebarone" genannt, später "Räuberbarone".

Die Räuberbarone waren so etwas wie die Vorgänger der modernen Oligarchen. Gemeint sind damit jene findigen Geschäftsleute, die es in den chaotischen 1990er Jahren in den postsowjetischen Staaten zu enormen Reichtum gebracht haben - oft durch halblegale oder illegale Geschäftspraktiken. Ein Vorwurf, der auch Poroschenko seit Jahren verfolgt.

Aufstieg durch Süßigkeiten

Geboren wurde Petro Poroschenko 1965 in der südwest-ukrainischen Stadt Bolhrad an der rumänischen Grenze. In den 1980er Jahren studierte er Ökonomie in Kiew und leistete seinen Wehrdienst bei den sowjetischen Streitkräften. Nach einer Prügelei wurde er nach Kasachstan strafversetzt. In den Wirren der untergehenden Sowjetunion machte Poroschenko dann erste Versuche als Geschäftsmann. Er begann, mit Kakaobohnen zu handeln.

In den folgenden Jahren kaufte Poroschenko mehrere Süßwarenfabriken. 1996 verschmolzen diese zum Konzern "Roshen". Heute ist der der größte Pralinenhersteller des Landes und verkaufte vor der Ukraine-Krise vierzig Prozent seiner Produktion nach Russland. Hinzu kommen über 100 Firmenbeteiligungen, die Poroschenko nach unterschiedlichen Schätzungen zum Multimillionär oder sogar Milliardär gemacht haben.

Interessenkonflikte und Steuervermeidungsmodelle

Dass seine geschäftlichen Interessen nicht mit dem Präsidentenamt vereinbar sind, wurde vor Poroschenkos Wahl im Mai 2014 immer wieder thematisiert. Damals versicherte er immer wieder, seine Beteiligungen nach der Wahl zu verkaufen. Eingelöst hat Poroschenko dieses Versprechen bis heute nicht. Durch den Dauerkonflikt in der Ostukraine fände sich kein Abnehmer, der einen annehmbaren Preis für den Konzern zahlen würde, behauptet der Präsident seither.

Im Zuge der Enthüllungen zu den "Panama Papers" gerieten auch Poroschenkos Finanzströme in den Fokus. So wurde bekannt, dass er zwei Monate nach seiner Wahl Briefkastenfirmen auf den Britischen Jungferninseln gründen ließ. Poroschenko begründete das Firmenkonstrukt damit, dass er so seine unternehmerischen und politischen Aktivitäten trennen wollte.

Behörden sehen keinen Grund zum Handeln

Ukrainische Medien und die Antikorruptionsorganisation Transparency International kamen hingegen zu dem Schluss, dass Poroschenko damit Steuern vermeiden wollte und so gegen ukrainisches Recht verstoßen habe. Ein Vorwurf, den die ukrainische Behörden aber nicht aufgriffen. Die Generalstaatsanwaltschaft in Kiew erklärte bereits 2014, sie habe keinen Tatbestand festgestellt.

Über dieses Thema berichtete MDR AKTUELL auch im:TV | 19.05.2017 | 17:45 Uhr