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Heute im Osten

Die Umstellung von Winter- auf Sommerzeit und dann wieder zurück bringt die innere Uhr vieler Menschen durcheinander. Bildrechte: IMAGO / McPHOTO

ZeitumstellungPolen hadert mit der Winterzeit

23. März 2018, 17:39 Uhr

Alle Jahre wieder die gleichen Prozeduren im Frühjahr und Herbst. Die Uhren werden eine Stunde vor- bzw. zurückgestellt. Auch in Polen ist die Zeitumstellung umstritten. Eine Abschaffung der Winterzeit scheiterte im November 2017 aber am EU-Recht.

Über Sinn und Zweck der Zeitumstellung scheiden sich die Geister. Russland zum Beispiel hat sich 2014 von der Sommerzeit ganz verabschiedet und dauerhaft die Winterzeit belassen. Auch in Polen wird mit der Zeitumstellung gehadert. Obwohl die Winterzeit als die "normale" Zeit bezeichnet wird, stand im vergangenen Herbst gerade diese Variante zur Debatte. Die Volkspartei (PSL) war Vorreiter bei diesem Thema.

Gegen den Uhrzeigersinn

PSL-Vorsitzender Władysław Kosiniak-Kamysz hatte angesichts der neuerlichen Umstellung der Uhren Ende Oktober ein neues Projekt vorgelegt: Ab dem 1. Oktober 2018 soll in Polen die mitteleuropäische Sommerzeit für das ganze Jahr eingeführt werden. Und da waren sich die polnischen Abgeordneten ausnahmsweise mal einig: Der Vorschlag der Volkspartei wurde von allen Sejm-Fraktionen unterstützt. Auch bei der PiS-Regierung stieß das Projekt zunächst auf großes Echo. Doch schon im November 2017 stoppte die polnische Regierung das Ansinnen unter Berufung auf geltendes EU-Recht. Demnach können einzelne Mitgliedsländer nicht auf eigene Faust aus der Zeitumstellung aussteigen.

Kulturpalast in Warschau Bildrechte: imago/blickwinkel

Diskussion so alt wie Zeitumstellung

Man hat mit der Zeitumstellung gehofft, Energie einzusparen, indem man das Tageslicht effizienter nutzt. Weil der Stromspar-Effekt ausblieb, steht die Zeitumstellung stark in der Kritik. Nach herrschender Meinung zahlt sich die Umstellung von Sommer- auf Winterzeit nicht aus.

Das sehen auch die polnischen PSL-Abgeordneten so: Die Zeitumstellung beeinträchtige jedes Mal Körper und Geist. Auch sonst bringe sie keine ökonomischen oder sozialen Vorteile mit sich, sagte PSL-Vorsitzender Kosiniak-Kamysz im Herbst 2017 gegenüber dem polnischen Sender TVN24. Die biologische Uhr des Menschen werde dadurch verstellt, was sich wiederum schlecht auf das Wohlbefinden auswirke. Die Folgen: Schlafstörungen, Konzentrationsstörungen, höheres Herzinfarktrisiko und mangelnder Appetit.

Die Volkspartei (PSL) sieht durch die Zeitumstellung auch Schwierigkeiten für Unternehmen. Besonders betroffen sei die Transport- und Finanzbranche. Auch Züge und Flugzeuge müssten sich an die Zeitumstellung anpassen. Dies bedeute, dass sie entweder eine Stunde Pause einlegen oder ihren Fahrplan ändern müssten.

Keine Mehrheit gegen Zeitumstellung im EU-Parlament

Zwischenzeitlich war die zweimal jährliche Zeitumstellung auch Thema im EU-Parlament - allerdings unter umgekehrten Vorzeichen. Im Februar 2018 berieten die Europa-Parlamentarier über eine Abschaffung der Sommerzeit. Eine Mehrheit fand der entsprechende Vorschlag zwar nicht, aber die EU-Kommission wurde beauftragt, die Vor- und Nachteile der Zeitumstellung genau unter die Lupe zu nehmen und die Regelung gegebenenfalls abzuschaffen.

Dass die Forderungen nach Einstellung der Sommerzeit untersucht würden, hatte eine Sprecherin der EU-Kommission bereits zur Zeitumstellung im Oktober 2017 gesagt. Ergebnisse liegen offenbar noch nicht vor.

Einheitliches Drehen an der Uhr in der EU

Immer am letzten Wochenende im Oktober wird die Uhr um eine Stunde zurück auf Winterzeit umgestellt. Bildrechte: imago/Rene Traut

In Polen wurde die Zeitumstellung 1977 eingeführt. In Deutschland gab es die Sommerzeit erstmals während des Ersten Weltkriegs und wurde im Zweiten Weltkrieg erneut eingeführt. Danach wurde einige Jahre weiter ziemlich an der Uhr gedreht. Von 1950 bis 1979 herrschte in den beiden deutschen Staaten Uhren-Frieden, bevor 1980 als Nachwirkung der Ölkrise die Sommerzeit wieder praktiziert wurde. Seit 1996 ist die Zeitumstellung für die Mitgliedsländer der EU einheitlich geregelt.

Eselsbrücken"Im Frühjahr stellt man die Gartenmöbel VOR das Haus - Im Herbst wieder ZURÜCK ins Haus."

"Vorne im Jahr werden die Uhren VORgestellt, hinten im Jahr werden sie ZURÜCKgestellt."       

"Im FRÜHJAHR muss man FRÜHer aufstehen."

(pkl/ama/dpa/tvn24)

Über dieses Thema berichtete MDR AKTUELL auch im TV:MDR | 08.02.2018 | 21:45 Uhr