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Die Krypta des Klostera in Memleben, welches aktuell Schauplatz einer archäologischen Tiefenfahndung nach dem Herz Kaiser Ottos des Großen ist. Bildrechte: imago images/Hans P Szyszka

AusstellungDie Rätsel von Memleben – Auf den Spuren von Otto des Großen Kaiserpfalz und Herz

07. Mai 2023, 04:00 Uhr

Vor 1050 Jahren ist Kaiser Otto der Große in Memleben im heutigen Burgenlandkreis gestorben. Sein Herz wurde dort in einer Marienkirche beigesetzt. Kirche und Herz sind jedoch seit langer Zeit verschwunden. Eine neue Ausstellung im Museum Kloster und Kaiserpfalz Memleben begibt sich nun auf archäologische Tiefenfahndung. Dabei dreht sich alles um "Des Kaisers Herz".

von Hartmut Schade, MDR KULTUR

Das Herz des großen Otto, es hat für Memleben geschlagen. Ein halbes Dutzend mal war er hier in seiner Pfalz, hat hier wichtige Urkunden ausstellen lassen. Manche Historiker behaupten gar, es sei seine Lieblingspfalz gewesen. Doch der Königshof ist ebenso spurlos verschwunden wie Ottos Herz. Seit fast 100 Jahren suchen die Archäologen – bislang vergeblich.

Das Herz ist das eine große Mysterium hier in Memleben. Die Frage nach dem Ort der Kaiserpfalz, das zweite.

Andrea Knopik, Leiterin des Museums "Kloster und Kaiserpfalz Memleben"

Memleben digital wieder auferstehen lassen

Zu sehen ist in Memleben wenig von der einstigen Bedeutung, die der Ort im 10. Jahrhundert hatte. Am Sterbeort von Otto und seinem Vater Heinrich entstand eine Kirche, für die es in Mitteldeutschland kein Vorbild gab: 82 Meter lang, fast 40 Meter breit, zwei Chöre, zwei Querhäuser, ein dreischiffiges Langhaus. Benediktinermönche sollten hier bis in alle Ewigkeiten das Gedenken an die beiden Sachsenherrscher wachhalten.

Doch von dem monumentalen Bau sind heute nur noch ein paar Mauerreste übrig. Nachgepflasterte Umrisse auf einer Kiesfläche verraten die frühere Ausdehnung. In der neuen Ausstellung kann jeder Besucher die Kirche dank Augmented Reality wieder auferstehen lassen. Auf den Tablets der Gäste erscheint die Kirche mit Fenstern, Chören, Dach und Apsis wie vor tausend Jahren – für Andrea Knopik vom Museum Memleben wird so erst die Monumentalität des Baus sichtbar, die ihn auch im europaweiten Vergleich standhalten lässt.

Dank moderner Technik können Besucher der Ausstellung "Des Kaisers Herz" in die Geschichte des Klosters Memleben eintauchen. Bildrechte: Museum Kloster und Kaiserpfalz Memleben

Auch die Kirchenruine aus dem 13. Jahrhundert oder der Kreuzgang des Kloster entstehen so wieder neu. Wer Zeit und Lust hat, kann sich mit Hilfe der Tablets tief in die Geschichte des Ortes und in Details der Bauten hineinzoomen.

Blieb die Monumentalkirche von Memleben unvollendet?

Zu den großen Rätseln von Memleben gehört, warum die Benediktiner nur 200 Jahre nach der Monumentalkirche eine deutlich kleinere Kirche gleich daneben errichteten. Jahrzehntelang glaubten die Archäologen, die Kirche aus dem 10. Jahrhundert wäre nie vollendet worden. Erst die Grabungen der letzten Jahre, deren wichtigste Funde nun im Museum gezeigt werden, widerlegten diese Theorie.  

2018 wird ein Altarweihestein gefunden, im vergangenen Jahr zehn Grabstätten im Kreuzgang und eine im Kircheninneren. Datiert auf Mitte des 12. bis Mitte 13. Jahrhundert, beweist diese für Museumschefin Andrea Knopik, "dass die Kirche zum Bestattungszeitpunkt definitiv stand und in Nutzung war".

Die Ausstellung im Musem Memleben macht das einstiges Ausmaß und die historische Bedeutung des Klosters deutlich. Bildrechte: Museum Kloster und Kaiserpfalz Memleben

Darüber hinaus sind in der Ausstellung Teile der Klosterküche zu sehen, dazu 1.000 Jahre altes Glas und Scherben aus der Zeit der Himmelsscheibe. Memlebens Geschichte ist nämlich weit älter als Kaiserpfalz und Kirchenbauten.

Die Suche nach Kaiser Ottos Herz geht weiter

Ein Gegenstand aber fehlt in der Schau: das Herz des Kaisers. Beziehungsweise das Gefäß, in dem die inneren Organe Otto des Großen bestattet wurden. Immerhin ist am Rande der Monumentalkirche ein 2022 ausgegrabener Mauerrest zu sehen, der von einem älteren Bau stammt – vielleicht die in den Chroniken erwähnte Marienkirche, vielleicht auch der immer noch vermisste Königshof. Die archäologische Fahndung geht weiter.

Wir finden natürlich auf dem Weg dahin ganz viel nebenbei. Und das ist ja nicht geringerwertig, nur weil es nicht das pochende Herz von Kaiser Otto dem Großen ist.

Andrea Knopik, Leiterin des Museums "Kloster und Kaiserpfalz Memleben"

Und es muss ja noch ein spektakulärer Fund übrigbleiben – für eine nächste Ausstellung. Das Spektakel dieser Ausstellung ist die virtuelle Auferstehung der Kirchenbauten. Wie das kleine Museum die Möglichkeiten der modernen Technik nutzt, beeindruckt. Damit übertrumpfen die Memlebener berühmtere Konkurrenten.  Aber das war ja schon vor 1.000 Jahren so.

Weiterführende Informationen"Des Kaisers Herz" – Archäologische Tiefenfahndung am Sterbeort Ottos des Großen
11.03. bis 31.10.2023

Museum Kloster und Kaiserpfalz Memleben
Thomas-Müntzer-Straße 48 | 06642 Kaiserpfalz OT Memleben

Öffnungszeiten:

11.03. bis 31.10.2023,
täglich 10 bis 18 Uhr

Preise:

Erwachsene 8,90 Euro
ermäßigt 5 Euro
Familien (2 Erwachsene + bis zu 4 Kinder) 23 Euro

(Redaktionelle Bearbeitung: Tina Murzik-Kaufmann)

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Dieses Thema im Programm:MDR KULTUR - Das Radio | 05. Mai 2023 | 07:40 Uhr