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Die Sonderausstellung in Hoyerswerda nimmt Brigitte Reiman, Jürgen von Woyski und Konrad Zuse und ihr Verhältnis zur Stadt ins Visier. Bildrechte: Sibylle Muth, MDR

"Drei Kreative. 100 Jahre. Eine Stadt."Hoyerswerda: Neue Ausstellung würdigt Reimann, Zuse und Woyski

12. Juni 2023, 16:10 Uhr

Hoyerswerda – die Stadt in der Lausitz hat Industriegeschichte geschrieben. Jetzt zeigt eine zweiteilige Ausstellung, wie sie Kreative inspirierte: Der Streifzug beginnt vor 100 Jahren, als die Familie des späteren Computererfinders Konrad Zuse nach Hoyerswerda kam. Zu DDR-Zeiten verewigte die Schriftstellerin Brigitte Reimann die Stadt im Roman "Franziska Linkerhand". Bildhauer Jürgen von Woyski prägte sie mit seinen Skulpturen. Bis 3. September 2023 ist "Drei Kreative. 100 Jahre. Eine Stadt." im Zuse-Computer-Museum und im Stadtmuseum zu sehen.

von Sibylle Muth, MDR KULTUR

Was haben die Schriftstellerin Brigitte Reimann, der Bildhauer Jürgen von Woyski und der Computervater Konrad Zuse gemeinsam? Die kreativen Köpfe wurden auf ihrem Lebensweg von der Stadt Hoyerswerda geprägt und haben sie durch ihr Schaffen beeinflusst.

"Reimann hat über die Stadt geschrieben, Woyski hat sie von Anfang an künstlerisch geprägt und auch andere ermuntert, hier herzukommen.Und Konrad Zuse wurde extrem von der Industrialisierung hier angeregt und inspiriert", sagt Andrea Pittmann vom Zuse- Computer-Museum Hoyerswerda.

Computer-Erfinder Zuse von Hoyerswerda fasziniert

Die Sonderausstellung "Drei Kreative.100 Jahre. Eine Stadt" teilt sich in zwei Ausstellungen. Im Zuse-Computer-Museum wird die Verbindung der drei kreativen Köpfe zur Stadtentwicklung erzählt, im Schloss- und Stadtmuseum geht es um ihre Biografien. Zu Konrad Zuses Zeiten, er kam 1923 nach Hoyerswerda, damals noch ein kleines Dorf und doch schon geprägt vom Braunkohleabbau.

Als Teenager mit viel künstlerischer Fantasie ausgestattet, erlebt Zuse die Veränderungen seiner Stadt und hält alles in Skizzen und Grafiken fest. Das technische Gesehene baut er in Form von fernsteuerbaren Konstruktionen aus dem Modellbaukasten nach. Nicht einmal 20 Jahre später konstruiert Zuse den ersten Computer der Weltgeschichte.

Reimann-Roman "Franziska Linkerhand" erzählt von Hoyerswerda zu DDR-Zeiten

In den 50er-Jahren wird das Kombinat "Schwarze Pumpe" aufgebaut, indem das reiche Braunkohlevorkommen der Lausitz veredelt wird. Für die neuen Arbeitskräfte brauchte es eine Stadt und die entstand am Reißbrett. Dieser spannende sozialistische Aufbauplan zog Brigitte Reimann nach Hoyerswerda. Sie schrieb in ihren Werken immer wieder vom Alltag der Bewohner, von den Auseinandersetzungen und Problemen in der jungen Neustadt Hoyerswerda. Zum Beispiel in ihrem Buch "Franziska Linkerhand".

Brigitte Reimann verarbeitete das Leben in Hoyerswerda auch in ihrer Literatur. Bildrechte: Sibylle Muth, MDR

Am Anfang der Stadtentwicklung fehlt der jungen Schriftstellerin die Kunst und Kultur, die Stadt erscheint ihr grau und unmenschlich. So schreibt sie einen Zeitungsartikel mit der Überschrift: "Kann man in Hoyerswerda küssen?".

Sensationsfund in der Ausstellung: Reimanns erste Romanfassung "Die Geschwister"

Im Schloss- und Stadtmuseum ist viel über ihre Biografie zu erfahren und hier wird der neuste Fund zu Brigitte Reimann präsentiert. Im Jahre 2022 fand man im Keller unter einer Treppenstufe im ehemaligen Wohnhaus der Schriftstellerin Dokumente, Briefe, Zeitungsartikel und ein Schulheft mit dem Ursprungsmanuskript der "Geschwister", eines der meist diskutierten Bücher der DDR-Literatur. Ein Sensationsfund, der dazu führte, dass der Roman "Die Geschwister" überarbeitet und neu aufgelegt wurde.

"Kunst am Bau" von Jürgen von Woyski im sozialistischen Hoyerswerda

Im Nebenraum wird das Lebenswerk des weniger bekannten Bildhauers Jürgen von Woyski vorgestellt. Seine Plastiken und bildhauerischen Werke kann man heute noch in der ganzen Stadt finden. "Kunst am Bau" war das Motto der sozialistischen Neustadt Hoyerswerda, die sich mit seinen Werken schmückte. Die neuen Bewohner sollten sich wohlfühlen und sich mit der Stadt identifizieren. Durch Plastiken, wie Mütter und Kinder, der Trompeter oder der Flötenspieler, aber auch mit dem Ehrenmal für die gefallenen sowjetischen Soldaten. Jürgen von Woyski konnte frei schaffen und so holte er auch osteuropäische Kollegen nach Hoyerswerda zu den berühmten Bildhauersymposien ab 1973.

"Er hat sich von der Natur und dem Umfeld und auch der Sorbischen Kultur prägen und inspirieren lassen. Und er hat natürlich auch die internationalen Bildhauersymposien realisiert. Die brachten internationales Flair nach Hoyerswerda", so Kerstin Noak, Leiterin des Schloss- und Stadtmuseums Hoyerswerda. Die Sonderausstellung "Drei Kreative. 100 Jahre. Eine Stadt." bietet eine spannende Zeitreise durch drei außergewöhnliche Biografien und ein vielschichtiges Porträt der Stadt Hoyerswerda.

Angaben zur Ausstellung:Drei Kreative.100 Jahre. Eine Stadt.
Sonderausstellung zu Brigitte Reimann, Konrad Zuse und Jürgen von Woyski in Hoyerswerda

11. Juni bis 3. September 2023

ZCOM Zuse-Computer-Museum
D.-Bonhoeffer-Str. 1-3
02977 Hoyerswerda

Öffnungszeiten:
Dienstag bis Sonntag, Feiertage 10 bis 17 Uhr

Schloss und Stadtmuseum Hoyerswerda
Schloßplatz 1
02977 Hoyerswerda

Öffnungszeiten:
täglich 10 bis 18 Uhr

Redaktionelle Bearbeitung: Lilly Günthner

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Dieses Thema im Programm:MDR SACHSEN | 11. Juni 2023 | 19:00 Uhr